Drei Jahre nach dem Militärputsch in Myanmar steht das „goldene Land“ sozial und ökonomisch vor dem Ruin. Der schwedische Journalist Bertil Lintner zeigt anhand der Geschichte des Landes auf, wie es dazu kommen konnte.
Bertil Lintner analysiert nicht nur das Verhalten von Militär und Politik in Myanmar, das seit drei Jahren unter einem von der Militärregierung verhängten Ausnahmezustand lebt. Er ergründet auch die ethnischen Konflikte zwischen den Birmanen, der größten Bevölkerungsgruppe Myanmars, und den zahlreichen Minderheiten. Und er geht auf die Beziehungen Myanmars zum mächtigen Nachbarn China und zu anderen Ländern ein. Seine Hauptthese lautet, dass die knapp zehnjährige politische Liberalisierung des Landes von 2012 bis 2021 vonseiten des Militärs keineswegs Ausdruck einer ernst gemeinten demokratischen Entwicklung war, sondern vor allem Teil der Strategie, die USA als Partner zu gewinnen.
Der schwedische Journalist und Autor schreibt seit 40 Jahren über Asien und lebte viele Jahre als Korrespondent der Far Eastern Economic Review auch in Myanmar. Heute arbeitet er von Thailand aus als Korrespondent für die Asia Times. Die Repression des myanmarischen Militärs hat er selbst zu spüren bekommen: Von 1985 bis zur Öffnung des Landes 2012 stand auch er als Journalist auf der Schwarzen Liste des Militärs und durfte das Land nicht betreten.
Viel Neues über aktuelle Entwicklungen und deren Hintergründe
Der erfahrene Autor hat historische wie aktuelle Entwicklungen gut recherchiert und stellt sie verständlich dar. So lernt man beim Lesen viel Neues über die seit Jahrzehnten anhaltenden innenpolitischen Spannungen zwischen Militär, Zivilbevölkerung und Rebellengruppen, die sich häufig aus ethnischen Minderheiten rekrutieren. Noch in den 1960er Jahren hatte die Regierung Myanmars im Kachin-Bundesstaat lediglich die Kontrolle über einige größere Städte und die Hauptstraße – von einem geeinten Staat konnte nicht die Rede sein. Auch durchleuchtet Lintner die außenpolitischen Beziehungen Myanmars, insbesondere zum nordöstlichen Nachbarn China. Seit dem Putsch 2021 ist China der wichtigste Verbündete Myanmars, das mit seinem Zugang zum Golf von Bengalen wiederum für China von großer geostrategischer Bedeutung ist.
Schließlich räumt das Buch auch mit Mythen auf. So erklärt er, dass der Aufstand der buddhistischen Mönche 2007 bis 2008 fälschlicherweise als Safran-Revolution bezeichnet wird. Die Safran-Farbe steht für die vermeintlich gelben Kutten der buddhistischen Mönche. Während diese in vielen anderen Ländern tatsächlich gelb sind, tragen die Mönche in Myanmar aber dunkle Kutten.
Trotz der vielen verschiedenen Namen und Bezeichnungen ist das Buch verständlich geschrieben und eignet sich für interessierte Laien. Nur eines bleibt leider offen: Der Autor erklärt nicht, warum Myanmar als „das goldene Land“ bezeichnet wird, obwohl dies der Titel des Buches ist. Grund dafür sind die goldenen Pagoden, die überall im Land zu finden sind.
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