Gut geschmierte Geschäfte

Schweizer Ölhändler
Die Organisation Public Eye hat die undurchsichtigen Öl-Geschäfte der Genfer Firma Gunvor in der Republik Kongo unter die Lupe genommen und ist dabei auf brisante Dokumente gestoßen. Sie widerlegen die Behauptung des Konzerns, er sei Opfer eines allein handelnden Mitarbeiters.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Genfer Ölhandelsfirma Gunvor wegen ihrer dubiosen Geschäfte im Zusammenhang mit einem Öl-Deal mit der Republik Kongo von sich reden macht: Die Bundesanwaltschaft eröffnete bereits 2012 ein Strafverfahren gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Rohstoffkonzerns wegen Verdachts auf Betrug, Veruntreuung und Geldwäscherei. Inzwischen wurde das Verfahren auf die gesamte Firma ausgeweitet.

Public Eye (vormals Erklärung von Bern) begann 2016, sich mit dem Fall genauer zu befassen. Die Organisation sprach mit Dutzenden meist anonymen Quellen, analysierte Handelsdaten, verfolgte Tankerladungen zurück und berechnete Gewinne. Ihren detaillierten Bericht hat sie im September vorgelegt. Danach erhielt Gunvor von 2010 bis 2012 aus der Republik Kongo 22 Lieferungen Rohöl im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar. Im Zusammenhang mit diesem Geschäft soll das Unternehmen mehr als 30 Millionen Dollar an verdächtigen Zahlungen getätigt haben.

Als die Bundesanwaltschaft sich 2012 erstmals für den Fall interessierte, stellte sich Gunvor auf den Standpunkt, der Konzern sei Opfer eines allein handelnden Mitarbeiters geworden. Ebenfalls von „unerwünschtem individuellem Verhalten“ sprach die Firma, als zwei Jahre später ein Video auftauchte, das einen zweiten Mitarbeiter bei einem Bestechungsversuch zeigte, um nach einer Unterbrechung wieder mit der Republik Kongo ins Geschäft zu kommen.

Gunvor geht dann doch lieber selbst an die Öffentlichkeit

Public Eye stieß bei ihren Recherchen auf ein juristisches Schriftstück, das diese Aussagen widerlegt. Es handelt sich um ein Schreiben der Bundesanwaltschaft vom vergangenen Juni, laut dem das Gunvor-Management die verdächtigen Zahlungen genehmigt hat. Eine davon „wurde von nicht weniger als sechs Gunvor-Angestellten abgesegnet“.  Kurz vor der Veröffentlichung des Public-Eye-Berichtes informierte die Firma selbst die Medien, dass die Bundesanwaltschaft wegen „Organisationsmängeln“ nun gegen das gesamte Unternehmen ermittle.

Gunvor ist heute der viertgrößte unabhängige Ölhändler weltweit. Gegründet 1997, wurde die Firma dank russischem Öl groß. Von 2006 an will sie ihre Abhängigkeit vom staatlichen russischen Ölgiganten Rosneft verringern und in neue Märkte vordringen. Sie richtete den Blick nach Afrika und kam mit der Republik Kongo ins Geschäft. Das Land gehört laut Transparency International zu den 15 korruptesten Staaten der Welt, seine Einnahmen beruhen zu zwei Drittel auf dem Verkauf von Erdöl.

Public Eye hält in ihrem Bericht fest, der Fall Gunvor im Kongo zeige, dass die Schweizer Regierung die Tätigkeiten solcher Unternehmen „endlich mit verbindlichen Maßnahmen regulieren muss“. Als Sitz von rund 500 Rohstofffirmen habe die Schweiz eine besondere Verantwortung. Der Bundesrat setze immer noch auf den guten Willen dieser Firmen. „Man kann das naiv nennen. Man kann es auch als heuchlerisch bezeichnen.“

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erschienen in Ausgabe 11 / 2017: Süd-Süd-Beziehungen: Manchmal beste Freunde
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