Wie Peking dem globalen Süden schadet

Welthandel
China gibt sich als Freund der Entwicklungsländer. Aber seine Handels- und Wirtschaftspolitik ist für diese nachteilig, ihr Defizit gegenüber Peking wächst, erklärt eine neue Studie.

Die USA schaden mit ihrer Handelspolitik Ländern im globalen Süden und stoßen deren Regierungen mit dem Kahlschlag ihrer Entwicklungshilfe vor den Kopf. Das sollte eine Chance für China sein, die Unterstützung vieler Entwicklungsländer mit besseren Angeboten für die Wirtschaftsbeziehungen zu gewinnen, schreibt David Lubin in der Studie für Chatham House. Doch dagegen stehe Pekings Wirtschaftspolitik; sie bewirke, dass der Handels- und Finanzaustausch mit China für diese Länder inzwischen ähnlich nachteilig sei wie der mit Industrieländern. 

Das zeigt Lubin mit Schaubildern und Zahlen. Danach gehen Chinas Exporte nur noch zu einem Drittel in Industrieländer und zu einem wachsenden Teil in andere Entwicklungsländer, besonders in Asien. Das sei eine Folge des Protektionismus in Industrieländern, aber auch der politisch beförderten Überproduktion in China. So entstehe dessen Handelsüberschuss zunehmend im Austausch mit Südländern statt mit dem Norden. Wie der Norden kaufe China dabei vorzugsweise Rohstoffe und liefere Industriegüter. So griffen auch Südländer inzwischen zu Schutzmaßnahmen gegen das Land.

Kapital aus dem Süden fließt jetzt zurück

Hilfreich für Teile des globalen Südens sind laut Lubin Chinas hohe Direktinvestitionen im Ausland – jedoch nur für Staaten mit stabilen Investitionsbedingungen und einer sinnvollen Industriepolitik, nicht für die ärmsten. Pekings Kreditvergabe an Staaten im globalen Süden seien dagegen stark zurückgegangen; heute fließe mehr Geld aus anderen Entwicklungsländern für Zinsen und Tilgung zurück, als neu verliehen werde.

Der Kern des Problems ist laut Lubin, dass Peking die Nachfrage im eigenen Land dämpft und stattdessen weiter auf Sparen und Investieren setzt; mangels Nachfrage zu Hause fänden Produzenten dann Märkte nur im Ausland. Wie das zu ändern sei – etwa mit dem Ausbau des chinesischen Renten- und Gesundheitssystems –, sei bekannt, aber darauf könnten andere Entwicklungsländer kaum Einfluss nehmen. Sie könnten und sollten Peking aber einen realistischen Schritt gegen das Ungleichgewicht im Handel nahebringen: seine Währung, den Renminbi, aufwerten.

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