Zoff in der Pfingstkirche

Angola
Die angolanischen Behörden haben Mitte August sieben Kirchen einer evangelikalen Freikirche wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung geschlossen. Auslöser waren schwere Vorwürfe von mehr als 300 angolanischen Pastoren gegen das Management ihrer Kirche.

Bei der Kirche handelt es sich um die charismatische Pfingstkirche Universal Church of the Kingdom of God (UCKG), die 1977 in Brasilien gegründet wurde und mittlerweile Ableger in vielen Ländern hat. Sie gilt als die größte evangelikale Pfingstkirche, die ihren Ursprung im globalen Süden hat. Nach eigenen Angaben hat sie 20 Millionen Mitglieder weltweit. Vor allem im portugiesischen Sprachraum im südlichen Afrika konnte sie viele Anhänger gewinnen. 

In Angola hat die Kirche 512 Pastoren, darunter 65 Brasilianer. Diese sollen nach Aussagen der angolanischen Kollegen die Geschicke der UCKG in Angola allein geleitet und ihren angolanischen Kollegen nur wenig Mitsprache eingeräumt haben. Im November 2019 hatten 330 angolanische UCKG-Pastoren der brasilianischen Führung die Veruntreuung kirchlichen Eigentums sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen und angekündigt, sich von ihr trennen zu wollen. Außerdem beschuldigten sie die brasilianischen Kollegen des Rassismus und prangerten Praktiken innerhalb der Kirche an, die von der öffentlichen Demütigung bei Fehltritten bis hin zur Forderung an angolanische Pastoren reichten, sie sollten sich die Samenleiter durchtrennen lassen und kinderlos bleiben. Die angolanische Staatsanwaltschaft hatte daraufhin Ermittlungen gegen die UCKG aufgenommen.

Widerstand gegen Demütigung und Misshandlungen

Der interne Streit ging indes weiter. Im Juni dieses Jahres hatten die abtrünnigen angolanischen Pfarrer fast die Hälfte der 270 Kirchen übernommen und den Kontakt zur brasilianischen Führung abgebrochen. Zu Verhandlungen seien sie nicht mehr bereit, sagte einer der Pfarrer gegenüber angolanischen Medien. Man wolle eine reformierte Universalkirche ohne Misshandlungen, öffentliche Demütigungen und Vasektomie. Man wolle eine Kirche, die auf Gottes Wort aufbaue. Die brasilianische Führung hatte sich daraufhin mit Unterlassungsklagen und Richtigstellungen in den Medien gewehrt und alle Anschuldigungen zurückgewiesen.

Mitte August haben die angolanischen Behörden allerdings aufgrund des Verdachts der Steuerhinterziehung und der illegalen Kapitalausfuhr sieben UCKG-Kirchen schließen lassen. Es gebe genügend Anzeichen dafür, dass die UCKG eine kriminelle Vereinigung sei, sagte der Generalstaatsanwalt Alvaro Da Silva Joao. 

In die Schlagzeilen gerät die Kirche auch immer wieder, weil sie sich oft mehr als ein Wirtschaftsunternehmen als eine Kirche gibt. Gepredigt wird in der UCKG eine Wohlstandstheologie, die den Mitgliedern Reichtum und Erfolg verspricht, wenn diese großzügig an die Kirche spenden und sich an die Regeln der UCKG halten. Üblich ist, dass die Mitglieder zehn Prozent ihres Einkommens der Kirche überlassen. Der Gründer der UCKG, der Brasilianer Edir Macedo, soll nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ im Jahr 2015 ein Vermögen von 1,1 Milliarden US-Dollar gehabt haben. 

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erschienen in Ausgabe 10 / 2020: Idealismus und Karriere
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