Die geplanten und teils schon vollzogenen Kürzungen der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) haben jetzt schon dramatische Folgen für die Gesundheitsversorgung im globalen Süden, für 2026 drohen nun auch Kürzungen im Bildungssektor. Unicef prognostiziert aufgrund der von Gebern angekündigten Einschnitte bei der ODA ein Minus von 3,2 Milliarden US-Dollar, das wäre ein Viertel weniger als 2023. Die USA unter Präsident Trump, bisher größter Geber, kürzen am meisten bei der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe, aber auch andere große Geber wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien reihen sich in diesen Trend ein.
Unicef rechnet vor, dass ein solcher Rückgang die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, weltweit von 272 Millionen auf 278 Millionen steigen lassen könnte. Sechs Millionen – das seien so viele wie alle Grundschüler von Deutschland und Italien zusammen. Treffen würde es vor allem Kinder aus den ärmsten Ländern der Welt, in denen ohnehin oft humanitäre Krisen herrschen. Der Analyse zufolge könnten allein in West- und Zentralafrika 1,9 Millionen Kinder den Anschluss verlieren und nicht mehr die Schule besuchen.
Besonders dramatisch ist das, weil Schulen gerade in Krisen- und Kriegsregionen als einigermaßen „sichere Häfen“ gelten, in denen die Kinder nicht nur lernen und in ihre Zukunft investieren, sondern außerdem Zugang zu Essen, sauberem Wasser und Toiletten bekommen und vor allem Mädchen vor häuslicher oder sexueller Gewalt geschützt sind.
Die meisten Länder finanzieren ihre Schulen und Lehrer zum Großteil selbst. Doch vor allem viele sehr arme Länder in Afrika sind stark von der Entwicklungshilfe für Bildung abhängig; in der Zentralafrikanischen Republik etwa macht sie vier Fünftel der Mittel für Grundbildung aus. Und ausgerechnet in der Grundbildung wollen die Geber laut Unicef am meisten sparen. Und selbst Kinder und Jugendliche, die weiterhin zur Schule gehen, werden von den Kürzungen betroffen sein, warnt Unicef. Diese würden sich nämlich generell auf die Qualität der Bildung auswirken, etwa weil in der Lehrerfortbildung und im Bildungssystem an sich gespart werden muss.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde einiges erreicht: Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil der Mädchen und Jungen weltweit, die die Grundschule abschließen, laut Weltbank von 82 auf 88 Prozent gestiegen; die Abschlussquote der unteren Sekundarstufe ist von 62 auf 75 Prozent gestiegen. Die angekündigten Kürzungen würden diese Erfolge ausbremsen und viele Schüler zurückwerfen, die schon von langen Schulschließungen während der Corona-Pandemie betroffen waren.
Bildung ist neben der Gesundheit einer der Grundpfeiler für die Entwicklung eines Menschen, aber auch für die eines Landes. Beraubt man die Kinder ihrer Bildung, beraubt man sie all ihrer Möglichkeiten und Perspektiven, zu studieren, zu arbeiten – und letztendlich der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Hier zu kürzen ist der falsche Weg. Denn es gilt zwar der schon tausendmal gesagte, aber trotzdem weiter richtige Spruch: Bildung ist eine Investition in die Zukunft.
Neuen Kommentar hinzufügen