Ernährung und Landwirtschaft

Seit einigen Jahren steigt der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung wieder. Dabei werden genug Lebensmittel weltweit produziert, aber vielen Menschen fehlt es am Zugang zu Nahrung - vor allem dort, wo Krieg herrscht. Derweil streiten Fachleute über die Zukunft der Landwirtschaft: Die industrielle Produktion von Lebensmitteln verursacht gravierende Umweltschäden, aber kann die Agrarökologie alle satt machen?

Aktuell zum Thema

Jemen
Obwohl im Jemen Millionen Menschen hungern, setzen einheimische Bauern zunehmend auf Tabak statt auf Nahrungsmittel. Dessen Preise sind höher und stabiler.
Paul Ssuna, Tierarzt und Direktor des Zentrums für Tierwohl an der Makerere-Universität in Kampala, Uganda, setzt sich dafür ein, dass Tierwohlrichtlinien fester Bestandteil von Entwicklungsprojekten werden.
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Herausgeberkolumne
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Was tut sich in… Ghana?
Der ehemalige Koch Elijah Amoo Addo hat in Offinso in Ghana eine inzwischen landesweite Essensausgabe für Bedürftige gegründet. Unsere neue Folge der Serie "Was tut sich in...?"
Humanitäre Hilfe
Mit der geplanten Kürzung der Entwicklungshilfe setzt die Bundesregierung ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel, sagt der Direktor des „Centre for Humanitarian Action“, Ralf Südhoff. Doch auch afrikanische Länder müssten mehr in die Landwirtschaft investieren.

Gut zu wissen

Streitfall Grüne Gentechnik
Fluch oder Segen – oder keins von beidem?
Kann die Gentechnik dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen? Nein, antworten Kritiker etwa aus Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt und Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace. Andere Fachleute indes setzen auf neue Techniken wie die Gen-Schere. Davon, so die Hoffnung, könnten auch Kleinbauern etwa in Afrika profitieren.

Kann die Gentechnik dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen? Oder wenigstens die Lage von Bauern im globalen Süden verbessern helfen? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Nein, antworten Kritiker etwa aus Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt und Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace. Für sie ist erwiesen, dass gentechnisch verändertes Saatgut lediglich das Modell einer aus ihrer Sicht zerstörerischen industrialisierten Landwirtschaft zementiert und fette Profite in die Kassen der Agrarkonzerne spült. 

Und sie liegen nicht falsch damit: Seit vor gut zwanzig Jahren die ersten genveränderten Pflanzen wie insektenresistente Baumwolle und pestizidtoleranter Mais auf den Markt kamen, wurden sie vor allem in großen Monokulturen in Nord- und Südamerika angepflanzt, genveränderte Baumwolle auch in China und in Indien. Profitiert haben davon große Agrarkonzerne und Saatguthersteller wie Monsanto, das seit 2018 zum Bayer-Konzern gehört. 

Diese alte Gentechnik, bei der artfremdes Erbgut in eine Pflanze eingebaut wird, um bestimmte Merkmale wie Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge zu erzeugen, hat nicht zur Reduzierung von Hunger und Armut beigetragen; in Afrika spielt genverändertes Saatgut außer in Südafrika praktisch keine Rolle. Auch entwicklungspolitisch ausgerichtete Projekte wie der mit Vitamin A angereicherte Goldene Reis, an dem seit mehr als zwanzig Jahren geforscht wird, haben bislang vor allem viel Geld gekostet. Sie haben aber nicht geholfen, die Ernährung in ärmeren Ländern zu verbessern.

Doch das könnte sich mit den neuen gentechnischen Werkzeugen wie der Gen-Schere ändern. Hier wird kein artfremdes Erbgut gebraucht, sondern das Genmaterial einer Pflanze gezielt so verändert, dass eine bestimmte Eigenschaft verstärkt oder beseitigt wird. Diese Technik ist viel einfacher und billiger als die bisherigen Verfahren. Fachleute sehen in der Gen-Schere deshalb großes Potenzial auch für kleine Saatguthersteller und öffentliche Forschungsstellen. Davon, so die Hoffnung, könnten auch Kleinbauern etwa in Afrika profitieren, die Pflanzen brauchen, die besser mit Trockenheit oder Schädlingen zurechtkommen. So arbeiten Forscher in Kenia bereits mit der Gen-Schere an einer Hirsesorte (Sorghum), die widerstandsfähig gegen eine in Afrika verbreitete Schädlingspflanze sein soll.

Hintergrund

In Vietnam wird vor allem Robusta-Kaffee angebaut, der als weniger schmackhaft gilt als Arabica. Doch den anzubauen, wird mit dem Klimawandel schwieriger. Kaffeebauern in Vietnam versuchen es nun mit hochwertigem Robusta – ein zukunftsweisender Weg.

Infografik

Wo bewässertes Agrarland liegt

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Mit Hilfe von Gen-Sequenzierung und gezielter Züchtung kann laut einer neuen Studie Nährwert, Ertrag und Widerstandsfähigkeit von Fingerhirse gesteigert werden, die vor allem in Ostafrika, Indien und Nepal zur Ernährungssicherung beiträgt.
Für Ernährung wird ein Drittel aller Treibhausgase freigesetzt, wenn man die ganze Lieferkette mitrechnet. Und der Anteil für Verarbeitung und Kühlung wächst, findet eine neue Studie.

Tipp

Der Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Kessler zeigt anhand anschaulicher Beispiele, wie eine zukunftsfähige Wirtschaft aussehen kann. Statt Alarmismus bietet er dabei Alternativen, die Mut machen.
Der BBC-Journalist Dan Saladino bereist die Welt, um über die Ursprünge menschlicher Nahrung und Esskulturen zu berichten. Sein Buch ist eine Hommage an gefährdete Nahrungsmittel und regionale Vielfalt.   
Titelbild Von Fahrrad bis Containerschiff
Auf den immer verstopften Straßen in Kenias Hauptstadt Nairobi fahren jetzt auch E-Busse, während in Quelimane in Mosambik der Drahtesel das Transportmittel der Wahl ist. Der Gütertransport über lange Strecken wird vor allem mit Schiffen abgewickelt, weshalb China in aller Welt in Häfen investiert. Und warum bloß spielen Seeleute so gerne Billard, sobald sie an Land sind?
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Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

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