Schweizer Hilfswerke fusionieren

Brot für alle und HEKS
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) und die entwicklungspolitische Organisation Brot für alle schließen sich zusammen. Sie reagieren damit auch auf wirtschaftlichen und politischen Druck von außen.

Die beiden Schweizer Hilfswerke haben in den vergangenen 30 Jahren wiederholt über einen Zusammenschluss diskutiert. Dieses Mal führten die Beratungen, die im Herbst vergangenen Jahres abermals aufgenommen worden waren, zu einem Beschluss: Bis 2021 werden Brot für alle und HEKS in eine gemeinsame Organisation zusammengeführt.

Bereits früher habe man erkannt, dass die beiden reformierten Hilfswerke „eine große thematische und inhaltliche Schnittmenge aufweisen“, schreiben die Geschäftsführer Peter Merz (HEKS) und Bernard DuPasquier (Brot für alle) auf Anfrage. Doch die Zeit sei damals noch nicht reif gewesen. Das hat sich nun geändert: Der politische und wirtschaftliche Druck von außen habe deutlich zugenommen, so Merz und DuPasquier. „Die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen verlangen nach einer Bündelung der Kräfte.“

Das HEKS hatte im März Sparmaßnahmen angekündigt, ausgelöst durch abnehmende Spendenerträge, zunehmende Konkurrenz unter Hilfswerken und eine allgemein schwierige Wirtschaftslage der evangelischen Kirche. Sechs Stellen wurden gestrichen; zudem kündigte die Organisation an, sie werde ihre Projekte in Moldawien und Simbabwe beenden.

„Moderate Reduktion des Personalbestandes“

Brot für alle stehe finanziell gut da, sagte DuPasquier „kath.ch“, dem Medienzentrum der römisch-katholischen Kirche der Schweiz. In einem dort erschienen Beitrag wies er die Vermutung zurück, der Zusammenschluss erfolge vor allem aus finanziellen Gründen. In ihrer gemeinsamen Antwort auf die Anfrage von „welt-sichten“ schreiben die beiden Geschäftsführer: „HEKS und Brot für alle haben dieselbe kirchliche Trägerschaft, die zu Recht wünscht, dass ihre Beiträge und Spenden verantwortungsvoll, effektiv und effizient eingesetzt werden sollen, nicht zuletzt, da auch die finanzielle Situation der Kirchen angespannt ist.“

Merz und DuPasquier erwähnen auch die zunehmend aufgeheizte innenpolitische Diskussion über die staatliche Schweizer Entwicklungszusammenarbeit, über deren künftige Ausrichtung das Parlament in diesem Jahr entscheiden wird. In den vergangenen Jahren ist die Entwicklungszusammenarbeit vor allem von rechtskonservativer Seite wiederholt kritisiert worden, sie sei wenig wirksam und diene zu wenig Schweizer Interessen. „In diesem Kontext ist es von zentraler Bedeutung, die Entwicklungszusammenarbeit von HEKS in den Ländern des Südens eng mit der entwicklungspolitischen Arbeit von Brot für alle hier bei uns in der Schweiz zu verknüpfen“, schreiben die Geschäftsführer. Der Zusammenschluss sei deshalb „die logische Konsequenz“.

Infolge der Zusammenführung sei mit einer „moderaten Reduktion des Personalbestandes“ zu rechnen. Die beiden Marken werden unter ihren jeweiligen Namen zunächst bis zum Jahr 2021 weitergeführt. Beide Organisationen seien bei der Bevölkerung und ihren Zielgruppen gut verankert, schreiben DuPasquier und Merz. „Diesen hohen Bekanntheitsgrad und die breite Akzeptanz wollen wir beibehalten.“ Die Details der zukünftigen gemeinsamen Struktur nach dem Jahr 2021 würden im Verlauf der Fusion geklärt.

Die Stiftungsräte haben beschlossen, Zürich zum Hauptsitz der neuen Organisation zu machen; die Geschäftsstellen der beiden Organisationen in Bern und Lausanne bleiben jedoch mindestens bis zum Vollzug der Fusion bestehen. Auch die ökumenische Zusammenarbeit mit dem katholischen Hilfswerk Fastenopfer wird weitergeführt.

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