Hoffnung bei der Malaria-Bekämpfung

Neuer Impfstoff
Ghana und Nigeria haben einen neuen Malaria-Impfstoff zugelassen. Damit scheint das globale Ziel, die Malaria bis 2030 auszurotten, wieder etwas näher. Doch es lässt sich nur erreichen, wenn internationale Geber mehr investieren, meint Melanie Kräuter.

Melanie Kräuter ist Redakteurin bei "welt-sichten".

Der neue Malaria-Impfstoff R21 weckt große Hoffnungen: Bei drei Impfdosen und einer Auffrischungsimpfung nach einem Jahr hat sich R21 in den klinischen Studien mit insgesamt 4800 Kindern in vier afrikanischen Ländern als sehr wirksam erwiesen. In der Gruppe, die R21 bekommen haben, haben 77 Prozent gar kein oder weniger schwere Malaria bekommen als in einer Kontrollgruppe. Diese Erfolge haben erst Ghana und dann Nigeria das Land mit den meisten Malariatoten in Afrika – dazu bewogen, den neuen Impfstoff zuzulassen, auch wenn die letzte Phase der Studie noch läuft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will die letzten Ergebnisse noch abwarten und prüfen, bevor sie R21 offiziell empfiehlt. 

Im Oktober 2021 hatte die WHO zum ersten Mal überhaupt einen Impfstoff für die breite Anwendung empfohlen. Mosquirix des Herstellers GlaxoSmithKline erreichte in den Studien zwar nur einen Schutz von 30 bis 40 Prozent. Dennoch sprach WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus schon damals von einem „Durchbruch in der Kindergesundheit und Malaria-Kontrolle“. Ein Impfstoff wie R21 mit einer höheren Wirksamkeit als den von der WHO geforderten 75 Prozent wäre ein „Meilenstein“, sagen Fachleute.

Ein wirksamer Impfstoff kann Kinderleben retten. Denn für sie endet eine Malaria-Erkrankung – weil sie nicht schnell genug behandelt werden – oft tödlich. Mehr als 450.000 Kinder unter fünf Jahren sind 2021 in Afrika an Malaria gestorben. 

Internationale Geber warten WHO-Empfehlung ab

Dass Ghana und Nigeria den Impfstoff nun zulassen, zeigt, dass afrikanische Länder die Malaria-Bekämpfung selbst in die Hand nehmen und nicht erst auf die Empfehlung der WHO warten wollen. Das Serum Institute of India hat die Lizenz für die Herstellung des Vakzins, 100 bis 200 Millionen Dosen können dort pro Jahr produziert werden – zu einem erschwinglichen Preis für Afrikas überwiegend arme Bevölkerung. Ghana plant zudem eine eigene Produktionsstätte in Accra. 

Die Zulassung von R21 in Ghana und Nigeria bedeutet jedoch nicht, dass internationale Geber oder die Impfstoffallianz Gavi jetzt sofort Impfkampagnen in ganz Afrika finanzieren werden. Das werden sie – wenn überhaupt – erst dann tun, wenn die WHO den neuen Impfstoff empfiehlt. Geschieht das, muss R21 schnell auf den Markt und an die Menschen gebracht werden. Vom Mosquirix-Impfstoff haben zwar bis heute immerhin 1,3 Millionen Kinder eine Dosis bekommen – allerdings nur in Kenia, Ghana und Malawi. Um Kinder auf dem Kontinent flächendeckend zu impfen, braucht es internationale Finanzierung. 

Die Weltgemeinschaft zahlt zu wenig

Die Impfung ist keine Wunderwaffe. Aber zusammen mit bestehenden Maßnahmen wie imprägnierten Moskitonetzen, Schnelltests und Medikamenten kann die Weltgemeinschaft ihrem Ziel, die Tropenkrankheit bis 2030 auszurotten, wieder näherkommen. Erste Erfolge gab es zwischen 2000 bis 2015: Mit Unterstützung globaler Geber konnte die Zahl der an Malaria gestorbenen Kinder von mehr als 700.000 auf rund 300.000 gesenkt werden. Doch seit 2016 steigen die Todesfälle wieder – wegen mangelnder Finanzierung. In 2021 zahlte die Weltgemeinschaft nur 3,5 statt der benötigten 7,3 Milliarden US-Dollar in die Malaria-Bekämpfung. 

Der Kampf gegen Malaria ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Je weiter die Erderhitzung fortschreitet, desto größer ist die Gefahr, dass sich Mücken, die Malaria übertragen, in anderen Weltregionen ausbreiten. Auch resistente und neue Mückenarten sind ein Problem. Noch sind vor allem ärmere Länder und Menschen betroffen. Entsprechend frustriert und zu Recht sagen afrikanische Ärzte und Forscher, dass Malaria längst ausgerottet wäre, wenn sie auch eine Krankheit der Reichen wäre. 

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