"Wir wollen zeigen, dass es geht"

Lieferketten
Der Reifenhersteller Continental und das BMZ starten ein Pilotprojekt für eine rückverfolgbare Lieferkette. Michael Radke erklärt, wie das funktioniert.

Der Reifenhersteller Continental und das Bundesentwicklungsministerium wollen in einem gemeinsamen Pilotprojekt, die Lieferkette für Kautschuk von einer Plantage in Indonesien bis zum fertigen Reifen nachvollziehbar machen. Wie funktioniert das?
Wir wählen zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Bauern aus, die dabei mitmachen wollen. Die kriegen ein Training in nachhaltigem Anbau, ihre Farm wird vermessen und kartografiert und der Bauer erhält eine Chipkarte, auf der die Daten registriert sind. Wir wissen dann genau, wie groß die Farm ist und wie viele Bäume auf ihr stehen. Der Bauer zapft den Kautschuk, trocknet und sammelt ihn gemäß den Trainings der GIZ und bringt ihn zu einem von uns betriebenen Lager.

Und dann?
Dort zeigt er seine Karte, der Kautschuk wird gewogen und registriert, der Bauer wird ausbezahlt. Ein Kleinbauer bringt zwischen 10 und 30 Kilo Kautschuk. Wenn genug da ist, sagen wir eine Lkw-Ladung von fünf Tonnen, wird der Kautschuk zu weiterverarbeitenden Firmen geliefert. Dort wird er erneut registriert und verbucht. Nach der Verarbeitung wird der Kautschuk für den Transport an eines unserer Werke verladen.

Die Lieferkette in diesem Pilotprojekt hat also drei Stufen?
Richtig. So können wir sicherstellen, dass die Bauern den Preis kriegen, den sie erzielen würden, wenn sie direkt an die verarbeitenden Betriebe liefern. Normalerweise gibt es viele Zwischenhändler, so dass die Bauern einen geringeren Betrag erhalten.

Wie kann im verarbeitenden Betrieb verhindert werden, dass der Kautschuk aus Ihrem Pilotprojekt mit solchem aus anderen Quellen vermischt wird?
Eine vollständige Trennung ist noch nicht möglich. In den verarbeitenden Betrieben werden pro Schicht bis zu hundert Tonnen Kautschuk verarbeitet: So viel müssten wir liefern, um eine vollständige Trennung hinzukriegen. 

Was bringt die Rückverfolgbarkeit, wenn Sie dem Verbraucher nicht zusagen können, dass ein Reifen nachweislich aus hundert Prozent nachhaltig gewonnenem Kautschuk hergestellt wurde?
Wir haben das Pilotprojekt nicht gestartet, um ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Wir wollten zeigen, dass es geht, die Produktion von Naturkautschuk rückverfolgbar zu machen. Bisher wurde das noch nie probiert. Wir wollten wissen, wie aufwendig das ist und wie wir mit den Akteuren an den verschiedenen Stufen der Lieferkette kommunizieren müssen. Wir glauben, dass wir in einem nächsten Schritt ausreichend Naturkautschuk produzieren und von anderem Material trennen können, um Produkte mit entsprechender Garantie herzustellen. Dann hat das auch für den Kunden einen Mehrwert.

Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.
 

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erschienen in Ausgabe 10 / 2020: Idealismus und Karriere
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