Die beste Geschichte der Welt

Absolute Armut bis zum Jahr 2030 abzuschaffen ist realistisch, argumentieren die Verfasser dieses Sammelbands. Und skizzieren die aktuelle Diskussion zur armutsorientierten Entwicklung.

2012 lebten laut Weltbank etwa 902 Millionen Menschen – das waren 12,8 Prozent der Weltbevölkerung – in absoluter Armut. Das heißt, sie mussten mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. In ihrem Global Monitoring Report für 2015/16 schätzen Internationaler Währungsfonds und Weltbank die aktuelle Zahl der absolut Armen auf 702 Millionen, also 9,6 Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts dieses Rückgangs, der trotz der Anpassung der Richtgröße auf 1,90 US-Dollar zu verzeichnen war, geben sich Entwicklungsexperten und politische Akteure zuversichtlich, dass die Beseitigung der absoluten Armut bis 2030 möglich ist.

„Das ist die beste Geschichte in unserer heutigen Welt“, so Weltbank-Präsident Jim Yong Kim bei der Vorstellung des Berichtes im Oktober 2015. „Diese Hochrechnungen zeigen uns, dass wir die erste Generation in der menschlichen Geschichte sind, die die extreme Armut beenden kann.“ Das erklärte Ziel der Vereinten Nationen, bis zum Jahr 2030 die extreme Armut abzuschaffen, scheint in greifbarer Nähe. Im subsaharischen Afrika allerdings, wo die Hälfte der weltweit absolut Armen leben, bestehen noch enorme Hürden.

In dem vorliegenden Band beschreiben Wissenschaftler und Praktiker der internationalen Entwicklungspolitik  die Herausforderungen detailliert: die Herstellung von Frieden und Sicherheit, die Schaffung von Jobs und letztlich die Verbesserung der sozialen Vorsorge. Die Autoren der insgesamt zwölf Beiträge betonen, dass die Situation im jeweiligen Land eine wichtige Rolle spielen muss, will man geeignete Strategien zur Armutsreduzierung entwerfen. So muss die Demokratische Republik Kongo aufgrund ihrer gewalttätigen Geschichte, den klimatischen Bedingungen und der Struktur ihrer Wirtschaft offensichtlich einen anderen Weg einschlagen als Nepal oder der Jemen. Das schließt jedoch nicht aus, dass die Verfasser von den Erfahrungen jener Staaten abstrahieren, die wie Indien und China große Fortschritte auf diesem Feld gemacht haben.

Die Publikation richtet sich in erster Linie an Experten und Entscheider der Entwicklungspolitik. Doch sollte die Leserin oder der Leser die Erwartungen nicht zu hoch stecken. Wer die entwicklungspolitische Diskussion der vergangenen Jahrzehnte verfolgt hat, kennt die Rezepte und Lösungsvorschläge so oder in leichter Variation zur Genüge. So ist die Publikation vor allem als Einblick in die aktuelle Diskussion zur armutsorientierten Entwicklung zu lesen. Damit schwimmt „The Last Mile“ mitten im entwicklungspolitischen Mainstream und wartet nur bedingt mit originellen Ideen auf.

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