Das hinduistische Lichterfest Diwali, das Mitte Oktober in Indien begangen wird, eröffnet mit seinen Feuerwerken Jahr für Jahr im benachbarten Sri Lanka die Smogsaison. Denn vor allem im Oktober und November ist die Luftverschmutzung in Indien besonders stark. Das liegt unter anderem daran, dass die dortigen Bauern trotz der Verbote oft ihre Stoppelfelder abbrennen, um Platz für neue Anpflanzungen zu schaffen. Aber auch Autos, Lastwagen, Fabriken und die offene Müllverbrennung führen zu beträchtlichem Smog, der über die schmale Meerenge nach Sri Lanka zieht – vor allem zur Zeit des Nordmonsuns im Herbst.
Im vergangenen November erreichte der Luftqualitätsindex AQI extrem ungesunde Werte, die nahezu den gesamten Winter anhielten. An vielen Tagen verschwand in der Hauptstadt Colombo die Sonne hinter einem dichten, wolkenartigen Dunst.
Smog verdeckt im Herbst nicht nur die Skyline von Colombo mit ihren Dachterrassenbars, Infinity-Pools, Wohnblocks und Bürokomplexen. Der Feinstaub dringt auch in öffentliche Parks, provisorische Siedlungen entlang der Straßen und sogar in die überfüllten Busse ein. Der Geruch von verbrannten Blättern, Müll und Schadstoffen beißt dann in meiner Nase, wenn ich zur Arbeit pendele, durch die Straßen radele, Pickleball spiele oder bei Sonnenuntergang im Pool paddele. Die Luft fühlt sich feucht an und hinterlässt einen klebrigen Rückstand auf der Haut.
Ein Luftverschmutzungsgrad von 183
Autorin
Seinen Gipfel erreichte der Luftverschmutzungsgrad in der vergangenen Smogsaison in der Stadt Puttalam an der Westküste Sri Lankas mit einem Wert von 183. Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet 0 bis 50 als gut, 51 bis 100 als mäßig, 101 bis 150 als ungesund für sensible Gruppen und 151 bis 200 als ungesund für alle.
Besonders betroffen sind städtische Gebiete wie Colombo, Trincomalee und Jaffna. Und das, obwohl vor allem Colombo im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Südasien eine relativ saubere und grüne Stadt ist.
Die Menschen gefährdet, das Wasser verunreinigt
Vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen leiden sehr unter der Luftverschmutzung. Meine Großmutter zum Beispiel ist seit ihrer ersten Covid-Erkrankung im Jahr 2022 bettlägerig und muss regelmäßig inhalieren. Mein Vater, ein Asthmapatient, benutzt regelmäßig seinen Inhalator und leidet während der Smogsaison unter Halsschmerzen und Fieber. Der hohe Luftverschmutzungsgrad gefährdet auch Kinder, deren Lungenentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, sowie schwangere Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten oder ein geringeres Geburtsgewicht ihrer Babys haben. Schließlich ist auch die Wasserversorgung in Sri Lanka betroffen, etwa wenn Stauseen und Aquädukte verunreinigt werden.
Indien muss also mehr gegen die Luftverschmutzung tun – nicht nur zugunsten seiner eigenen Bevölkerung, die am stärksten darunter leidet, sondern auch für Sri Lanka. Bislang hat es noch keine offiziellen Gespräche zwischen den Regierungen Indiens und Sri Lankas darüber gegeben, wie die grenzüberschreitende Luftverschmutzung von Indien eingedämmt werden könnte. Es muss aber bald geschehen, denn wenn sich nichts tut, wird dies sicherlich zu Streitigkeiten zwischen Indien und Sri Lanka führen.
Aus dem Englischen von Barbara Erbe.
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