Ein Siegel für faire Kleidung

Fairtrade
Faitrade will mit einem Textilstandard die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie verbessern. Ein guter Schritt, findet die Kampagne für saubere Kleidung. Einige Fragen sind aber noch offen.

Die Kriterien des Textilstandards sehen einen besseren Schutz am Arbeitsplatz, mehr Rechte und einen fairen Lohn für die Angestellten vor. Nach spätestens sechs Jahren sollen die beteiligten Firmen ihren Arbeiterinnen einen existenzsichernden Lohn bezahlen. Die Zeitvorgabe ist ein Novum bei Fairtrade: Bislang hatte die Organisation keine konkreten Ziele für die Anhebung der Löhne formuliert.

Der Standard soll sich auf die gesamte Wertschöpfungskette beziehen. Wer Fairtrade-Kleidung anbieten will, muss fair produzierte Materialien verwenden. Neben Fairtrade-Baumwolle sollen dafür auch andere nachhaltige Fasern zugelassen werden. Eine Umstellung bedeutet der Standard vor allem für die Hersteller. Um die Anpassung zu erleichtern, will Fairtrade im Rahmen eines begleitenden „Textilprogramms“ Fachleute in die Fabriken schicken, die dort über die Kriterien aufklären und Schulungen anbieten.

Die Kampagne für saubere Kleidung (CCC) begrüßt, dass der Standard die ganze Lieferkette abdecken soll. Es seien allerdings noch Fragen offen, sagt Gisela Burckhardt von der Mitgliedsorganisation Femnet. So sei zwar vorgesehen, dass sich die Arbeiterinnen bei der Zertifizierung und den Audits einbringen, doch habe die Belegschaft in den Produktionsländern grundsätzlich kaum Mitspracherechte. Das heißt: es ist wenig wahrscheinlich, dass sie wirklich beteiligt werden.

Ansatz greift zu kurz

Fairtrade nehme zudem zu einseitig die Lieferanten in die Pflicht, meint Burckhardt. Diese müssten für eine Zertifizierung komplexe und kostspielige Anforderungen erfüllen, hätten aber keine Sicherheit, dass sich ihre Mehrkosten langfristig rechnen. Um die Lohnerhöhungen zu ermöglichen will Fairtrade zwar die Abnehmer mit Verträgen zu fairen und langfristigen Einkaufspraktiken verpflichten. Es könne aber passieren, dass ein Händler nach fünf Jahren wieder aussteigt und die Produzenten auf ihren hohen Lohnkosten sitzen bleiben.

Für Burckhardt greift der produktbezogenen Ansatz deshalb zu kurz. Die Firmen könnten einzelne Produkte als „fair“ vermarkten, ohne ihre bisherige Praxis zu ändern. „Wir brauchen einen strukturellen Wandel der Industrie“, sagt Burckhardt. Sinnvoller seien Multi-Stakeholder-Initiativen, wie etwa die Fair-Wear-Foundation, bei der sich Einkäufer, Hersteller, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen gemeinsam um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen bemühen.

Bis die ersten Jeans oder T-Shirts mit dem Fairtrade-Logo in die Läden kommen, wird es noch etwas dauern. Der Standard kann ab Juni 2016 angewendet werden. Derzeit sei man mit interessierten Unternehmen im Gespräch, heißt es bei Fairtrade. Die fertigen Produkte sollen mit dem Siegel „Fairtrade Textile Production“ ausgezeichnet werden. Die Verbraucher sollen erkennen können, ob innerhalb der Lieferkette bereits existenzsichernde Löhne gezahlt werden, oder ob die Hersteller noch innerhalb der sechsjährigen Übergangszeit sind.

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