Fußball-WM: Von Deutschland lernen

Am 11. Juni wird die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika angepfiffen. In den vergangenen drei Jahren haben deutsche Kommunen im Rahmen des deutsch-südafrikanischen „Host City Programms“ die Austragungsorte am Kap beraten. 70 Experten aus allen 12 deutschen WM-Städten sowie Bonn haben seit Januar 2007 in 150 Beratungseinsätzen ihre Erfahrungen aus der WM 2006 an Südafrika weitergegeben.

Für die Beratung aus Deutschland hatte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit InWent ein Budget von 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt vermittelte die Experten aus den beteiligten deutschen Kommunen.

Der Jurist Thomas Jedlitschka vom Berliner Senat hat die WM-Büros von Pretoria und Johannesburg über das komplizierte Fifa-Regelwerk beraten. Für die Kommunen sei das Thema neu, während der Weltfußballverband nach jeder Weltmeisterschaft Lücken in seinen Regeln schließe, sagt Jedlitschka. Dadurch ist die Fifa im Vorteil gegenüber den Ausrichtern.

Mit deutscher Hilfe konnten sich Südafrikas Austragungsorte  gegenüber der Fifa besser behaupten. Zum Beispiel bei den Fanfesten, die aufgrund der Fifa-Auflagen in puncto Sicherheit und Marketing sehr teuer für die Städte werden. Problematisch für die Kommunen sind auch die von der Fifa verlangten Bannmeilen um die Stadien. In einem Radius von einem Kilometer sollten weder Händler verkaufen noch lokale Werbung stehen dürfen. Diese Regelung benachteiligt fliegende Händler. „Wir haben das in Deutschland nicht akzeptiert“, erläutert Jedlitschka, „und unsere Partner in Südafrika darin bestärkt, es ebenfalls nicht zu tun.“

Becher aus Pappe oder aus Plastik in den Stadien?

Doch die Berater haben es auch mit ganz praktischen Fragen zu tun. So fragte die Stadt Port Eli­zabeth an, ob beim Getränkeausschank im Stadion besser Pappbecher oder Becher aus Plastik verwendet werden sollten. Andere Kommunen wollten wissen, wie sie beim Bau und Betrieb eines Stadions Energie und Wasser sparen oder ihre freiwilligen Helfer am besten im Umgang mit internationalen Besuchern schulen.

Deutsche Experten haben auch beim Ausbau und der Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs beraten. Zwischen Soweto und Johannesburg wurde ein modernes Schnellbus-System eingerichtet, das auch nach der WM für die Bewohner bezahlbar sein soll. Das Modell stammt ursprünglich aus Kolumbien und gilt als effizient, sicher und preiswert.

„Alle diese Investitionen bleiben nach Ende der Weltmeisterschaft bestehen“, betont Pamina Haussecker, Leiterin des WM-Projekts bei der Servicestelle. Auf diese Weise soll die erste Fußball-WM auf afrikanischem Boden die kommunalen Strukturen nachhaltig stärken und zu einem Entwicklungsschub in Südafrika beitragen. Doch der Nutzen liegt auf beiden Seiten. „Auch die deutschen Kommunen profitieren von den internationalen Erfahrungen ihrer Mitarbeiter“, betont Haussecker.

 

erschienen in Ausgabe 6 / 2010: Vom klein sein und groß werden
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