Nichtstaatliche Hilfe auf dem Prüfstand

Die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen in Österreich wollen zeigen, dass ihre Arbeit wirkt. Vertreter von NGOs haben sich Anfang Juni in Wien getroffen, um Erfahrungen auszutauschen und Beispiele gelungener Projekte vorzustellen. Mit der Konsultation, die fortgesetzt werden soll, bereiten die Organisationen sich auf die internationale Konferenz zur Wirksamkeit der Entwicklungshilfe Ende 2011 in Seoul vor.

Die Konferenz nächstes Jahr in der südkoreanischen Hauptstadt setzt den so genannten Paris-Prozess für eine wirksamere Entwicklungshilfe fort. Dieser hatte im Jahr 2005 begonnen und war  im September 2008 mit dem Aktionsplan von Accra bekräftigt worden. Als Grundprinzipien einer wirksamen Zusammenarbeit wurden unter anderem die Abstimmung der Geber untereinander, die Anpassung der Hilfsprogramme an die Strategien und Verfahren der Empfängerländer sowie deren Eigenverantwortung festgeschrieben. Die Bemühungen im Rahmen dieses Prozesses betreffen zwar vor allem die Entwicklungshilfe von Staaten, dennoch beeinflussen sie auch die Arbeitsbedingungen von NGOs. „Wenn ihr weiter öffentliches Geld wollt, dann müsst ihr eure Wirksamkeit unter Beweis stellen“, fasst Michael Obrovsky von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) die Position der Regierungen zusammen.  Die inhaltliche Vorgabe für das Treffen der nichtstaatlichen Organisationen in Wien hatte Johanna Mang von der Austrian Development Agency (ADA) schon bei einem Workshop im April formuliert: Die NGOs müssten vor allem deutlich machen, welchen Beitrag sie zur Stärkung der Selbsthilfekapazitäten in den Partnerländern leisten können.

In Wien fanden die NGO-Vertreter, die angesichts der zu erwartenden Budgetkürzungen um die weitere Finanzierung ihrer Arbeit fürchten müssen, schnell eine Vielzahl von Stärken, die sie gegenüber staatlichen Gebern auszeichnen – dazu zählen unter anderem etwa die Verankerung in der Zivilbevölkerung der Partnerländer, der damit verbundene Informationsvorsprung gegenüber den Regierungen der Geberländer, die Unabhängigkeit von den Regierungen der Entwicklungsländer, die langfristig orientierte Arbeit und die gute Vernetzung zwischen den Organisationen, die einander ergänzen.

Kürzungspläne werden im Herbst bekanntgegeben

Der Ausbau dieser Stärken und der Austausch von Erfahrungen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, auf die ein weiterer Workshop zum Thema Wirkungsmessung folgen wird. Auf internationaler Ebene werden die Ergebnisse in ein „Open Forum“ einfließen, mit dem sich nichtstaatliche Organisationen aus aller Welt auf die Konferenz in Seoul vorbereiten und das im kommenden September zu einer ersten Generalversammlung zusammentreten wird.

Ob die Selbstevaluierung der NGOs belohnt wird, bleibt jedoch abzuwarten. Die Regierung will ihre Kürzungspläne erst im Herbst nach zwei wichtigen Regionalwahlen bekannt geben. Bis dahin bleibt die Hoffnung, dass die nichtstaatliche Entwicklungs- und Nothilfe weiter so gefördert wird wie bisher.

 

erschienen in Ausgabe 7 / 2010: Andenländer, alte Kulturen neue Politik
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