Ein Hausarztmodell für Tadschikistan

Gesundheitssektor
Nach mehr als zwanzig Jahren endet die Partnerschaft im Gesundheitssektor zwischen der Schweiz und Tadschikistan. Beteiligte und Beobachter sprechen von einem Erfolg.

Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit in Tadschikistan war ab 1997 unter anderem bestrebt, das Gesundheitssystem aus der Sowjetzeit zu dezentralisieren und zu einem System der medizinischen Grundversorgung umzubauen, das sich auf das Hausarztmodell stützt. Insgesamt hat die DEZA rund 44 Millionen Franken in die Zusammenarbeit mit dem zentralasiatischen Land investiert.

Im Rahmen des Projekts Medical Education Reform (MEP) des tadschikischen Gesundheitsministeriums zog die DEZA spezialisierte Schweizer Institutionen wie das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH) hinzu, um in Partnerschaft mit der tadschikischen Regierung das Ausbildungssystem für Ärztinnen und Ärzte und für das Pflegepersonal zu reformieren. Unter anderem wurden neue Studiengänge hinzugefügt und mehr auf praktische Fähigkeiten gesetzt. Ziel war, ein Netzwerk mit gut ausgebildeten Hausärztinnen und -ärzten und Pflegekräften zu schaffen. 

Guter Austausch trotz Kulturschock

Dabei arbeiteten Fachleute aus beiden Ländern eng zusammen, so dass sich Arbeitsbeziehungen entwickeln konnten. Für Louis Loutan, Professor für internationale und humanitäre Medizin, ist dieser Austausch zentral für den Erfolg einer so weitreichenden Reform: „Dank den gemeinsamen beruflichen Erfahrungen und Problemen der Ärztinnen und Ärzte entsteht im Verlauf des Projekts ein Vertrauensverhältnis“, schreibt Loutan, der viele Jahre in Tadschikistan gearbeitet hat, in einem Erfahrungsbericht, den er für die DEZA verfasst hat. 

Ebenfalls von seinen Erfahrungen berichtet dort Renato Galeazzi, Facharzt für Innere Medizin, der an dem MEP beteiligt war: Die dezentralisierte Ausbildung habe eine bessere klinische Vorbereitung auf den Arztberuf ermöglicht und die Präsenz von Ärztinnen und Ärzten in den ländlichen Gebieten erhöht. Er schreibt aber auch von einem „Kulturschock“ für die westlichen Mitarbeitenden, ausgelöst durch die intransparente und auf Beziehungen basierende Finanzierung der Gesundheitseinrichtungen, was die Weiterführung des Engagements wiederholt erschwerte.

Beteiligte ziehen positive Bilanz

Louis Loutan gibt dem Fortbestehen der Projekte nach Beendigung der Partnerschaft mit der Schweiz gute Chancen, da sie in enger Zusammenarbeit mit tadschikischen Kolleginnen und Kollegen geschah. Die Umgestaltung sei letztlich aber „abhängig von den im Gesundheitssystem selbst zur Verfügung stehenden Mitteln, insbesondere was die Löhne betrifft.“

Bruno Poitevin, Regionalkoordinator für Zentralasien der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas, zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Ein Engagement über einen Zeitraum von 20 Jahren kann wirklich etwas bewirken.“
 

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erschienen in Ausgabe 10 / 2021: Pfingstler auf dem Vormarsch
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