Big Guido

Leser über 40 erinnern sich vielleicht noch an Big Jim. Das war in den 70er Jahren die Barbie-Puppe für Jungs – muskelbepackt, mit Waschbrettbauch und Karatearm. Ausgestattet mit allerlei technischem Gerät war Big Jim genau der richtige für Aufträge und Abenteuer, bei denen echte Männer gefragt waren. Als Erwachsener mit Big Jim zu spielen, ist leider eher peinlich. Aber zum Glück gibt es Jobs, die fast gleichwertigen Ersatz bieten – sogar am Schreibtisch. 

Bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin zum Beispiel: Einer der Politikberater dort hat sich unlängst über die Piratenbekämpfung am Horn von Afrika Gedanken gemacht und diese zu Papier gebracht. Künftig soll die Bundeswehr die Freibeuter ja auch an Land bekämpfen dürfen, und die SWP schlägt vor, dafür auch Spezialkräfte einzusetzen. Die könnten „von U-Booten an Land gebracht und nicht nur für die Aufklärung, sondern auch für die Zerstörung von Pirateninfrastruktur eingesetzt werden“. Big Jim und seine Freunde in geheimer Mission am Strand von Mogadischu, Mann gegen Mann für die Freiheit der Seeschifffahrt – eine wunderbare Vorstellung, die jedes Männerherz höher schlagen lässt.

Unsere Soldaten könnten auf diese Weise auch den Informationsvorsprung ausgleichen, den die Piraten ausgerechnet dank unseres Außenministers haben. Guido Westerwelle geht den gefährlichen Auftrag nämlich mit der dem Zivilisten eigenen Naivität an: Laut einem Zeitungsbericht hat er auf „Transparenz“ bestanden und verlangt, dass das mögliche Einsatzgebiet der Soldaten am Strand verraten wird: bis 2000 Meter landeinwärts ab Wasserlinie. Die Militärs hätten das aus nachvollziehbaren Gründen gern für sich behalten. Was wieder einmal beweist: Man darf den Krieg einfach nicht den Politikern oder anderen Weicheiern überlassen.

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erschienen in Ausgabe 5 / 2012: Digitale Medien: Das Versprechen der Technik
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