Homosexualität: Akzeptiert, verdrängt, verboten

Heft 10 / 2009

Wer Menschen des gleichen Geschlechts liebt, lebt in vielen Ländern gefährlich. Das gilt besonders für die islamische Welt und große Teile Afrikas. So drohen in Kenia lange Haftstrafen für einvernehmlichen homosexuellen Verkehr. Sie werden selten verhängt, zwingen aber Homosexuelle, ein Doppelleben zu führen. Südafrika ist die Ausnahme auf dem Kontinent - hier sind sogar gleichgeschlechtliche Ehen vorgesehen.
Homosexualität

Heftschwerpunkt

Um in islamischen Ländern mehr Schutz für die Menschenrechte von Homosexuellen zu erreichen, sollte man auf tolerantere Traditionen im Islam selbst zurückgreifen.
In vielen Ländern des globalen Südens können sich Schwule und Lesben noch immer nicht zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen – sie riskieren soziale Ausgrenzung oder sogar das Leben. Der Historiker Robert Aldrich analysierte, wie das Stigma der Homosexualität erfunden wurde und wie der Umgang damit sich im Laufe der Epochen verändert hat. Ein informativer, unaufgeregter Beitrag, der eine gute Grundlage für die noch andauernden Debatten legt, meint "welt-sichten"-Redakteurin Gesine Kauffmann.
Wer von außen glaubwürdig für den Schutz sexueller Minderheiten in Afrika eintreten will, muss jeden Anschein einer erneuten Bevormundung vermeiden.
Schwule und Lesben leisten heute ganz selbstverständlich als Entwicklungshelfer und als Fachkräfte deutscher Entwicklungsorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika Dienst. In Ländern, in denen Homosexuelle diskriminiert oder sogar verfolgt werden, müssen sie aber sehr vorsichtig sein.
Das indische Verfassungsgericht hat ein 150 Jahre altes Gesetz für weiterhin gültig erklärt. Demnach ist Homosexualität ein Verbrechen und kann mit zehn Jahren Haft bestraft werden. Homosexuelle Männer und Frauen können ihre Partnerschaften weiterhin nur im Verborgenen leben.
Auf homosexuelle Handlungen stehen in manchen Weltregionen drakonische Strafen.

Welt-Blicke

Wie der westafrikanische Uranproduzent Niger in die Diktatur abgleitet.
Vom Raubbau am Regenwald in Papua-Neuguinea hat die Bevölkerung des Landes nichts.
Mit dem Schreiben von Romanen hat der Bauernsohn Yan Lianke in den 1980er Jahren den Weg in die Stadt geschafft. Doch dann begann er über Schattenseiten der Gesellschaft in China zu schrei­ben und geriet ins Visier der Zensur.

Standpunkte

Kritiker werfen der "Verantwortung zum Schutz" der Vereinten Nationen vor, sie klinge, als gelte sie für alle gleich. In Wahrheit zementiere sie aber die bestehende Ungleichheit zwischen den Staaten.
In Sri Lanka blicken die Tamilen nach dem Ende des Bürgerkriegs in eine ungewisse Zukunft - ein Gespräch mit Vinya Ariyaratne, Direktor der nichtstaatlichen Organisation Sarvodaya.

Journal

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen hat Olav Fykse Tveit zum neuen Generalsekretär gewählt. Der lutherische Theologe aus Norwegen folgt dem Kenianer Sam Kobia.
Der Zivile Friedensdienst gilt nach zehn Jahren als Erfolgsmodell, doch ihm fehlen Fachkräfte.
Der Emissionshandel in der Europäischen Union lockt zunehmend Betrüger an.
Wie man in Afrika am besten die Bioenergie ausbauen soll, ist umstritten.
Die EU erkennt in einem deutsch-indischen Hilfsprojekt die Eigenleistung der Bevölkerung nicht an.
Budgetansatz soll Einigung auf drastische Emissionsminderungen erleichtern.
Die Schweizer Regierung legt ein Gesetz für die Klimapolitik bis 2020 vor.
Auch kommunale Entwicklungspartnerschaften brauchen förderliche Rahmenbedingungen.
Erzbischof Robert Zollitsch besucht auf seiner ersten Afrikareise Nigeria.
Österreichs Entwicklungsorganisationen verstärken ihr Vorgehen gegen Korruption.
Die Abholzung von Wäldern trägt erheblich zum Klimawandel bei. Strittig ist, wie der Waldschutz in ein künftiges Klimaabkommen integriert werden soll.
Vor zwei Jahren hat die Weltbank einen Aktionsplan für die Gleichberechtigung von Frauen verabschiedet. Doch das Thema genießt in der Bank weiterhin keine Priorität, sagt Claudia Müller, die die vergangenen drei Jahre den deutschen Weltbank-Exekutivdirektor in Washington beraten hat.

Süd-sichten

Die Frauenorganisation „Avenir Femme“ unterstützt Frauen in Nordkamerun dabei, wirtschaftlich unabhängig zu werden - ein Gespräch mit Elisabeth Moussa Tchitoya, die Vorsitzende des Verwaltungsrates der Organisation
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