"Wohin mit dem Geld?"

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Spendenplattformen
Fünf Fragen
"Wir nehmen den Leuten, die spenden wollen, die Recherchearbeit ab", erklärt Thanh Binh Tran, Gründer der gemeinnützigen Spendenplattform „Moonshot Mission“, seine Arbeit.

Than Binh Tran ist Gründer der gemeinnützigen Spendenplattform „Moonshot Mission“.
Woran arbeiten Sie gerade?
Wir möchten junge Menschen davon überzeugen, dass man an der Welt etwas verändern kann – und ihnen das so einfach machen wie möglich. So wie man innerhalb von ein, zwei Minuten online Essen bestellen kann, soll man auch Geld für einen guten Zweck spenden können. Und so wie man sich beim Essenbestellen auf Bewertungsportale verlässt, soll man sich beim Spenden auf unsere Plattform verlassen können. Wir setzen auf wissenschaftliche Erkenntnisse und nehmen den Leuten die Recherchearbeit ab. Ziel: Die meisten Leben pro Euro zu retten und verbessern.

Die Leute wollen also grundsätzlich spenden und brauchen nur eine einfachere Gelegenheit dazu? 
Natürlich müssen auch wir um Spenden werben. Aber Bewegungen wie Fridays for Future (FFF) und Black Lives Matter (BLM) haben gerade unter jungen Leuten eine enorme Spendenbereitschaft ausgelöst. Teilweise wussten sie ja manchmal selbst gar nicht so genau, wohin mit dem Geld, das sie auf einmal von allen Seiten bekamen. Sie haben es dann auch an andere Organisationen weitergeleitet und damit im Grunde das getan, was wir jetzt mit unserer Plattform in größerem, systematischem Umfang tun. Dazu gehen wir dorthin, wo junge Leute viel Zeit verbringen: in die sozialen Medien. Wir haben auch schon beliebte Influencer wie etwa Tina Neumann auf Tik Tok dazu gewonnen, unentgeltlich auf uns hinzuweisen. 

Wie sind Sie dazu gekommen, eine Spendenplattform zu gründen?  
Meine Eltern sind vor vielen Jahren als Bootsflüchtlinge aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Ich verdanke der deutschen Gesellschaft und insbesondere der Caritas viele Chancen. Nicht zuletzt Spenden haben ermöglicht, dass wir uns hier eine selbstständige Existenz aufbauen konnten und dass ich Wirtschaftswissenschaften studieren konnte. Nach meinem Bachelorabschluss habe ich ein Jahr als Unternehmensberater gearbeitet, nach dem Master bin ich in die Start-up-Szene eingestiegen. Gleichzeitig wuchs in mir aber auch der Wunsch, meine Fähigkeiten nicht nur kommerziell, sondern für humanitäre Zwecke einzusetzen, und ich habe zusammen mit Guy de Coulon und Maximilian Rauschert Moonshot Mission gegründet. 

Haben Sie ein besonderes Vorbild für Ihr Engagement?
Ich schätze Andreas Schiemenz, Geschäftsführer der Sinngeber gGmbH, sehr. Er ist Experte im Bereich Philanthropie, Idealist und kompromissloser Fundraiser. Ich erinnere mich, dass ich ihn einmal nach Tipps gefragt habe, wie man Großspenden einwirbt. Dazu sollte gesagt werden, dass ich in der Vergangenheit Trainings für Vertriebsteams geleitet und durchaus Erfahrung habe. Aber bei Großspenden gab es ja keinen klaren Vorteil für die Gebenden. Seine Antwort: „Sie kämpfen gegen extreme Armut. Ich kenne keinen besseren Grund 100.000 Euro anzufragen.“

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich liebe Kitesurfen, und ich kicke gerne mit Freunden im Park. In den sozialen Medien bin ich im Grunde nur beruflich unterwegs. Privat lese ich gerne Bücher aus Papier, zum Beispiel von meinem Lieblingsschriftsteller Haruki Murakami  am liebsten gebrauchte oder geliehene, man muss nicht alles neu kaufen. 

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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erschienen in Ausgabe 10 / 2021: Pfingstler auf dem Vormarsch
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