„Es wird noch mehr Gewalt geben“

Der Arzt und Politiker Freddy Elbaiady über die Zukunft seiner Heimat Ägypten
Der Arzt und Politiker Freddy Elbaiady über die Zukunft seiner Heimat Ägypten

(2.7.2013) „Die Muslimbrüder werden nicht so leicht wegzukriegen sein wie Mubarak“, sagt Freddy Elbaiady. Seit Ende 2012 gehörte der Arzt dem Schura-Rat, dem parlamentarischen Oberhaus Ägyptens, an. Mittlerweile hat er sein Amt niedergelegt und beteiligt sich an den Protesten. Elbaiady ist zudem Leiter des Salam Medical Centers in der Nähe von Kairo. Im Interview mit „welt-sichten“ befürchtet er eine lange Zeit der Spannungen in Ägypten. Die Muslim-Bruderschaft sei zwar dabei zu scheitern. „Aber sie haben viele Waffen, viel Geld und eine soziale Basis in der Bevölkerung. Der Mangel an Bildung und die Armut machen es leicht, Menschen zu kaufen.“

Elbaiady zählte zu insgesamt zwölf Christen, die dem 270 Mitglieder zählenden Schura-Rat angehörten. Nun habe er sich entschlossen, sein Volk bei den Protesten gegen Präsident Mursi zu unterstützen, sagt er zu „welt-sichten“ - obwohl er als Christ und Regierungsgegner Gewaltangriffe von Islamisten befürchten müsse. „Aber mir ist meine persönliche Zukunft egal. Ich möchte meinem Land so gut wie möglich helfen, gerade in einer Zeit, in der das nötig ist.“ Die Christen in Ägypten müssten „Teil einer Bewegung werden wie die der liberalen Muslime“, fordert Elbaiady. „Wir müssen mit denen zusammenarbeiten, die die gleichen Interessen haben wie wir.“

Als Leiter des Salam Medical Center (SMC) kümmert er sich zudem um eine gute Gesundheitsversorgung für die arme muslimische Bevölkerung. „Wir sind ein christliches, evangelisches Krankenhaus, das der ganzen Gesellschaft dient.“ Zwar fürchtet Elbaiady, die Muslimbrüder könnten muslimische Patienten und Mitarbeiter abwerben. „Aber sie haben keine religiöse Botschaft. Sie leisten Sozialarbeit mit einem politischen Ziel.“ (osk)

Lesen Sie das komplette Interview mit Freddy Elbaiady hier.

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