Der säkulare Staat hält stand

Der Berner Soziologen Christian Joppke geht der Frage nach, inwieweit die christliche Rechte in den USA und die muslimische Minderheit in Europa den säkularen Staat gefährden. Die Lektüre ist anspruchsvoll, aber sehr lohnend, weil Joppke genau hinschaut und den Hintergrund vieler Kontroversen tief ausleuchtet.

Ein historischer Abriss schildert zum Beispiel, warum die Trennung von Staat und Religion gerade im Christentum entstand und im Islam schwieriger erreichbar ist. Die katholische Kirche hat demnach seit dem Mittelalter die Säkularisierung unabsichtlich befördert. Als sie im 19. Jahrhundert versuchte, das Rad mit Hilfe christlicher Parteien zurückzudrehen, bewirkte sie das Gegenteil: Die neuen christdemokratischen Parteien zogen in Parlamente ein, brachten eine neue Führungsschicht von Laien hervor und nahmen der Kirche das Monopol auf die politische Vertretung ihrer Schäfchen.

Im Kapitel über Muslime in Europa greift Joppke heiße Eisen wie den Schleier oder die Scharia auf. Er findet, dass selbst liberale muslimische Gelehrte Probleme haben, wichtige Aspekte der Demokratie und der Menschenrechte zu stützen. Doch gewöhnliche Muslime vertrauten sogar stärker als andere Bürger den liberalen politischen Institutionen. Joppkes Kernthese: Der säkulare Staat ist gefestigt und kann religiöse Ansprüche einbinden; der Islam schafft dabei allenfalls in der Theorie Probleme, nicht in der Praxis.

 

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