ILO: Große Lücken im sozialen Netz

(03.06.2014) Knapp drei Viertel der Menschen weltweit haben keinen sozialen Schutz. Die internationale Arbeitsorganisation ILO kritisiert Kürzungen in der Europäischen Union und lobt Fortschritte in Brasilien und China.

Soziale Sicherung sei der Schlüssel, um Armut und Ungleichheit zu verringern und inklusives Wachstum anzuregen, erklärte die stellvertretende ILO-Direktorin Sandra Polaski bei der Vorstellung des Weltberichtes zur sozialen Sicherung 2014/2015. Die internationale Gemeinschaft habe das Recht darauf bereits 1948 als universelles Menschenrecht anerkannt. Doch bis heute habe sich dieses Versprechen für die Mehrheit der Menschen nicht erfüllt.

Laut ILO haben infolge der Wirtschaftskrise 2010 vor allem Länder mit hohem Einkommen Sozialleistungen gekürzt. In der EU habe das dazu geführt, dass die Armut gestiegen sei. Der Sozialabbau treffe 123 Millionen Menschen und damit 24 Prozent der Bevölkerung. Darunter seien vor allem Kinder, Frauen, Ältere und Menschen mit Behinderten.

China und Brasilien haben Mindestlöhne angehoben

Zugleich verweisen die ILO-Experten auf Fortschritte in China und Brasilien. Peking habe die Mindestlöhne angehoben und sein Ziel nahezu erreicht, allen Menschen Zugang zu einer Altersversorgung zu gewähren. Auch Brasilien habe seine sozialen Sicherheitsnetze ausgedehnt.

Selbst Länder mit geringem Einkommen wie Mosambik investierten verstärkt in soziale Sicherung, heißt es in dem Bericht. Diese Programme seien allerdings oft zeitlich befristet und die Leistungen gering.

Experten: Hilfen für Kinder müssen dringend verstärkt werden

Die Experten haben sich einzelne Sozialleistungen genauer angeschaut. Im globalen Durchschnitt wendeten Regierungen lediglich 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zur Unterstützung von Kindern und Familien auf. Angesichts der Tatsache, dass 18.000 Kinder pro Tag sterben, müssten diese Leistungen dringend erhöht werden.

Der soziale Schutz für Menschen im arbeitsfähigen Alter – etwa bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit – sei regional sehr unterschiedlich. In Afrika würden dafür 0,5 Prozent des BIP ausgegeben, in Westeuropa seien es 5,9 Prozent. Weltweit erhielten lediglich zwölf Prozent der Arbeitslosen eine staatliche Unterstützung, nur etwa die Hälfte der Menschen im Rentenalter bekomme eine Pension. (gka)

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