Hungerbekämpfung: Zwei Schritte vor, einer zurück

Die Zahl der weltweit Hungernden ist nach jüngsten Daten der Welternährungsorganisation FAO seit 1990 um ein Siebentel auf 870 Millionen Menschen gesunken. Entwicklungspolitiker und Hilfsorganisationen sehen dennoch keinen Grund zur Entwarnung: In den vergangenen Jahren seien nur geringe Fortschritte zu verzeichnen. Und Klimawandel, Landraub, Biosprit und die Spekulation mit Nahrungsmitteln drohten auch diese wieder zunichte zu machen.

Der neueste FAO-Hungerreport gibt sich zuversichtlich: Zwar sei die Zahl der Hungernden in Afrika in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen. Doch der Rückgang in anderen Gegenden, vornweg Asien, gäbe Anlass zur Hoffnung, dass die Welt dem Ziel, den Anteil der Hungernden bis 2015 zu halbieren, ein gutes Stück näherkomme – vorausgesetzt, der gegenläufige Trend seit 2007/08 werde gestoppt. Der Bericht empfiehlt, die Landwirtschaft stärker zu fördern und vor allem Frauen und Kleinbauern zu einem Auskommen zu verhelfen. Bessere soziale Sicherungssysteme müssten hinzukommen.


Viele Hilfsorganisationen teilen den Optimismus der FAO nicht. So stellten etwa „Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst“ und FIAN zum Welternährungstag am 16. Oktober einen Bericht vor, der festhält, dass es schon heute möglich wäre, alle Menschen ausreichend zu ernähren. Doch Landraub und der Export von in Entwicklungsländern angebauten Nahrungsmitteln oder großflächiger Pflanzenanbau zur Herstellung von Biosprit untergrüben das Recht auf Nahrung. Ebenso schädlich sei die aggressive Vermarktung von Fertigprodukten oder von kommerziellem Saatgut und von Düngemitteln. Die im Mai von der G8 begründete „Neue Allianz für Ernährungssicherung“, die in Afrika 50 Millionen Menschen aus der Armut helfen soll, diene diesen Interessen von Agrarkonzernen und Finanzinvestoren. Belange der lokalen Bevölkerung und ökologisch nachhaltige Anbaupraktiken blieben auf der Strecke.

Bei Landinvestitionen sollten auch die Bauern gefragt werden

Derweil konstatiert der diesjährige von der Deutschen Welthungerhilfe und dem Washingtoner Institut für Ernährungspolitik (IFPRI) vorgelegte Welthungerindex, Land, Wasser und Energierohstoffe würden zunehmend knapp. Die drei Bereiche dürften von der Politik nicht länger einzeln, sondern müssten zusammen betrachtet werden. So habe Land Grabbing und der Anbau von Energiepflanzen oft zur Folge, dass in den Entwicklungsländern das Wasser knapper werde. So wie viele andere Organisationen fordert auch die Welthungerhilfe, an Entscheidungen über großflächige Landinvestitionen lokale Organisationen und Kleinbauern zu beteiligen – und sie nicht nur in Absprache mit oft überforderten oder korrupten Regierungen zu treffen. Die Förderung von Genossenschaften könne helfen, dass „die Gewinne bei der Bevölkerung bleiben“, sagte Bärbel Dieckmann, die Präsidentin der Welthungerhilfe.

Auch Entwicklungsminister Dirk Niebel will inzwischen Biokraftstoffe „unter die Lupe“ nehmen, um Preissteigerungen zum Schaden der Entwicklungsländer an den Agrarmärkten zu dämpfen. Und die Hilfsorganisation Misereor rät unter dem Motto „Überfluss macht Hunger“ dazu, ein oder zweimal pro Woche auf den Konsum von Fleisch zu verzichten. 

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Zum Schaden der Notleidenden bekämpfen sich die NGO's und die Agrokonzerne, anstatt den Hunger in der Welt gemeinsam zu bekämpfen. Die NGO's haben zwar guten Willen die Fähigkeit Bedürfnisse und Missstände aufzuzeigen. Die Fachkompetenz für Ernährung und Logistik liegt jedoch bei den Agro und Food-Konzernen, z.B. bei Nestlé. Zielführend wäre Diplomatie und Partnerschaft der NGO's gegenüber den Nahrungsmittel-Multis!

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erschienen in Ausgabe 11 / 2012: Die Wirtschaft entwickeln
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