Ob Gaza, Sudan, DR Kongo, Afghanistan oder Myanmar: 400 Millionen Kinder weltweit wachsen in Kriegs- oder Konfliktgebieten auf. Sie werden vertrieben, sind immer in Gefahr, verletzt oder getötet zu werden – und können deshalb nicht mehr zur Schule gehen.
In einem Paper der Washingtoner Denkfabrik Brookings Institution, fasst Sweta Shah fundiert zusammen, welche negativen Folgen Konflikte und Vertreibung für die Bildung der Kinder und damit für ihr späteres Leben haben. Freunde und Verwandte sterben zu sehen, von zu Hause vertrieben zu werden, Hunger zu leiden – all das habe bei Kindern besonders schwere psychische Folgen, oft ein ganzes Leben lang. Bildung hingegen biete ein gewisses Maß an Sicherheit, denn sie gehe meist mit kontinuierlichem Lernen sowie psychologischer und sozialer Unterstützung einher. Auch deshalb müsse in humanitären Notlagen besonders in den Schutz von Schulen investiert werden.
Die Realität ist aber leider eine andere: In Gaza sind laut UN-Angaben 80 Prozent der Schulen beschädigt oder zerstört, im Sudan sind 90 Prozent der Schulen geschlossen oder nicht erreichbar. Da fehlende Bildung langfristig der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes schade, sei nicht zu handeln am Ende mit deutlich höheren Kosten verbunden als rechtzeitig gegenzusteuern, etwa indem zerstörte Schulen wieder aufgebaut und Lehrer geschult werden.
Die Autorin betont die Wichtigkeit von „Education in Emergencies“, eines Bildungsprogramms für Notlagen und für Kinder jeden Alters. Das Programm ist in der Regel flexibler und aus einzelnen Modulen aufgebaut, und bezieht das psychosoziale Wohlbefinden bewusst mit ein. Es kann in Schulgebäuden stattfinden, aber auch in Wohnungen, an Gemeinschaftsplätzen oder unter Bäumen. Es kann persönlich, virtuell oder mit gemischten Mitteln durchgeführt werden. Besonders während der Corona-Pandemie seien mobiles Lernen, oder Lernen über Radio und Fernsehen schon getestet worden – durchaus mit Erfolg. Um diese Programme umzusetzen, müsse generell die Bildung in der Nothilfe priorisiert und finanziert werden. Im Jahr 2019 flossen gerade mal 2,6 Prozent der humanitären Hilfe in Bildung, das UN-Ziel liegt aber bei vier Prozent gesetzt.
Im Jahr 2015 wurde zudem die Erklärung über sichere Schulen (Safe Schools Declaration), eine zwischenstaatliche politische Vereinbarung, die Verpflichtungen zum Schutz der Bildung vor Angriffen enthält, entwickelt und von 120 Ländern gebilligt. Mit der Unterzeichnung der Erklärung verpflichten sich die Länder, Daten über Angriffe auf Schulen und Schüler zu untersuchen und strafrechtlich zu verfolgen. Doch auch hier werde zu wenig dokumentiert und nachgehalten, wenn sich einzelne Länder nicht an die Vereinbarung halten.
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