"Wir werden von Affen regiert"

Südsudan
Die Tonlage zwischen der katholischen Kirche und der Regierung im Südsudan verschärft sich. Als einen „schlechten Witz“ bezeichnete der Weihbischof von Juba einen von Präsident Salva Kiir ausgerufenen nationalen Gebetstag. Und in einem Hirtenbrief kündigen die Bischöfe an, die Konfliktparteien solange zu nerven, bis sich endlich etwas ändert.

Für Santo Loku Pio Doggale hat der von Präsident Salva Kiir für den 10. März anberaumte nationale Gebetstag für Frieden, Vergebung und Versöhnung offenbar das Fass zum Überlaufen gebracht. Es sei „ein schlechter Witz, den Präsidenten zum nationalen Gebet aufrufen zu hören, während zur selben Zeit seine Soldaten Jagd auf Menschen quer durch den Südsudan machen“, sagte der Weihbischof von Juba Anfang März in einem Interview mit dem amerikanischen Auslandssender Voice of America.

Der Katholik Kiir zeige sich dieser Tage ja nicht einmal in der Kirche. Als Präsident solle er erst einmal selbst seine Bereitschaft zur Vergebung beweisen und zum Beispiel alle politischen Gefangenen freilassen, sagte Doggale. Der Gebetstag sei „ein politisches Spielchen“, mit dem die Regierung die internationale Gemeinschaft blenden wolle. Er selbst wollte sich daran nicht beteiligen.

Doggale ist nicht der erste katholische Würdenträger, der sich derart harsch über die Regierung äußert. Vor einigen Monaten hatte der Apostolische Administrator Rocco Taban – in seiner Stellung einem Bischof ebenbürtig – die Regierung als „Teufel und Kriminelle“ bezeichnet und in einer Predigt gesagt, der Südsudan werde „von Affen regiert“.

Das Wort der katholischen Bischöfe hat Gewicht

Die katholische Kirche vertritt etwa 40 Prozent der Bevölkerung im Südsudan und ist damit vor den Anglikanern und Presbyterianern die größte Kirche. Die katholischen Bischöfe in dem noch jungen Land sind für ihre klaren Worte bekannt. Mehrfach haben sie in den vergangenen Jahren an die Konfliktbeteiligten appelliert, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Das sei von den Verantwortlichen aber nicht gehört worden, schreiben sie in einem Ende Februar veröffentlichen Hirtenbrief, der dieses Mal auch international verschickt wurde.

Die Bischöfe warnen darin, die anhaltende Dürre und der Bürgerkrieg könnten zu einer humanitären Katastrophe führen. Auch berichten sie von Übergriffen von Anhängern der Regierung auf katholische Einrichtungen. Priester, Nonnen und andere Kirchenmitarbeitende seien bedroht, eine katholische Buchhandlung geschlossen und kirchliche Radiosendungen aus dem Programm genommen worden.

„Wir machen uns Sorgen, dass einige Leute in der Regierung offenbar der Kirche misstrauen“, schreiben die Bischöfe. In einigen Gebieten habe die Kirche auf lokaler Ebene Friedensvereinbarungen mit den Konfliktparteien aushandeln können. Diese würden aber untergraben, wenn die örtlichen Regierungsvertreter durch Hardliner ersetzt würden, die von diesen Bemühungen nichts halten. „Die Kirche ist nicht für oder gegen jemanden, weder für die Regierung noch für die Opposition“, halten die Bischöfe fest. Die Kirche sei für Frieden und gegen Gewalt.

"Wir wollen endlich Taten sehen"

In dem Hirtenbrief kündigen die Bischöfe an, dass sie mit allen Konfliktbeteiligten so oft und so lange Einzelgespräche führen wollen, bis die Verantwortlichen endlich etwas ändern. Zu diesen Unterredungen würden sie Kardinäle und Bischöfe aus anderen Ländern hinzuziehen. „Wir brauchen keinen Dialog um des Dialogs willen, sondern wollen endlich Taten sehen.“

Dass sich die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der Regierung im Südsudan zunehmend verschlechtern, beobachten die katholischen Hilfswerke hierzulande mit großer Sorge. Um die Arbeit ihrer Partner vor Ort nicht in Gefahr zu bringen, wollte sich keiner der zuständigen Referenten zu diesem Thema öffentlich äußern.

Im Südsudan herrscht seit Ende 2013 ein Bürgerkrieg, bei dem sich anfangs Regierung und Opposition gegenüberstanden, der mittlerweile aber auch von ethnischen Konfliktlinien bestimmt wird. Genaue Zahlen zu Opfern und Flüchtlingen gibt es nicht. Doch nach Angaben der Vereinten Nationen sind allein bis März schätzungsweise 50.000 Menschen getötet und drei Millionen Südsudanesen aus ihren Heimatorten vertrieben worden. Wegen der anhaltenden Dürre droht dem Land zudem eine Hungersnot.

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erschienen in Ausgabe 4 / 2017: Die Versuchung des Populismus
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