Krieg und Frieden

Marén Gröschel für welt-sichten

Kriege und Bürgerkriege sind Hauptgründe für Hungersnöte, Elend und Flucht. Streit zwischen Großmächten begünstigt sie nun wieder, so in Mali, Jemen, Myanmar und Sudan und in der ganzen Region Nahost. Was treibt Kriege an, wie überstehen Menschen sie, wo und wie konnte man sie beilegen?

Aktuell zum Thema

Konflikte im Sahel
In Mali und Burkina Faso können Islamisten immer wieder schwere Anschläge verüben. Doch für die Bevölkerung hat sich die Lage gebessert, und die meisten unterstützen das harte Vorgehen der Militärregierungen, berichtet Olaf Bernau.
Nach fast zwei Jahren Krieg in Gaza, Zehntausenden Todesopfern und Millionen Vertriebenen ist kein Ende der Kämpfe in Sicht. Max Rodenbeck von der International Crisis Group erklärt, wie sich die Hamas immer wieder regeneriert und warum Israel sie nicht komplett vernichten kann.

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Afghanistan
Die schwarz-rote Regierung tut so, als kümmere sie das Schicksal von Abschiebung bedrohter Afghaninnen und Afghanen in Pakistan. Wenn dem so wäre, gäbe es eine einfache Lösung, meint Tillmann Elliesen.
Mehrere verschiedene Waffen liegen nebeneinander auf dem Boden. Armeeoffiziere haben sie dort aufgereiht und inspizieren sie.
Schweizer Rüstungsgüter
Die kleine Kammer des Schweizer Parlaments hat beschlossen, die Regelungen für die Exporte von Rüstungsgütern zu lockern. Menschenrechtsgruppen kritisieren das scharf. Die Gefahr, dass dadurch Schweizer Waffen in Kriegsgebiete gelangten, ist real.
Zwei afghanische Journalistinnen mit Kopftuch unterhalten sich im Newsroom von Tolo News.
Journalismus in Afghanistan
Die Taliban wachen mit strengen Augen über jede Veröffentlichung - und jetzt fehlen auch noch wichtige Gelder aus dem Ausland. Journalisten in Afghanistan stehen unter großem Druck. Einer von ihnen sagt: "Manchmal schäme ich mich vor mir selbst."

Gut zu wissen

Kriegsbeilegung
Wie kommt man zum Frieden ?
Kriege enden auf unterschiedliche Weise. Dass eine Seite entscheidend siegt, ist selten, besonders in Bürgerkriegen; die Niederlage der tamilischen Rebellen in Sri Lanka 2009 war so ein Fall. Viel öfter werden Kriege in Verhandlungen beigelegt.

Ob das gelingt, hängt von der Art des Krieges ab. Kämpfe zwischen den regulären Armeen zweier Staaten wie jetzt in der Ukraine sind heute die Ausnahme. In Afrika, dem Nahen Osten und Teilen Asiens wie Afghanistan, Kaschmir und Myanmar hat man es meist mit internationalisierten Bürgerkriegen zu tun: mit Rebellionen gegen die Regierung oder Kämpfen um die Macht im Staat, in denen mehrere Seiten von außen unterstützt werden. 

Für Friedensverhandlungen müssen einige Bedingungen günstig sein. So darf keine Kriegspartei mehr hoffen, ihre Ziele militärisch erreichen zu können. Ein unparteiischer, aber von einflussreichen Ländern unterstützter Vermittler ist wichtig. Und die Verhandler müssen die Autorität haben, Kompromisse in der eigenen Truppe durchzusetzen. Das macht Bürgerkriege in schwachen Staaten schwer lösbar: Dort entstehen oft immer mehr Rebellen- und Selbstverteidigungsgruppen, einige sind schwach organisiert, manche leben vom Krieg.

In den 1990er Jahren konnten viele Bürgerkriege in Afrika, Asien und Mittelamerika beigelegt werden, etwa in Angola, Mosambik, Kambodscha und El Salvador. Dafür war entscheidend, dass die Supermächte nach dem Ende des Kalten Krieges gemeinsam Kriegsparteien unter Druck setzten, Frieden zu schließen, und die Vereinten Nationen mit Friedensmissionen die Umsetzung garantieren konnten. Diese Voraussetzungen sind nicht mehr gegeben: Die USA, Russland und China rivalisieren wieder um Einfluss im Süden und Regionalmächte wie die Türkei und Saudi-Arabien schüren vermehrt Kriege etwa in Jemen und Syrien. 

Kriege können aber noch anders enden als mit einem Sieg- oder Verhandlungsfrieden: Manchmal flauen Kämpfe mit der Zeit aus Erschöpfung ab, ohne dass ihr Ende vereinbart wird; der Übergang zwischen Krieg und Frieden kann fließend sein. Möglich ist auch, dass äußere Mächte oder die UN intervenieren und einen Frieden erzwingen. Eins der ganz wenigen erfolgreichen Beispiele dafür ist das Eingreifen Großbritanniens in Sierra Leone im Jahr 2000. Doch in den meisten Fällen ist so etwas gescheitert, zuweilen katastrophal wie in Libyen 2011.

Hintergrund

In vielen Kriegen versuchen lokale Gruppen, andere Staaten oder Gremien wie die UN, zu vermitteln und Gewalt einzudämmen. Der Erfolg hängt stark von der weltpolitischen Lage und dem Verhalten der Großmächte ab. Die machen seit zwei Jahrzehnten Friedenskräften die Arbeit sehr schwer.

Infografik

Balkendiagramm zu Kriegstoten nach dem Zweiten Weltkrieg je Region

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Tipp

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