Ein Rezept dafür, wie die Ernährung der Welt wirklich funktioniert, präsentiert Vaclav Smil in seinem Buch mit diesem Titel nicht – äußert sich aber in Bezug auf die Zukunft dennoch zuversichtlich.
Der emeritierte Professor für Umweltwissenschaft an der Universität von Manitoba glaubt eher an schrittweise Veränderungen als an sensationelle Innovationen, betont er im Vorwort zu seinem Buch. Zunächst einmal aber nimmt er die Lesenden mit auf eine Reise durch die Geschichte der Nahrungsmittelproduktion und -beschaffung.
Vaclav Smil fragt, ob es nicht auch andere Strategien gegeben hätte als die Züchtung von Nahrungspflanzen und die Haltung von Nutztieren – etwa Essen wie ein Gorilla oder wie Rinder oder Termiten? Das ist für Menschen nicht geeignet, befindet der Autor wenig überraschend. Aber es stellten sich die Fragen, warum Menschen bestimmte Pflanzen in großen Mengen essen und andere kaum oder gar nicht, und warum Menschen manche Tiere essen, andere nicht. Das führt ihn zu interessanten Betrachtungen etwa über den Energiebedarf und Fleischertrag von Mäusen im Verhältnis zu kleinen Ziegen und großen Hausschweinen. Überhaupt steckt dieses Buch voller Fragen, auf die man selbst kaum gekommen wäre.
Wider den „Nährmittelschwund“
Der großen Frage, wie die Welternährung heute gelingen kann, nähert Smil sich erst im letzten Kapitel. An erster Stelle steht für ihn die Erhöhung des Nahrungsangebotes dadurch, dass keine Lebensmittel mehr weggeworfen werden. Hier lobt er China, wo 2021 die weltweit erste gesetzliche Regelung zur Verhinderung und Verringerung von solchem „Nährmittelschwund“ in Kraft getreten ist. Sein zweiter Ansatz ist die Senkung des Fleischkonsums bei gleichzeitiger Veränderung des Fleischangebots.
Da sieht Smil neben den reichen westlichen Ländern auch China in der Pflicht, den mit Abstand größten Fleischverbraucher. Als Ursachen für „Ernährungsdefizite“, wie sie vor allem in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara vorkämen, nennt Smil schlechte Regierungspraxis, politische Instabilität, Konflikte und Bürgerkriege, Spannungen zwischen Volksgruppen – und das alles in Kombination mit einem starken Reich-Arm-Gefälle und „exzessiver Gewöhnung an Importe“.
Die globale Erwärmung bringe für die Nahrungsmittelerzeugung neben Wetterextremen wie Dürren, Stürmen und Überschwemmungen an wenigen Orten der Welt auch „Ergrünungseffekte“, die etwa zu Ertragssteigerungen bei der Maisernte führten. Hinzu kämen sinkende Geburtenraten in den bevölkerungsreichen Ländern. Deshalb beschließt der Umweltprofessor sein Buch zuversichtlich, dass die Welt weiterhin in der Lage sein werde, ihre Bevölkerung zu ernähren – sofern sich die Konflikte der Welt nicht noch weiter ausbreiten oder auch verschärfen, wie er einschränkend schreibt. Alles in allem enthält das Buch dabei keinerlei These oder Forderung, die wirklich neu ist.
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