Religionsführer wollen sich stärker für Frieden einsetzen

Männer, die meisten in arabischer und Südostasiatischer Kleidung, kommen auf den Betrachter zu.
Muslim World League, www.themwl.org
Der Premierminister Malaysias, Dato’ Sri Anwar Ibrahim, und der Generalsekretär der Muslimischen Weltliga, Mohammed bin Abdulkarim Al-Issa, auf dem interreligiösen Treffen in Kuala Lumpur.
Religion und Frieden
Auf Einladung Malaysias und der Muslimischen Weltliga haben Ende August muslimische, christliche, hinduistische und buddhistische Religionsführer über ihre Rolle bei der Lösung von Konflikten beraten. Großen Raum nahm der Krieg in Gaza ein.

Zum zweiten Mal in gut einem Jahr hat das mehrheitlich muslimische Malaysia zusammen mit der Muslimischen Weltliga (MWL) zu einem interreligiösen Gipfeltreffen nach Kuala Lumpur eingeladen – das erste war im Mai vergangenen Jahres. Nun kamen Ende August wieder 400 Religionsführer sowie rund 1000 Wissenschaftler, politische Führungskräfte und Parlamentarier mit unterschiedlichem Religionshintergrund aus 54 Ländern zusammen, darunter auch christliche Geistliche aus den USA und schiitische Religionsgelehrte aus dem Iran sowie Vertreter aus Russland und der Ukraine. 

Zentrales Thema war die Frage nach der Rolle religiöser Führer bei der Lösung von Konflikten. Die Ursachen von religiös motivierten Konflikten standen dabei genauso im Fokus wie die Frage, wie religiöse Führer Friedensverhandlungen unterstützen können. 

Aufruf, die Gläubigen zusammenzubringen

Das Vertrauen in politische Führer schwinde angesichts der vielen Verletzungen von Völkerrecht und Menschenrechten. Umso mehr müssten die Religionsführer „die Fahne des Friedens, der Gerechtigkeit, der Menschenwürde und der Menschlichkeit hochhalten“, sagte der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim bei seiner Eröffnungsrede. Auf politischer Ebene erlebe er viele Widersprüche und „dreiste Heuchelei“, wenn über Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit gesprochen werde. Deshalb appelliere er an die Religionsführer, weil sie die Bedeutung von Frieden verstünden und sich alle Religionen in Fragen der Menschlichkeit einig seien. Für den Schutz von Minderheiten sei Toleranz, Wertschätzung und das Wissen über die Unterschiede zwischen den Religionen wichtig, sagte der Premierminister. 

Der Generalsekretär der MWL, Mohammed bin Abdulkarim Al-Issa, forderte die Teilnehmenden der Konferenz auf, nicht nur „abstrakt zu predigen“, sondern auch „aktiv an der Gestaltung des Friedens“ zu arbeiten und ihre Anhänger zu einem gemeinsamen Engagement für die Menschenwürde zu führen. Von mehr als acht Milliarden Menschen seien vier Fünftel gläubig. „Wir müssen alle zusammenkommen und gemeinsam zum Frieden aufrufen“, sagte Al-Issa.

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Die 1962 in Mekka gegründete MWL ist eine unabhägige Organisation mit Mitgliedern aus verschiedenen islamischen Ländern und allen Glaubensrichtungen des Islam. Ihr Generalsekretär Al-Issa gilt als eine wichtige Figur im interreligiösen Dialog weltweit. 2020 sorgte er mit seinem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz international für Aufmerksamkeit. Er arbeitet eng mit jüdischen Organisationen und dem Vatikan zusammen und leitet in seiner Heimat Saudi-Arabien auch das im Verteidigungsministerium angesiedelte Intellectual Warfare Center, das extremistische und terroristische Ideologien bekämpfen soll. 

Den größten Raum bei dem Gipfeltreffen nahmen der Krieg und die Situation in Gaza ein. Was heute im Gazastreifen geschehe, sei ein gefährlicher Präzedenzfall, der die Glaubwürdigkeit internationaler Verpflichtungen in Frage stelle, sagte Al-Issa

Für die Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt

Einigkeit herrschte bei der Konferenz, dass Gaza ein besonders deutliches Beispiel für internationales Versagen sei. Die Teilnehmenden bekräftigten ihre Unterstützung für das Abschlussdokument der Internationalen Konferenz zur friedlichen Beilegung der palästinensischen Frage und zur Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung, die Ende Juli bei den Vereinten Nationen in New York auf Einladung von Frankreich und Saudi-Arabien stattgefunden hat. Darin werden die Verletzungen von Menschen- und Völkerrecht auf beiden Seiten angeprangert, Fragen der Sicherheit für Israelis und Palästinenser formuliert und Schritte in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung und eines funktionierenden palästinensischen Staates skizziert. 

Die Teilnehmenden in Kuala Lumpur verpflichteten sich, ihren spirituellen und gesellschaftlichen Einfluss zu nutzen, um für die Erklärung von New York Unterstützer zu gewinnen. Weder an der UN-Konferenz noch beim interreligiösen Gipfeltreffen in Malaysia waren Vertreter aus Deutschland aktiv beteiligt.  

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