Entwicklungspolitik

Marén Gröschel für welt-sichten

Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

Aktuell zum Thema

Entwicklungspolitik
Wie hat das Konzept der feministischen Entwicklungspolitik Deutschlands Entwicklungszusammenarbeit verändert? Der Gutachter Frank Bliss sieht Fortschritte, allerdings auch etliche Mängel bei der Verwirklichung des Konzepts.
Die UN schlagen Alarm: Sie gehen davon aus, dass nächstes Jahr bei der Entwicklungshilfe auch im Bereich Bildung stark gekürzt wird und Millionen Kinder nicht mehr zur Schule gehen können. Das beraubt sie ihrer Zukunft, meint Melanie Kräuter.

weitere Artikel zum Thema

Brüssel
Die EU-Kommission feiert ihr entwicklungspolitisches Flaggschiff als Erfolg und richtet eine neue Anlaufstelle für Unternehmen ein. Im Europäischen Parlament hingegen gibt es weiterhin Bedenken.
Schweiz
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geht mit dem Ukrainekrieg durch die schwerste Krise seit ihrer Gründung. Was kann die Schweiz nächstes Jahr als Vorsitzende bewirken?
Lars Klingbeil und Reem Alabali Radovan sitzen nebeneinander vorn in einer Konferenz.
Entwicklungspolitik
Die deutsche Entwicklungspolitik soll heimischen Unternehmen stärker den Weg zu Geschäften im Ausland ebnen. Das ist der Kern eines Aktionsplans, den Ministerin Reem Alabali Radovan in Berlin vorgestellt hat.

Gut zu wissen

Entwicklungshilfe
Was ist eigentlich ODA?
Das Kürzel ODA steht für Official Development Assistance – zu Deutsch: öffentliche Entwicklungshilfe. Der Begriff umfasst alle finanziellen Leistungen eines Staates, die vom Entwicklungsausschuss (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als Entwicklungshilfe anerkannt werden.

Dazu müssen die Leistungen einigen Kriterien genügen, darunter folgenden: Das Empfängerland muss auf der entsprechenden DAC-Liste  der OECD stehen; die Hilfe muss der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung dienen; Kredite, die als Entwicklungshilfe deklariert werden, müssen für das Empfängerland deutlich günstiger sein als kommerzielle Kredite.

Die wesentlichen ODA-Kriterien gelten seit 1969, wurden seitdem aber mehrmals geändert und erweitert. So dürfen die Geber seit den 1980er Jahren auch Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen und für den Unterhalt von Studienplätzen für Studentinnen und Studenten aus Entwicklungsländern als ODA verbuchen. Seit 2018 gelten bestimmte Ausgaben für militärische Unterstützung als ODA, und seit 2020 berät der DAC darüber, unter welchen Bedingungen die staatliche Förderung von Privatinvestitionen in Entwicklungsländern als ODA angerechnet werden darf.

Der DAC zieht jährlich Bilanz über die Höhe der ODA seiner Mitglieder. Die jahrzehntealte Zusage, mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung als ODA bereitzustellen, erfüllen nur wenige – im Jahr 2022 waren es Luxemburg, Schweden, Norwegen, Deutschland und Dänemark. In Deutschland entfällt der größte Teil der ODA auf das Bundesentwicklungsministerium, aber auch andere Ministerien wie das Auswärtige Amt und das Umweltministerium sowie die Bundesländer vergeben Entwicklungshilfe.

Hintergrund

Die hessische Landesregierung hat einen Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit des Landes vorgelegt. Er bietet Einblick in ein wenig beleuchtetes Politikfeld der Bundesländer.

Infografik

Das empfiehlt die Redaktion

Nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen befürchten Verbände und Initiativen, dass Eine-Welt-Arbeit in Ostdeutschland noch schwieriger wird. Unter Aktiven, die die praktische Arbeit machen, ist klar: Man muss auch mit Andersdenkenden im Gespräch bleiben.
China gibt sich als Freund der Entwicklungsländer. Aber seine Handels- und Wirtschaftspolitik ist für diese nachteilig, ihr Defizit gegenüber Peking wächst, erklärt eine neue Studie.
Forschende der Universität Göttingen haben zusammen mit Misereor eine neue Methode zur Armutsmessung entwickelt. Sie gewichtet gesunde Ernährung stärker; das ergibt eine erhöhte Zahl der Menschen in Armut.

Tipp

Der Sammelband der Zeitschrift „Frauen*solidarität“ aus Wien lädt zur Debatte über feministische Außen- und Entwicklungspolitik ein und gibt Aktivistinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika das Wort.
Stefan Dercon geht in seinem Buch der Frage nach, wie sich Vertreter staatlicher Eliten davon überzeugen lassen, zum Wohle des Staates zu investieren, anstatt den Staat auszubeuten. Eine Lösung findet auch er nicht. 
Titelbild Gelebte Vielfalt
Zugewanderte, religiöse, ethnische oder sexuelle Minderheiten – in den meisten Ländern leben Menschen verschiedener Kulturen. Warum gelingt das im süditalienischen Palermo ganz gut, während es anderswo abgelehnt wird? Welche Rolle spielt der Gebrauch lokaler Sprachen schon in der Schule? Und wie kann Kunst helfen, kulturelle Grenzen zu überwinden?
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Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Die Menschenrechte gelten für alle. In der Praxis aber werden sie von repressiven Regierungen oder durch entwürdigende Lebensumstände immer wieder verletzt. Debattiert wird zudem, ob die Menschenrechte in verschiedenen Kulturen Verschiedenes bedeuten und ob politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Menschenrechten gleich wichtig sind. Und überall müssen Menschen für die Verwirklichung ihrer Rechte kämpfen.

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