Mit Apps gegen Armut?

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Immer mehr Menschen haben Zugang zum Internet. Das rettet nicht die Welt, ändert aber vieles – auch die Entwicklungszusammenarbeit. Experten fordern neue Regeln.

Kleinbauern können mit dem Smartphone schädliche Pflanzenkrankheiten bestimmen, Schwangere erhalten Gesundheitstipps und bei Hochwasser warnt es vor möglichen Gefahrenzonen: Viele solcher digitalen Anwendungen, kurz Apps, werden in Entwicklungs- und Schwellenländern programmiert, wo sie dringend gebraucht werden.

Doch gerade dort fehlten oft gesetzliche Vorgaben, die den Datenschutz oder die Patentrechte für neue Erfindungen regeln, sagte Victoria Wenzelmann von der Organisation AfricaHackTrip am Dienstag (27.9.) bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt am Main. Die Gruppe europäischer Entwickler tauscht sich seit 2013 mit Programmierern vor allem in Ostafrika aus.

Die Start-Up-Szene wachse, aber die mangelnde Regulierung mache es kleinen Unternehmen schwer, die Digitalisierung voranzutreiben, erklärte Wenzelmann. Viele Fachkräfte wanderten ab oder würden von großen Konzernen wie Google oder Facebook abgeworben.

Auch andere große IT-Unternehmen haben den afrikanischen Markt für sich entdeckt, darunter der größte europäische Softwarehersteller SAP. Produktentwickler Carsten Friedland will mit einer neuen Software nachhaltige Entwicklung fördern. Sie soll Kleinbauern besser in landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten integrieren, indem sie ihnen die Kommunikation mit Abnehmern und Händlern erleichtert.

Die Publizistin und Unternehmensberaterin Anke Domscheit-Berg kritisierte das. Sie setzt auf die Digitalisierung „von unten“. Mit einfachen Mitteln könnten große Fortschritte erzielt werden, auch im nicht-kommerziellen Bereich. Als Beispiel nannte sie selbstgebaute 3D-Drucker aus Schrott. Damit können selbst medizinische Geräte wie Stethoskope oder Prothesen hergestellt werden. Die digitalen Baupläne für den Druck werden auf Plattformen hochgeladen und stehen dort meist kostenlos zur Verfügung.

Mehr Macht für Konzerne – und für die Zivilgesellschaft

Die digitale Revolution ändere auch die Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit, erklärte Jan Schwaab, Leiter des Bereichs „Digitale Welten“ bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Es sei eine Herausforderung, neue Möglichkeiten wie die des 3D-Drucks zu erkennen und Start-Ups Zugang zum Markt zu verschaffen. Überflüssig mache sich die Entwicklungszusammenarbeit nicht, auch wenn die Digitalisierung neue Möglichkeiten der Selbsthilfe für Menschen in armen Ländern eröffne. Dann sei es immer noch Aufgabe der GIZ, Staaten über neue Regeln in der digitalen Welt zu beraten.

Zugleich wies Schwaab darauf hin, dass trotz der zunehmenden Digitalisierung 60 Prozent der Welt immer noch nicht vernetzt sei. Gerade in ländlichen Regionen gebe es oft keinen Zugang zum Internet. „In der klassischen Projektarbeit werden wir mit dieser Gleichzeitigkeit weiterleben müssen“, sagte er.

Die Digitalisierung mache beide Seiten stärker, Konzerne und die Zivilgesellschaft, sagte Victoria Wenzelmann. Der Zugang zum Internet sei ein Menschenrecht, betonte sie und berief sich auf den diesjährigen Entwicklungsbericht der Weltbank. Darin werden Regierungen aufgerufen, sich zur gerechten Verteilung digitaler Ressourcen zu verpflichten. Dabei ist sicher auch nicht zu vergessen, was eine Besucherin der Veranstaltung anmerkte: Die Ressourcen für die digitale Revolution stammen größtenteils aus Zentralafrika, wo sie oft unter ausbeuterischen Bedingungen abgebaut werden.

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