Nur ein neues Etikett?

German Food Partnership
Der Schulterschluss mit Agrarkonzernen in Afrika und Asien im Rahmen der German Food Partnership (GFP) war Entwicklungsorganisationen immer ein Dorn im Auge. Zum Jahresende 2015 verkündeten sie: Die GFP ist Geschichte. Wirklich?

Seit dem Start der Global Food Partnership noch unter Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) haben Kritiker gefragt, wem sie eigentlich nützt. So fand ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen, dass die beteiligten deutschen Unternehmen zu viel, lokale Betriebe hingegen zu wenig Einfluss hätten. Nun begrüßt das Bündnis das Auslaufen der GFP als Erfolg ihrer Kampagnenarbeit. Eine BMZ-Sprecherin betont allerdings auf Anfrage, die Partnerschaft sei ohnehin nur bis März 2015 begrenzt gewesen. Sie habe „ihr Ziel innerhalb ihrer Laufzeit voll erfüllt“: Es seien drei erfolgreiche Projekte initiiert und wichtige Impulse für eine zukünftige Zusammenarbeit gesetzt worden.

Mit der deutschen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft will das Ministerium auch in Zukunft arbeiten, und zwar unter dem Dach der Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger von Niebels Nachfolger Gerd Müller. Darin sei die Zivilgesellschaft von Anfang an stärker einbezogen worden, betonte die Sprecherin. Das trage deren Wunsch nach mehr Transparenz Rechnung. Der von der Zivilgesellschaft erhoffte „prinzipielle Kurswechsel“ bleibt aber aus.

An der Partnerschaft beteiligen sich Firmen wie der Landmaschinenhersteller AGCO, die Chemieriesen BASF und Bayer oder der Düngemittelhersteller K+S. Mit dem erklärten Ziel, die Ernährungslage zu verbessern, stellen sie für landwirtschaftliche Projekte Wissen und ihre Produkte zur Verfügung. Die Projekte sollen zeigen, ob und wie sich dadurch der Ertrag, die Marktanbindung und die Wettbewerbsfähigkeit der Bauern verbessern.

Zwei von drei Projekten der GFP laufen weiter

In Indonesien, den Philippinen, Thailand und Vietnam bleibt das BMZ bis 2017 Auftraggeber der „Better Rice Initiative Asia“. In drei indonesischen Provinzen sollen dort 7500 Reisbauern in nachhaltiger Reisproduktion geschult werden. Ebenfalls bis 2017 läuft das Reis-Projekt in Nigeria, Ghana, Burkina Faso und Tansania. Ziel dort: Wettbewerbsfähigkeit und Marktanbindung von 120.000 einkommensschwachen Reisbauern verbessern – davon mindestens 30 Prozent Frauen.

Nur das in Kenia angesiedelte Projekt „Potato Initiative Africa“ ist beendet. Die Kartoffel ist dort zweitwichtigstes Grundnahrungsmittel. Bei dem mit 700.000 Euro finanzierten Vorhaben kamen unter anderem Kartoffelsorten der Firmen Europlant und Solana, Pestizide von Bayer CropScience und Maschinen von Grimme zum Einsatz. Der Ertrag habe sich durch die Unterstützung aus Deutschland vervierfacht, sagt die ausführende Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Laut Marita Wiggerthale von der Hilfsorganisation Oxfam will die GIZ ein vergleichbares Projekt auf Ostafrika ausweiten.

Kartoffel-Projekt hat Kleinbauern nicht geholfen

Nach Wiggerthales Fazit ging es den beteiligten Unternehmen vor allem um den Markt, der von niederländischen Saatkartoffeln dominiert ist. Die getesteten Sorten der deutschen Anbieter passten allerdings nicht zum Bedarf: Kleinbauern, die 90 Prozent des Anbaus ausmachten und sich kaum Pestizide leisten können, brauchten Sorten mit höherer Krankheitsresistenz. Augenscheinlich seien als Zielgruppe des Projekts aber nicht Kleinbauern ausgewählt worden, die nicht ausreichend zu essen haben, sondern landwirtschaftliche Testbetriebe, die sich als Abnehmer für Saatgut und Pestizide eignen. „Es ist davon auszugehen, dass die Kooperation mit Agrarkonzernen im Rahmen des Kartoffelprojekts die Zahl der von Hunger betroffenen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in dem Bezirk nicht reduziert hat.“

Auch der Grünen-Politiker Uwe Kekeritz sagt, auf Fragen nach dem entwicklungspolitischen Mehrwert aus der GFP-Kooperation habe er nur ausweichende Antworten erhalten. Er schließe daraus, dass die Bundesregierung entweder keine Vorstellung habe, wie man die Situation von Kleinbauern verbessern könne, oder Erkenntnisse dazu bewusst ignoriere.

Marita Wiggerthale verweist auf andere Ansätze der GIZ in Kenia, die besser geeignet seien, den nachhaltigen kleinbäuerlichen Kartoffelanbau zu fördern. Beide sind der Ansicht, dass BMZ und GIZ die Türöffner-Kooperation mit den Agrarkonzernen beenden sollte.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2016: Seuchen: Unsichtbare Killer
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