„Druck allein hilft nicht gegen das Problem“

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Goldbergbau in Ghana
Die ghanaische Regierung will den illegalen Goldbergbau eindämmen. Bislang setzt sie auf die falschen Instrumente, sagt Gabriel Botchwey.

Gabriel Botchwey ist Politikwissenschaftler an der Universität Winneba in Ghana.

In Ghana wird in kleinen Minen in großem Ausmaß illegal Gold gefördert. Was läuft da falsch?
Früher haben die Leute im traditionellen Kleinbergbau überwiegend per Hand gegraben, mit Hacken und Schaufeln. Mittlerweile kommen zunehmend schwere Maschinen wie große Bagger zum Einsatz. Vor allem Firmen aus China bringen die Maschinen nach Ghana und kooperieren mit lokalen Minenbetreibern, denn per Gesetz dürfen nur Ghanaer Kleinbergbau betreiben. Auf die Umwelt wird dabei wenig Rücksicht genommen. Vor allem im Westen des Landes verseuchen Chemikalien aus dem Goldbergbau die Flüsse. Die Städte und Gemeinden, die auf das Wasser angewiesen sind, müssen viel mehr als früher in sauberes Trinkwasser investieren.

Was macht diese Art Bergbau illegal?
Zum einen, dass Ausländer, wenn überhaupt, nur im industriellen Großbergbau tätig werden dürfen. Zum anderen, dass diese von Ghanaern betriebenen Minen oft nicht registriert und genehmigt sind. Sie erfüllen dann auch nicht die Auflagen etwa zum Schutz von Wasserressourcen. 

Heißt das, zunächst müsste der Einfluss chinesischer Bergbauunternehmen zurückgedrängt werden?
Das ist schwierig, denn ein Großteil des früher handwerklichen Kleinbergbaus würde heute ohne die Chinesen gar nicht mehr funktionieren. Sie sind im Grunde unverzichtbar, weil die ghanaische Regierung den Kleinbergbau über viele Jahre ignoriert und vernachlässigt hat. Es gab keine Unterstützung etwa in Form von Finanzhilfen oder Bergbautechnologie. Die Chinesen haben diese Lücke gefüllt, und die ghanaischen Minenbetreiber haben das dankbar angenommen. Der Anteil des illegalen Kleinbergbaus an der gesamten Goldproduktion in Ghana ist stark gestiegen: von elf Prozent im Jahr 2006 auf 40 Prozent heute. Ein Weg zurück zum handwerklichen Kleinbergbau wie früher ist kaum vorstellbar. Die schweren Maschinen sind da und würden auch bleiben, selbst wenn es gelänge, die Chinesen herauszudrängen. 

Wie geht die Regierung damit um?
Bislang hat sie vor allem mit dem Einsatz von Polizei und Militär gegen illegale Minen reagiert. In den Jahren 2017 und 2018 wurde der Kleinbergbau sogar für 20 Monate komplett verboten. Allerdings haben die kleinen Minen im selben Zeitraum die Goldproduktion im Land deutlich gesteigert. Allein mit Druck ist das Problem also nicht zu lösen. Hinzu kommt, dass etliche Politiker sowie Mitarbeiter von Behörden, die eigentlich gegen den illegalen Kleinbergbau vorgehen sollen, selbst daran beteiligt sind und Geld damit verdienen. Zum Teil halten sie selbst Konzessionen für Minen, oder aber sie kassieren Bestechungsgelder von Minenbetreibern, die sich von Kontrollen freikaufen.

Was könnte die Situation verbessern?
Als erstes müsste die Beteiligung von Ausländern gesetzlich anerkannt werden. Dann müsste ein neuer Bergbausektor etabliert werden. Der früher handwerkliche Bergbau hat sich längst zu einer Mischform zwischen Groß- und Kleinbergbau entwickelt. Wenn diese Mischform gesetzlich anerkannt würde, könnte man sie staatlich regulieren. Das dürfte aber nicht von oben herab geschehen, sondern es müssten auch die Chiefs, die auf lokaler Ebene das Sagen haben, beteiligt werden. Die wissen am besten, wo unter welchen Bedingungen in ihren Regionen Gold abgebaut wird. Die Regulierung eines neuen mittleren Bergbausektors gelingt natürlich nur, wenn die Politik und die Behörden es ernst damit meinen und die Korruption bekämpft wird.

Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.

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