Vor Heimkehr dringend gewarnt

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Syrien-Krieg
Hilfsorganisationen fürchten, dass syrische Flüchtlinge in diesem Jahr vermehrt zur Rückkehr in ihre Heimat gezwungen werden. Die Lage in dem Land, auch in den sogenannten Deeskalationszonen, sei weiter „äußerst instabil und hochgefährlich“, erklärten sie in einem gemeinsamen Bericht.

Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung hat durch den jahrelangen Bürgerkrieg ihr Zuhause verloren; über sechs Millionen Syrer wurden im Land vertrieben, fünf Millionen suchten Schutz in Nachbarländern, eine Million kam nach Europa. Im vergangenen Jahr hätten die Regierungen Jordaniens, des Libanon und der Türkei damit begonnen, Syrer auszuweisen oder zur Heimkehr zu zwingen, heißt es in dem Bericht von sieben Hilfsorganisationen, darunter der norwegische Flüchtlingsrat und Save the Children. Darüber hinaus hätten sie ihre Grenzen für weitere Flüchtlinge aus Syrien geschlossen.  

Begründet werde dieses Vorgehen mit den militärischen Siegen, die die syrische Regierung in manchen Teilen des Landes über den Islamischen Staat und bewaffnete Oppositionsgruppen errungen hat. Das erwecke den falschen Eindruck, das Land sei wieder sicher. Zudem habe sich die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen und zu beherbergen, in Europa weiter verringert. Der fehlende politische Wille wohlhabender Länder, ihren Teil der Verantwortung für die größte Flüchtlingskrise der Welt zu übernehmen, diene Syriens Nachbarn nun dazu, selbst die Türen zu schließen, kritisieren die Hilfswerke.

Es fallen immer noch Bomben

„Die Mehrheit der syrischen Flüchtlinge und Vertriebenen lebt in Armut und unter miserablen Bedingungen. Sie möchten nach Hause zurückkehren“, erklärte der Leiter des Norwegischen Flüchtlingsrates, Jan Egeland, bei der Vorstellung des Berichtes. „Aber sogar in den sogenannten Deeskalationszonen erleben wir Blutvergießen und gezielte Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser.“ Im vergangenen Jahr kehrten laut dem Bericht rund 66.000 Syrer in ihre Heimat zurück – doch drei Mal so viele seien von der andauernden Gewalt aus ihren Häusern vertrieben worden. 

Zudem seien die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen und ein Drittel der Schulen in Syrien zerstört, erklärten die Hilfsorganisationen. Bevor Menschen in Würde zurückkehren könnten, müsse die grundlegende Infrastruktur des Landes wieder aufgebaut werden. 

Der libanesische Premierminister Saad Hariri hatte Anfang Februar in Beirut betont, dass seine Regierung keine Flüchtlinge zur Rückkehr zwingen werde. Zugleich rief er die internationale Gemeinschaft auf, sein Land in der Flüchtlingskrise besser zu unterstützen. Nach Ausbruch des Bürgerkrieges 2011 waren mehr als eine Million Syrer in das Nachbarland geflohen. Sie stellen nun ein Viertel seiner Bevölkerung.

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