Wie geht es weiter in Liberia?

Expertenfrage
Der ehemalige Fußballspieler George Weah ist seit Januar neuer Präsident Liberias. Der Wissenschaftler Ibrahim
Al-bakri Nyei erklärt, was seine größten Aufgaben sein werden und wie die Stimmung im Land ist.

In welchem Zustand hat Weahs Vorgängerin Ellen Johnson Sirleaf das Land hinterlassen?
George Weah hat ein Land übernommen, das weitgehend stabil und friedlich ist. Die Bevölkerung ist jedoch sehr arm, die Infrastruktur ist marode und die Institutionen arbeiten nicht effektiv. Laut Weah ist außerdem die Regierung bankrott und der Staat von Korruption unterhöhlt – da würde Johnson Sirleaf jedoch widersprechen.

Was sind die wichtigsten politischen Maßnahmen, die Weah in seiner Amtszeit angehen muss?
Er muss den Friedens- und Versöhnungsprozess weiter vorantreiben. Unsere Gesellschaft ist rund 15 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs immer noch nicht versöhnt. Außerdem muss er gewährleisten, dass wir eine freie Presse haben und unsere Meinung frei äußern dürfen. Zudem ist die Dezentralisierung des Landes wichtig: Weah hat versprochen, Macht an die Regionen abzugeben.

Bis vor kurzem waren Blauhelmsoldaten in Liberia stationiert. Wie ist jetzt die Sicherheitslage im Land?
Die Blauhelmsoldaten sind diesen März abgezogen. Nach fast 15 Jahren Frieden, drei demokratischen Wahlen und mehreren fairen Lokalwahlen hat Liberia ein Stadium erreicht, in dem es seine politischen Angelegenheiten selbst erledigen und selbst für Sicherheit sorgen kann. Auch die Vereinten Nationen zeigen ja durch ihren Abzug, dass ihrer Ansicht nach Liberia die Demokratie im Lande selbstständig vorantreiben kann. Unser Land ist sicher – Sie können ihren nächsten Sommerurlaub hier verbringen.

Sie waren bei der Präsidentschaftswahl vor Ort. Wie war die Stimmung?
Die Leute waren sehr enthusiastisch. Die Wahlbeteiligung lag beim ersten Wahlgang bei rund 75 Prozent. Die Menschen wollen eine funktionierende Demokratie und unterstützen sie.

Worauf muss Weah jetzt besonders achten?
Darauf, dass er die Unterstützung im Volk nicht verliert. Das würde passieren, wenn er seine Versprechen nicht erfüllt. Aber das erwarten wir nicht. Trotzdem müssen wir ihn fortwährend an seine Verantwortung für die Bevölkerung erinnern.

Das Gespräch führte Johanna Greuter.

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