Lehren aus dem Brand

Westliche Unternehmen sind für die Arbeitsbedingungen in Asiens Textilfabriken mitverantwortlich

Überstunden, Hungerlöhne, Mängel bei der Arbeitssicherheit – über die miesen Bedingungen, unter denen Näherinnen und Näher in asiatischen Textilfabriken schuften müssen, gibt es Studien zuhauf. Damit konfrontiert geloben die Auftraggeber, mehrheitlich europäische und US-amerikanische Unternehmen, in der Regel Besserung und versprechen schärfere Kontrollen. Die meisten von ihnen haben längst einen Verhaltenskodex, in dem sie sich verpflichten, auf der Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards bei ihren Lieferanten zu bestehen.

So auch der deutsche Discounter KiK: „Der Arbeitsplatz und das Ausüben der Tätigkeit dürfen den Arbeitnehmer, seine Gesundheit und Sicherheit nicht gefährden“, hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Für die Textilfabrik in der pakistanischen Millionenstadt Karatschi, die unter anderem für KiK produzierte, galt das offenbar nicht. Bei einem Großbrand kamen dort Anfang September mehr als 250 Beschäftigte ums Leben, weil Notausgänge versperrt und Fenster vergittert waren. Das Unglück zeigt auf dramatische Weise, wer für die billigen Jeans in unseren Geschäften bezahlen muss. Und anders als die Ergebnisse von Studien lässt sich das nicht einfach abheften, wegdiskutieren oder abwiegeln. 

KiK hat „zutiefst betroffen“ auf die Brandkatastrophe reagiert und angekündigt, einen Hilfsfonds für die Opfer und ihre Hinterbliebenen einzurichten. Aber das reicht nicht. Der Discounter müsste sich – ebenso wie andere Textilunternehmen – vor allem dafür einsetzen, dass ein weiterer Punkt aus seinem Verhaltenskodex verwirklicht wird: das Recht der Beschäftigten, sich einer Gewerkschaft anzuschließen. Nur so können sie ihre Interessen gegenüber oft skrupellosen Fabrikbesitzern durchsetzen. Denn sie wissen, wie es wirklich zugeht und was sich ändern muss – Kontrollen von außerhalb liefern häufig ein geschöntes Bild. Auch bei der Fabrik, die in Flammen aufgegangen ist, war auf dem Papier offenbar alles in Ordnung: Laut KiK hat ein Prüfbericht vom Dezember 2011 die Einhaltung der Brandschutzrichtlinien bestätigt. 

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erschienen in Ausgabe 10 / 2012: Spuren des Terrors
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