Das Geschäft mit dem schmutzigen Gold

Die Schweiz ist weltweit eine der wichtigsten Drehscheiben im Goldgeschäft. Das bringt Einfluss und Pflichten mit sich, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in einer neuen Studie schreibt. Sie fordert von der Schweizer Regierung mehr Transparenz: Nur noch Gold, das unter Wahrung der Menschenrechte und hoher Umweltstandards abgebaut wurde, sollte eingeführt und verarbeitet werden.

Schweizer Raffinerien verarbeiten laut der Ende 2012 veröffentlichten Studie mindestens ein Drittel des jährlich abgebauten Rohgoldes, vier der größten Goldraffinerien der Welt haben ihren Sitz in der Schweiz. Die Uhrenindustrie ist ein wichtiger Abnehmer und die Großbanken sind stark im globalen Goldhandel verankert. In ihrem „Goldbericht“ hat die nichtstaatliche Organisation die Frage untersucht, woher das in der Schweiz verarbeitete Gold kommt und unter welchen Umständen es abgebaut wird. Denn darüber schwiegen alle Beteiligten zum Schutz des Finanzplatzes Schweiz, schreibt die GfbV.


Viele Konflikte drehen sich um Landrechte

Das Fazit der 32-seitigen Studie ist alles andere als erfreulich. Leidtragende des Goldabbaus sind meist indigene Völker, denn zurzeit kommt rund die Hälfte des Metalls aus von ihnen bewohnten Gebieten. Viele der Konflikte drehen sich um Fragen der Landrechte und der Landnutzung. Selbst Landtitel schützen oft nicht vor Enteignung. Ferner ist die Gesundheit der Anwohner durch giftige Abfallprodukte der Goldförderung gefährdet: Zyanid, Schwermetalle wie Quecksilber oder Arsen sowie Schwefelsäure. Insbesondere beim illegalen Goldabbau verseuchen große Mengen Quecksilber die Umgebung.

Schaden nehmen Mensch und Umwelt zudem durch die großflächige Zerstörung von Regenwald, die der Goldabbau mit sich bringt. Schließlich kommt es in den Fördergebieten immer wieder zu Gewaltkonflikten zwischen der ansässigen Bevölkerung, den Bergbaukonzernen und den Kleinschürfern.

Autorin

Kathrin Ammann

Kathrin Ammann ist Redakteurin bei SWI swissinfo.ch in Bern und ständige Korrespondentin von welt-sichten.
Das Geschäft mit Gold boomt, der Goldpreis ist im vergangenen Jahrzehnt stetig gestiegen. Im Oktober 2012 kostete eine Feinunze über 1700 US-Dollar, mehr als sechsmal so viel wie vor zehn Jahren. 2011 wurden weltweit 2700 Tonnen Gold gefördert, ein neuer Rekord. Ohne den Preisanstieg würden sich viele Minen  nicht mehr rentieren, denn Gold zu finden wird immer aufwendiger und damit teurer.

Hauptexporteur von Gold in die Schweiz ist Peru. Um dies herauszufinden, musste die GfbV allerdings die peruanische Handelsstatistik einsehen, in der Schweizer Außenhandelsstatistik wird laut Studie seit 1981 nur noch die Summe der Goldimporte und -exporte veröffentlicht. Herkunfts- und Zielländer werden nicht offengelegt. Dahinter stehe vermutlich der Versuch, die damaligen Handelsbeziehungen der Schweiz mit dem südafrikanischen Apartheidregime zu vertuschen, schreibt die  GfbV.

Gesetze sollen Transparenz bringen

Die Organisation fordert die Schweizer Regierung auf, in der Zollstatistik die Einfuhr und die Ausfuhr von Gold detailliert nach Herkunfts- und Zielland auszuweisen. Auch müsse die Regierung dafür sorgen, dass Schweizer Raffinerien kein Gold verarbeiten, bei dessen Abbau die Menschenrechte verletzt und die Umwelt geschädigt werden. Nötig seien gesetzliche Bestimmungen, um das Geschäft mit schmutzigem Gold zu verhindern.
Nach Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) plant die Schweiz den Aufbau „nachhaltiger Lieferketten“ zur Förderung einer umwelt- und sozialverträglicheren Goldgewinnung. In den nächsten sechs Monaten sollen „die genauen Modalitäten der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Inte­-
ressengruppen getestet und festgelegt werden“, schreibt das SECO. Sobald der Verein „Better Gold Association“ formell gegründet sei, könnten die konkreten Arbeiten beginnen. Peru soll das erste Partnerland der Schweiz sein.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2013: Ägypten: Aufruhr und Aufbruch
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