Marén Gröschel für welt-sichten
Im Fokus: Krieg und Frieden

Kriege und Bürgerkriege sind Hauptgründe für Hungersnöte, Elend und Flucht. Streit zwischen Großmächten begünstigt sie nun wieder, etwa in Jemen, Myanmar, Mali und dem Sudan. Was treibt Kriege an, wie überstehen Menschen sie, wo und wie konnte man sie beilegen?

Aktuell zum Thema

Widerstand im Sudan
Wenn vom Sudan die Rede ist, dann fast nur noch von der Armee und der Miliz, die sich seit April bekriegen. Doch es gibt einen starken zivilen Widerstand, der die demokratische Revolution retten und sich den Militärs nicht unterordnen will.
Nach dem Scheitern ist vor dem Scheitern: Brüssel will vier westafrikanischen Staaten militärisch unter die Arme greifen. Europa lernt einfach nicht dazu, kritisiert Tillmann Elliesen.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!

weitere Artikel zum Thema

Kirche und Ökumene
Gemeinsam mit ihren Kollegen aus Burundi und Ruanda fordern die katholischen Bischöfe der Demokratischen Republik Kongo ein Ende der Gewalt. Vor den Wahlen dort im Dezember droht der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt zu eskalieren.
Somalia
Der somalische Journalist Abdalle Ahmed Mumin wurde wegen seiner Arbeit zweimal verhaftet. Im Interview sagt er, wie schlecht die Menschenrechtslage in Somalia ist und warum die Europäische Union ihre Zusammenarbeit mit dem Präsidenten überdenken sollte.
Haiti
Der UN-Sicherheitsrat hat Anfang Oktober einen internationalen Polizeieinsatz in Haiti autorisiert. Das ist erneut der falsche Ansatz, die Gewalt dort zu beenden, sagt die Menschenrechtlerin Colette Lespinasse.

Gut zu wissen

Kriegsbeilegung
Wie kommt man zum Frieden ?
Kriege enden auf unterschiedliche Weise. Dass eine Seite entscheidend siegt, ist selten, besonders in Bürgerkriegen; die Niederlage der tamilischen Rebellen in Sri Lanka 2009 war so ein Fall. Viel öfter werden Kriege in Verhandlungen beigelegt.

Ob das gelingt, hängt von der Art des Krieges ab. Kämpfe zwischen den regulären Armeen zweier Staaten wie jetzt in der Ukraine sind heute die Ausnahme. In Afrika, dem Nahen Osten und Teilen Asiens wie Afghanistan, Kaschmir und Myanmar hat man es meist mit internationalisierten Bürgerkriegen zu tun: mit Rebellionen gegen die Regierung oder Kämpfen um die Macht im Staat, in denen mehrere Seiten von außen unterstützt werden. 

Für Friedensverhandlungen müssen einige Bedingungen günstig sein. So darf keine Kriegspartei mehr hoffen, ihre Ziele militärisch erreichen zu können. Ein unparteiischer, aber von einflussreichen Ländern unterstützter Vermittler ist wichtig. Und die Verhandler müssen die Autorität haben, Kompromisse in der eigenen Truppe durchzusetzen. Das macht Bürgerkriege in schwachen Staaten schwer lösbar: Dort entstehen oft immer mehr Rebellen- und Selbstverteidigungsgruppen, einige sind schwach organisiert, manche leben vom Krieg.

In den 1990er Jahren konnten viele Bürgerkriege in Afrika, Asien und Mittelamerika beigelegt werden, etwa in Angola, Mosambik, Kambodscha und El Salvador. Dafür war entscheidend, dass die Supermächte nach dem Ende des Kalten Krieges gemeinsam Kriegsparteien unter Druck setzten, Frieden zu schließen, und die Vereinten Nationen mit Friedensmissionen die Umsetzung garantieren konnten. Diese Voraussetzungen sind nicht mehr gegeben: Die USA, Russland und China rivalisieren wieder um Einfluss im Süden und Regionalmächte wie die Türkei und Saudi-Arabien schüren vermehrt Kriege etwa in Jemen und Syrien. 

Kriege können aber noch anders enden als mit einem Sieg- oder Verhandlungsfrieden: Manchmal flauen Kämpfe mit der Zeit aus Erschöpfung ab, ohne dass ihr Ende vereinbart wird; der Übergang zwischen Krieg und Frieden kann fließend sein. Möglich ist auch, dass äußere Mächte oder die UN intervenieren und einen Frieden erzwingen. Eins der ganz wenigen erfolgreichen Beispiele dafür ist das Eingreifen Großbritanniens in Sierra Leone im Jahr 2000. Doch in den meisten Fällen ist so etwas gescheitert, zuweilen katastrophal wie in Libyen 2011.

Hintergrund

Rebellen und Regierungsvertreter in vielen afrikanischen Staaten schüren Konflikte, damit ausländische Geber für den Kampf dagegen zahlen. Die werden so unbeabsichtigt zu Komplizen der Gewalt. 

Infografik

Infografik Kriege und Flucht seit 1975

Das empfiehlt die Redaktion

Seit Mai kommt es im indischen Bundesstaat Manipur immer wieder zu Gewalt zwischen verschiedenen Ethnien. Jetzt haben sich Religionsführer mit Vertretern der verfeindeten Gruppen getroffen. Einen kritischen Blick warfen sie dabei auf die Rolle der sozialen Medien.
Nach dem Friedensvertrag von 2016 hat Kolumbien einen besonderen Weg zur Reintegration früherer Kämpfer eingeschlagen – recht erfolgreich laut einer neuen Studie.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat erneut die Frage aufgeworfen, wie wirksam Wirtschaftssanktionen sind, etwa gegen einen Aggressor. Eine Studie des GIGA-Instituts kommt zum Ergebnis: Sie könnten wirksamer gemacht werden.

Tipp

Die Forscherinnen Sarah Smith und Keina Yoshida lassen in ihrem Buch "Feminist Conversations on Peace" Friedensaktivistinnen aus Krisenregionen und Nachkriegsländern zu Wort kommen.
In seinem Buch zeichnet Hugo Slim informativ und aussagekräftig die Entwicklung des humanitären Systems bis heute nach und ruft alle Mitwirkenden zu Reparaturen und Reformen auf. 
Titelbild Wenn's ums Geld geht
Bei manchen in der entwicklungspolitischen Szene haben Banken keinen guten Ruf, aber gar keine Banken sind auch keine Lösung. Auch in ärmeren Ländern sind sie wichtig für die Wirtschaft. Und sie können dazu beitragen, Armut zu verringern, etwa wenn sie genossenschaftlich organisiert sind. Denn vom Zugang zu Krediten profitieren nicht nur Großinvestoren, sondern auch Kleinbauern.
„welt-sichten“ per E-Mail
Unsere drei verschiedenen Newsletter informieren jeweils über Neues bei „welt-sichten“, über die aktuellste Ausgabe oder liefern zusätzlich zahlreiche Lesetipps und Studien zu globaler Entwicklung. Sie haben die Wahl!

weitere Themen

Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!