Neue Aufgaben durch den Aufstieg der Schwellenländer

Auf seiner 15. Landeskonferenz Mitte Juni in Münster diskutierte das Eine Welt Netz Nordrhein-Westfalen über die künftigen Schwerpunkte seiner Arbeit. Stichworte waren die UN-Millenniumsziele, der Aufstieg großer Schwellenländer und härter werdende Verteilungskämpfe in Deutschland.
„Die Themen der Eine-Welt-Bewegung sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, betonte Geschäftsführer Udo Schlüter auf der Konferenz, schränkte aber gleichzeitig ein, das sei weniger ein Erfolg des Eine Welt Netzwerks, sondern eine Folge der globalen Krisen. Klimawandel und Ressourcenknappheit, Finanzkrise und Staatsverschuldung, der Aufstieg der Schwellenländer und die wachsende Ungleichheit auch in den westlichen Industrieländern haben die Rahmenbedingungen für das entwicklungspolitische Engagement erheblich verändert. Schlüter erwartet in Zukunft „mehr Spannungen zwischen den Eigeninteressen Deutschlands und den Werten der Bewegung“ wie globale Solidarität mit den Armen. Als wichtige Aufgaben für die Zukunft nannte er eine bessere Einbindung von Migranten und ihren Organisationen, die stärkere Nutzung sozialer Medien wie Facebook und Twitter sowie die Stärkung internationaler Kontakte.
 

Autorin

Claudia Mende

ist freie Journalistin in München und ständige Korrespondentin von „welt-sichten“. www.claudia-mende.de

Eveline Herfkens, die ehemalige holländische Entwicklungsministerin und Sonderbeauftragte der UN-Millenniumskampagne, forderte die Eine-Welt-Bewegung auf, mehr Druck auf die Bundesregierung auszuüben, damit sie internationale Verpflichtungen erfülle. Die Rolle von Netzwerken der Zivilgesellschaft sei „entscheidend“ für die Erreichung der Millenniumsziele. Die Eine-Welt-Bewegung solle sich vor allem an Bundestagsabgeordnete wenden. „Abgeordnete reagieren nur, wenn sie sehen, dass hinter einem Anliegen viele potentielle Wählerstimmen stehen.“

Die Eine-Welt-Bewegung sollte mehr Druck machen

Der Erfolg von Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien wird laut Dirk Messner vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik die Arbeit von nichtstaatlichen Organisationen und Eine-Welt-Netzwerken verändern. Lebten 1990 noch 80 Prozent der weltweiten Mittelschichten in Industrieländern, sind es heute nur noch 40 Prozent. Als Folge des zunehmenden Wohlstands in den asiatischen Boomstaaten haben sich dort die zu bewältigenden Aufgaben verändert. Klimawandel und Ressourcenknappheit rücken als zentrale Probleme in den Vordergrund. Die ökologischen Grenzen des Erdsystems dürften nicht überschritten werden, betonte Messner.

Für die Eine-Welt-Netzwerke bedeutet das, dass Fragen von Lebensstil und Konsum stärker in den Vordergrund rücken werden. Andere Themen, die die Entwicklungspolitik schon lange begleiten, werden sich in Zukunft noch verschärfen. Jan Hanrath vom Institut für Entwicklung und Frieden an der Universität Duisburg-Essen kritisierte den Agrarprotektionismus Europas und den menschenrechtswidrigen Umgang mit Flüchtlingen aus Afrika. Nach den Protesten in Nordafrika und der arabischen Welt habe Europa die Möglichkeit, durch eine „Öffnung seiner Märkte“ und einen „rationaleren Umgang“ mit Flüchtlingen den Druck auf die Staaten in der Region zu mildern.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2011: Entwicklungsdienst: Wer hilft wem?
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