Berlin erweitert die Wissenschaftspartnerschaft mit Afrika

Das Forschungsministerium legt eine neue Strategie vor
Die Bundesregierung will die Zusammenarbeit deutscher und afrikanischer Forschungs- und Bildungseinrichtungen ausbauen. Zugleich sollen die Kooperation praxisnäher und die Wirtschaft stärker einbezogen werden.

Deutsche Studenten spüren im Regenwald Kameruns Pflanzen mit entzündungshemmender Wirkung auf. Am Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg lernen Nachwuchswissenschaftler aus Äthiopien dann, wie mit Hochtechnologie daraus Wirkstoffe zu gewinnen sind, die später in ihrer Heimat zum Einsatz kommen können. Im südafrikanischen Port Elizabeth wird die Nelson Mandela University von der Uni Oldenburg darin unterstützt, Manager technologieorientierter, sozialer Start-up-Unternehmen in Townships zu beraten.

Mehr als 500 solcher Hochschulkooperationen gibt es zwischen Deutschland und Afrika. Nun will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) der Zusammenarbeit einen „verlässlichen Orientierungs- und Bezugsrahmen“ geben. Am 20. Juni stellten Ministerin Johanna Wanka und der Fachkommissar der Afrikanischen Union, Martial De-Paul Ikounga, neue Leitlinien vor. Ihre Ziele: gemeinsame Interessen definieren, regionale Knotenpunkte stärken und zukunftsfähige Kooperationsnetze spannen. Und schließlich soll auch die deutsche Wirtschaft mit klugen Köpfen in Afrika zusammenkommen.

Inhaltlich kommen zum bisherigen Forschungsschwerpunkt Umwelt die Bereiche Ernährungssicherung, Gesundheit und gesellschaftliche Entwicklung hinzu. Neu aufgenommen werden zudem Ressourcenmanagement sowie als Querschnittsthemen Innovation und Transformation.

Ein Schwerpunkt ist die Ernährungssicherung

Beispielprojekte im Umweltbereich sind der Aufbau regionaler Forschungs- und Servicezentren für Klimawandel und angepasstes Landmanagement in 15 afrikanischen Ländern, der bis 2014 schon mit 100 Millionen Euro aus Berlin unterstützt wurde.

Für Innovationen in der Gesundheitsversorgung sollen über ein EU-Programm wichtige klinische Studien in Afrika für die Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika gegen HIV/Aids, TBC, Malaria und andere Krankheiten ermöglicht werden.

Von hoher Priorität für Afrika ist der Bereich Ernährungssicherheit. So beteiligen sich unter dem Dach von „GlobE“, einer Initiative des Forschungsministeriums, bereits 30 deutsche Einrichtungen und 70 Partnerorganisationen in zehn Ländern Afrikas an regional zugeschnittenen Forschungsprojekten.

Mit eher angewandter Forschung und Expertise will Deutschland auf „vermehrte Anfragen“ vom Kontinent reagieren, wie Rohstoffe sparsam und umweltfreundlich in der Wirtschaft eingesetzt werden können. So geht es in einem Projekt mit deutschen Zulieferern schon darum, in südafrikanischen Gießereien Energie und Material effizienter einzusetzen.

Die neue deutsch-afrikanische Strategie zum Wissensaustausch berücksichtigt auch mögliche Innovationspotenziale der Wirtschaft in Afrika und fragt, ob ein Schulterschluss mit der deutschen Wirtschaft sinnvoll wäre. Auf afrikanischen Wunsch geht das Papier auch den Möglichkeiten „marktorientierter Verwertung von Forschung“ nach, um das Unternehmertum zu stärken. Grundsätzlich soll die Bildungskooperation praxisnäher ausgebaut werden: Vor allem in Nordafrika soll die berufliche Bildung weiter gefördert werden. So soll die German University of Cairo ein Bachelor-Programm für KfZ-Mechatroniker starten.

Ministerin Wanka und AU-Kommissar Ikounga betonen, Deutschland gehe stärker als andere Partner auf afrikanische Schwerpunkte und Entwicklungswünsche ein. Das Bildungsministerium hat für fünf Jahre rund 76 Millionen Euro für die Umsetzung der Afrika-Strategie budgetiert. Umgekehrt erwartet Berlin von den Partnern ebenfalls „einen angemessenen Beitrag“ sowie „die Bereitschaft, Koordinierungsaufgaben zu übernehmen“.

Afrikanischen Wünschen soll entsprechende Tatkraft folgen. Vom Ziel, ein Prozent der Wirtschaftsleistung für die Forschung auszugeben, sind die Staaten des Kontinents weit entfernt.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2014: Lobbyarbeit: Für den Nächsten und sich selbst
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