Entwicklungspolitik

Marén Gröschel für welt-sichten

Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

Aktuell zum Thema

Haushalt
Das Entwicklungsministerium (BMZ) muss auch im nächsten Jahr mit weniger Geld auskommen. Während bei Posten wie der Ernährungssicherung und dem Wiederaufbau nach Krisen teils deutlich gespart wird, gibt es für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sogar mehr.
Andreas Frick ist Hauptgeschäftsführer von Misereor. Im Interview erzählt er, wie das Hilfswerk mit Mittelkürzungen umgeht, welche Errungenschaften der Entwicklungszusammenarbeit er in Gefahr sieht und was er von der neuen Bundesregierung erwartet.

weitere Artikel zum Thema

Personalia
Achim Steiner ist als Chef des UN-Entwicklungsprogramms UNDP ausgeschieden. Die frühere Entwicklungsministerin Svenja Schulze wurde zur ersten Präsidentin der Hilfsorganisation Help gewählt, und Mohamed Javid Abdelmoneim ist neuer Präsident von Ärzte ohne Grenzen. Unsere Personalmeldungen im Dezember.
Österreich
Entwicklungspolitische Organisationen kritisieren, dass für dieses Jahr angekündigte Fördermittel nicht ausgezahlt wurden. Das behindert laufende Vorhaben zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel.
Syrien
Seit dem Sturz der Assad-Regierung im Dezember 2024 sind rund drei Millionen vertriebene oder ins Ausland geflüchtete Syrerinnen und Syrer nach Hause zurückgekehrt. Viele andere zögern noch oder können es sich nicht leisten. Denn nach dreizehn Jahren Krieg ist die Zerstörung in ihrer Heimat gewaltig.

Gut zu wissen

Entwicklungshilfe
Was ist eigentlich ODA?
Das Kürzel ODA steht für Official Development Assistance – zu Deutsch: öffentliche Entwicklungshilfe. Der Begriff umfasst alle finanziellen Leistungen eines Staates, die vom Entwicklungsausschuss (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als Entwicklungshilfe anerkannt werden.

Dazu müssen die Leistungen einigen Kriterien genügen, darunter folgenden: Das Empfängerland muss auf der entsprechenden DAC-Liste  der OECD stehen; die Hilfe muss der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung dienen; Kredite, die als Entwicklungshilfe deklariert werden, müssen für das Empfängerland deutlich günstiger sein als kommerzielle Kredite.

Die wesentlichen ODA-Kriterien gelten seit 1969, wurden seitdem aber mehrmals geändert und erweitert. So dürfen die Geber seit den 1980er Jahren auch Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen und für den Unterhalt von Studienplätzen für Studentinnen und Studenten aus Entwicklungsländern als ODA verbuchen. Seit 2018 gelten bestimmte Ausgaben für militärische Unterstützung als ODA, und seit 2020 berät der DAC darüber, unter welchen Bedingungen die staatliche Förderung von Privatinvestitionen in Entwicklungsländern als ODA angerechnet werden darf.

Der DAC zieht jährlich Bilanz über die Höhe der ODA seiner Mitglieder. Die jahrzehntealte Zusage, mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung als ODA bereitzustellen, erfüllen nur wenige – im Jahr 2022 waren es Luxemburg, Schweden, Norwegen, Deutschland und Dänemark. In Deutschland entfällt der größte Teil der ODA auf das Bundesentwicklungsministerium, aber auch andere Ministerien wie das Auswärtige Amt und das Umweltministerium sowie die Bundesländer vergeben Entwicklungshilfe.

Hintergrund

Die hessische Landesregierung hat einen Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit des Landes vorgelegt. Er bietet Einblick in ein wenig beleuchtetes Politikfeld der Bundesländer.

Infografik

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Nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen befürchten Verbände und Initiativen, dass Eine-Welt-Arbeit in Ostdeutschland noch schwieriger wird. Unter Aktiven, die die praktische Arbeit machen, ist klar: Man muss auch mit Andersdenkenden im Gespräch bleiben.
Die globalen Militärausgaben sind höher als je seit Ende des Kalten Krieges. Das untergräbt die SDGs und macht die Welt nur unsicherer, findet das Friedensforschungsinstitut SIPRI.
China gibt sich als Freund der Entwicklungsländer. Aber seine Handels- und Wirtschaftspolitik ist für diese nachteilig, ihr Defizit gegenüber Peking wächst, erklärt eine neue Studie.

Tipp

Der Sammelband der Zeitschrift „Frauen*solidarität“ aus Wien lädt zur Debatte über feministische Außen- und Entwicklungspolitik ein und gibt Aktivistinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika das Wort.
Stefan Dercon geht in seinem Buch der Frage nach, wie sich Vertreter staatlicher Eliten davon überzeugen lassen, zum Wohle des Staates zu investieren, anstatt den Staat auszubeuten. Eine Lösung findet auch er nicht. 
Titelbild Vorsicht, Hochspannung!
In Afrika haben 600 Millionen Menschen keinen Strom: Geht die Weltbank mit ihrer Mission 300 den richtigen Weg, diese Lücke zu schließen? Uruguay setzt voll auf erneuerbare Energien, was aber auch nicht immer klimaschonend ist. Wie kommt die Energiewende in Indonesien voran? Und welche geopolitischen Folgen hat der Umstieg auf Wind- und Sonnenkraft?
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Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Die Menschenrechte gelten für alle. In der Praxis aber werden sie von repressiven Regierungen oder durch entwürdigende Lebensumstände immer wieder verletzt. Debattiert wird zudem, ob die Menschenrechte in verschiedenen Kulturen Verschiedenes bedeuten und ob politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Menschenrechten gleich wichtig sind. Und überall müssen Menschen für die Verwirklichung ihrer Rechte kämpfen.

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