Bergbau unter Wasser

Deutschland sucht nach Rohstoffen im Indischen Ozean
Deutschland sucht nach Rohstoffen im Indischen Ozean

(14. Januar 2013) Die Bundesregierung will sich offenbar Zugang zu Rohstoffen im Indischen Ozean sichern. Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatten bei einer Schiffsexpedition vor Mauritius an verschiedenen Stellen im Meeresboden metallreiche Sulfiderze entdeckt. Die Ergebnisse seien „sehr vielversprechend“, teilte die BGR mit: „Unsere Proben zeigten interessante Anreicherungen vor allem an Kupfer, Zink, Gold, Silber und Sondermetallen wie Wismut, Selen und Tellur – heute unverzichtbare Bestandteile in elektronischen Bauteilen, zum Beispiel der Photovoltaik und in Geräten der modernen Telekommunikations- und Computerbranche.“ Die Forscher untersuchten nun in einer Tiefe von 2500 bis 3200 Meter neue Abschnitte nach metallreichen Ablagerungen, erklärt die BGR.

Bisher kenne man jedoch „noch kein Sulfidvorkommen, das über eine abbauwürdige Größe verfügt“, sagte BGR-Projektleiter Ulrich Schwarz-Schampera zu „welt-sichten“. „Tatsächlich haben wir und andere Wissenschaftler Vorkommen identifiziert, darunter auch inaktive; über ihre Größe und Metallinhalte können wir bisher noch keine Angaben machen. Gleiches gilt für mögliche Kosten.“ Auch seien bislang keine Informationen möglich „zu Risiken für Umwelt und Artenvielfalt“. 

„Wir müssen die Finger von dieser Technologie lassen“, fordern die Grünen 

Laut BGR regelt die Internationale Meeresbodenbehörde den Zugang zu diesen Gebieten; seit 2010 können Staaten Lizenzen für potenzielle Rohstoffgebiete in internationalen Gewässern beantragen. An China, Russland, Frankreich und Südkorea seien bereits Lizenzen vergeben worden. Nach Informationen des Magazins Der Spiegel plant das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI), Lizenzen für 100 Parzellen von jeweils 100 Quadratkilometern östlich von Mauritius zu beantragen.

Die Grünen kritisieren das Vorhaben. Deren Nachhaltigkeitsbeauftragte Valerie Wilms forderte die Bundesregierung auf, „schleunigst“ aus dem Meeresbergbau auszusteigen. Dieser berge große Gefahren für Umwelt und Meeresorganismen. „Das Interesse der deutschen Bundesregierung scheint klar: Sie möchte gerne, dass auch Deutschland etwas abbekommt von den Bodenschätzen unter dem Meer. Doch solange die Umweltauswirkungen nicht geklärt sind, müssen wir die Finger von dieser Technologie lassen“, sagte Wilms.

„Der Fokus künftiger Rohstoffförderung liegt auf dem Meeresbergbau“

Das BMWI verfolgt offenbar eine andere Strategie. Bereits im Sommer 2009 hatte es eine Studie zu mineralischen Rohstoffen im Meer veröffentlicht. Darin heißt es, der Fokus zukünftiger Rohstoffförderung werde „wahrscheinlich auf dem technologisch anspruchsvollen Meeresbergbau im tiefen Ozean liegen“. In seinem Papier „Technologie- und Innovationspolitik“ vom Juli 2012 schreibt das Ministerium, als rohstoffarme Nation sei Deutschland „künftig mehr denn je auf eine leistungsfähige maritime Wirtschaft angewiesen“. Und: „Technologisch stehen wir heute erst am Anfang einer wirtschaftlichen, umweltverträglichen Nutzung der Meere. Die Herausforderungen stehen dabei denen der Raumfahrt bei der Nutzbarmachung des Weltraums in nichts nach.“ (osk)

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Es ist immer wieder erheiternd, mit welchen Ideen die Bürokraten und mit Steuergeld bezahlten Projektleiter die gläubige Öffentlichkeit überraschen wollen. Diese Potemkischen Dörfer haben eine lange Geschichte und eine manchmal Jahrzehnte währende Haltbarkeit. Das erstaunlichste Beispiel ist der Versuch, mit Hilfe einer gesteuerten Kernfusion Elektrizität zu erzeugen. Diese Versuche gibt es schon seit über 60 Jahren, es ist aber bisher kein Watt Strom gewonnen worden. Stattdessen wurden zweistellige Milliardenbeträge ausgegeben, die besser in wirklichkeitnähere Projekte geflossen wären. Die Kette dieser dümmlichen Scheinaktivitäten setzt sich bis in die Gegenwart fort, wobei man sich auf die letzten drei Beispiele beschränken kann: Elektromobilität mit Batterien, Wasserstoffgas als Treibstoff, Verpressung von CO2 in den Untergrund- die genannten Beispiele haben mit dem Bergbau unter Wasser gemeinsam, dass sie ökonomischen Unfug und ökologische Irrwege darstellen. Schon der Begriff "metallreiche Sulfiderze" müsste nachdenklich machen, denn wenn die Metalle gewonnen sind, was macht man dann mit dem Schwefel? Ist das Thema nicht schon abschliessend beackert, seit die Manganknollen durch den Äther gerauscht sind? Warum denn nicht mal wieder die gewünschten Metalle direkt aus dem Meerwasser gewinnen? Sind doch allein vom Gold Millionen Tonnen darin gelöst! Dass man schon 1920 feststellen musste, der Metallgehalt ist für eine wirtschaftliche Ausbeute um den Faktor Tausend zu gering, muss man ja nicht an die große Glocke hängen. Übertroffen wird die Sammlung von Hirngespinsten nur durch die Verknüpfung von "maritimer Wirtschaft" mit der Vorstellung von "...Nutzbarmachung des Weltraums". Da heben die Projektleiter aber wirklich ab. Der Spass an solchen Vorschlägen hört auf, wenn knappes Geld in Projekten versickert, deren vernünftige Umsetzung ausgeschlossen ist

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Ein sehr informativer und für mich inspirierender Artikel.

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