Zu spät

Stephen Emmott
Zehn Milliarden
Suhrkamp-Verlag, Berlin 2013,
206 Seiten, 14,95 Euro

Stephen Emmott sieht extrem schwarz, wenn es um die Zukunft der Erde geht. Mit Hilfe von knapp gefassten Fakten, dramatischen Beispielen, Grafiken und Fotos macht der Oxford-Professor klar, was auf dieser Welt alles schief läuft in Sachen Klima, Verkehr, Konsum, Ressourcen und Bevölkerung. Seine Diagnose: Die gegenwärtige Situation sei ein „beispielloser Notfall planetarischen Ausmaßes“. Weder Politiker noch Wissenschaftler, so ist Emmott überzeugt, seien willens und in der Lage, Auswege zu findn. Wenn überhaupt noch etwas helfen soll, so müsse jede Einzelne und jeder Einzelne sein Verhalten radikal ändern. Für die Menschen in den reichen Ländern bedeute das, ihren Konsum deutlich zu reduzieren, „weniger Nahrungsmittel, weniger Energie, weniger von all dem Zeug“.

Doch Emmott ist wenig zuversichtlich, dass solche Appelle gehört werden. „Ich glaube, wir sind nicht mehr zu retten“, erklärt er kategorisch gegen Ende seines Buches. Als „letzter Weckruf“ wird das Buch vom Verlag vermarktet – doch das mag eher mit dem gleichnamigen Theaterstück, das in London Erfolge feierte, gelingen. Gedruckt strahlen Emmotts – sicher treffende – Analysen eher Resignation aus. Man bekommt sie vor die Füße geworfen und wird dann damit allein gelassen. Unterstützt wird das durch die Aufmachung (die Seiten sind nie völlig bedruckt, wenn es ganz wichtig wird, schreit einen die Schrift förmlich an) und den Schreibstil mit seinen dramatischen Pausen und Nachsätzen. Schon klar: selbst denken und handeln ist angesagt. Aber dass dieser Prozess von diesem Buch angeregt wird, darf getrost bezweifelt werden. (gka)

Erschienen in welt-sichten 12-2013/1-2014

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!