Kirchliche Not- und Entwicklungshilfe sichtbarer machen

Mit der ACT Alliance ist Ende März eines der weltweit größten Bündnisse humanitärer Hilfsorganisationen offiziell aus der Taufe gehoben worden. An verschiedenen Orten feierten mehr als 100 Gründungsmitglieder in 125 Ländern den Startschuss des neuen kirchlichen Netzwerkes. Darin bündeln protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen und Hilfswerke ihr Engagement in der Katastrophenhilfe und in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit.

ACT Alliance verfügt über mehr als 40.000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter weltweit. 1,1 Milliarden Euro stehen dem Bündnis jährlich zur Verfügung. Ziel des Zusammenschlusses ist, die kirchliche Katastrophen- und Entwicklungshilfe effizienter zu machen. Künftig wird ACT Alliance bei Katastrophen weltweit die Spendenaufrufe sowie die Finanzierung und Durchführung der humanitären Maßnahmen koordinieren. „Das neue Bündnis macht endlich sichtbar, dass die protestantischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen neben den Organisationen der Vereinten Nationen und der römisch-katholischen Kirche mit die meiste Arbeit in der humanitären Hilfe und der Entwicklungshilfe leisten“, sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Direktorin von „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe, bei der Auftaktveranstaltung in Stuttgart. Die beiden evangelischen Hilfswerke gehören zu den Gründungsmitgliedern von ACT Alliance.

Die mehr als hundert Mitgliedsorganisationen von ACT Alliance sind schon lange in den Gesellschaften etabliert, in denen sie tätig werden. „Wenn es zu einer Katastrophe kommt, sind diese Organisationen sofort einsatzfähig und unter den ersten, die Nothilfe leisten“, sagte John Nduna, der Generalsekretär von ACT Alliance, bei der Auftaktveranstaltung in Genf, wo auch der Sitz des Bündnisses ist. „Wenn der Notstand vorüber ist und die Mittel ausbleiben, sind die Kirchen nach wie vor präsent.“ Sie bleiben vor Ort, wenn andere sich zurückziehen, so Nduna.

Die Abkürzung ACT steht für Action by Churches Together (Kirchen helfen gemeinsam). Vorläufer von ACT Alliance sind das 1994 gegründete humanitäre Bündnis ACT International sowie das Netzwerk ACT Development, das seit 2007 die kirchliche Entwicklungsarbeit bündelt. Die Mitglieder von ACT Alliance haben sich hohen ethischen und professionellen sowie allen Standards der Vereinten Nationen verpflichtet. So dürfen Glaube und Weltanschauung keine Rolle spielen, wenn es darum geht, Menschen in Not zu helfen.

Kritische Fragen von Kirchen aus Afrika

Das Bündnis setzt auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Partnern vor Ort. Dieser Punkt ist vor allem für die afrikanischen Kirchen wichtig, die während des Gründungsprozesses viele kritische Fragen an die neue Organisation gestellt hatten. Weil einige afrikanische Kirchenräte und ökumenische Organisationen bei der Gründung nationaler und regionaler ACT Alliance-Foren auf dem afrikanischen Kontinent übergangen wurden, war es zu Spannungen zwischen afrikanischen Kirchen und den Verhandlungsführern in Genf gekommen. „Wir werden nicht akzeptieren, dass irgendjemand etwas für uns tut, bevor nicht unsere Vorstellungen und Ziele übereinstimmen“, sagte Valentine Mokiwa, der Präsident des Allafrikanischen Kirchenrates AACC, bei der Auftaktveranstaltung des Bündnisses in Nairobi (Kenia). Der Kirchenrat ist ebenfalls Mitglied von ACT Alliance.

Mokiwa forderte außerdem, die Arbeit von ACT Alliance müsse zuallererst ein Ausdruck des christlichen Glaubens sein. Er hoffe, dass man nicht der Versuchung verfalle, die Kraft des Geldes über die Kraft des Glaubens zu stellen. Die Kirche habe den Auftrag und das Mandat, „unseren Einsatz für den Ruhm Gottes zu nutzen“, sagte Mukiwa. Diesen Punkt unterstrich auch Olav Fykse Tveit, der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen: „Das Bündnis ist ein wahrhafter Ausdruck der ökumenischen Bewegung, der Ruf, eins zu sein, damit die Welt glauben kann, dass Gott ein liebender und fürsorgender Gott für die ganze Menschheit ist.“

 

erschienen in Ausgabe 5 / 2010: Menschenrechte - Für ein Leben in Würde
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