Ernährungsmängel als Maß für Armut

Nachhaltigkeitsziele
Forschende der Universität Göttingen haben zusammen mit Misereor eine neue Methode zur Armutsmessung entwickelt. Sie gewichtet gesunde Ernährung stärker; das ergibt eine erhöhte Zahl der Menschen in Armut.

Armut beenden und Ernährungssicherheit schaffen – diese beiden Ziele stehen unter den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung ganz oben. Gemäß der internationalen Armutsgrenze der Weltbank leiden weltweit knapp 700 Millionen Menschen und damit rund 8,5 Prozent der Weltbevölkerung unter extremer Armut, das heißt sie verdienen weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag. 

Aber nach Untersuchungen eines Forschungsteams der Universität Göttingen zusammen mit Misereor liegt der Anteil der von extremer Armut Betroffenen noch deutlich höher. Der Grund: Die Forschenden nehmen die Ernährungssituation der Menschen genauer in den Fokus. Sie vergleichen die Kosten einer gesunden Grundnahrung – basierend auf Ernährungsrichtlinien – mit Konsumdaten aus 145 Ländern. 

Neue geografische Verteilung 

Herkömmliche Methoden zur Armutsberechnung orientieren sich beim Lebensmittelkonsum von Menschen mit geringem Einkommen hauptsächlich an der empfohlenen Kalorienzufuhr. Doch auch Fehlernährung, die beispielsweise viele leere Kalorien aus Zucker und Fett enthält, kann zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen führen und die Gesundheit gefährden. Deshalb schlagen die Forschenden Armutsgrenzen vor, die auf den Kosten einer gesunden Ernährung beruhen. 

Das sind viel mehr als 700 Millionen arme Menschen: Nach der Messmethode der Forschenden waren im Jahr 2022 weltweit rund 2,5 Milliarden Menschen so arm, dass sie ihre Grundbedürfnisse einer gesunden Ernährung nicht erfüllen konnten. Auch ist so verstandene Armut ganz anders geografisch verteilt: Während nach Angaben der Weltbank zwei Drittel der extrem Armen in Afrika südlich der Sahara leben, liegt nach der nun vorgeschlagenen Methode zur Bewertung von Armut mehr als ein Drittel der Betroffenen in Südasien, dicht gefolgt von Afrika südlich der Sahara. Darüber hinaus entfallen nach Maßstäben der Weltbank nur 7 Prozent der weltweiten Armut auf andere Regionen, nach dem neuen Ansatz jedoch zwischen 29 und 35 Prozent, wobei allein in Ostasien und im Pazifik 10 bis 19 Prozent der Armen leben. Um einen gezielteren Mitteleinsatz zu erreichen, könne es helfen, wenn die Weltbank ihren Ansatz zur Messung von Armut überdenke.

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