Lidl am Pranger

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat Klage gegen den Discounter Lidl eingereicht. Das Unternehmen gaukle den Konsumenten faire Arbeitsbedingungen vor, während in Wahrheit die Verhältnisse in den Produktionsstätten für Lidl-Textilien in Bangladesch oft katastrophal seien. Mit im Geschäft ums Lidl-Renommee ist auch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die vor allem staatliche deutsche Entwicklungshilfe durchführt.

„Irreführende Werbung“ und „unlauterer Wettbewerb“ lauten die Vorwürfe, die die Verbraucherzentrale gegen Deutschlands zweitgrößten Discounter erhebt. Unterstützt wird sie von der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und der Berliner Menschenrechtsorganisation ECCHR. Bei den Zulieferern in Bangladesch herrschten zum Teil menschenunwürdige Arbeitsbedingungen – von unbezahlten Überstunden über das Verbot von Gewerkschaftsgründungen bis hin zu sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz, so der Befund einer Studie von CCC und ECCHR. Dessen ungeachtet schmücke sich Lidl damit, Aufträge nur an solche Produzenten zu vergeben, die sich nachweislich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen.

Bei Lidl sieht man kein Fehlverhalten. Mittels externer Kontrolleure (Auditoren) sei man bestrebt, Missständen auf die Spur zu kommen, hieß es in ersten Stellungnahmen. Und hier kommt die GTZ ins Spiel. Machen nämlich die von Lidl eingeflogenen Kontrolleure Missstände aus, dann bemühen sich anschließend GTZ-Trainer darum, die Zustände in den Nähereien wenigstens auf das Niveau sozialer Mindeststandards zu heben. Die GTZ tut das in diesem Fall als so genanntes Drittgeschäft: Wie auch für die Kontrolleure ist Lidl der Auftraggeber.

Die Arbeitsbedingungen sind laut GTZ oft „nicht gut“

„Was wir in Kleiderfabriken in Bangladesch gesehen haben, ist schrecklich“, heißt es unterdessen bei „Brot für die Welt“, das Mitglied im Bündnis Supermarkt-Initiative gegen den „Missbrauch von Einkaufsmacht“ ist. Dass die Arbeitsbedingungen in vielen Zulieferfirmen „nicht gut“ sind, stellt man auch bei der GTZ nicht in Abrede. Es gehe darum, sie zu verbessern. Und genau das sei die Aufgabe der GTZ im Auftrag von Lidl – nicht nur in Bangladesch, sondern auch in chinesischen Fabriken, wo ähnliche Verhältnisse herrschen. Eine Kollision mit den eigenen staatlichen Entwicklungsaufgaben sieht man bei der GTZ nicht.

Am Pranger der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) stehen unterdessen nicht nur Lidl, sondern auch Aldi, Metro, Kik und andere. Die seien zwar teils Mitglieder der Business Social Compliance Initiative (BSCI), die sich um bessere Arbeitsbedingungen bemühen will. In Wahrheit aber trügen sie – in dauernder Konkurrenz auch untereinander – zur Schwächung von Sozialstandards bei. In Bangladesch wie anderswo.

erschienen in Ausgabe 5 / 2010: Menschenrechte - Für ein Leben in Würde
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