Die Studie „Lords of the Land: Transnational Landowners, Inequality and the Case for Redistribution“ der Menschenrechtsorganisation FIAN und der nichtstaatlichen Organisation Focus on the Global South analysiert die Rolle der zehn größten privaten Landbesitzer weltweit. Sie kontrollieren danach zusammen über 400.000 Quadratkilometer Land, eine Fläche so groß wie Japan. Zu diesen zehn Großen gehören unter anderem das in Dubai ansässige Unternehmen Blue Carbon, die australische Macquarie Gruppe und die britische Firma Shell.
Mehr als 70 Prozent der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden sich heute in den Händen von nur einem Prozent aller Unternehmen, so die Autoren der Studie. Diese extreme Landkonzentration sei Ausdruck eines globalen Trends, Vermögen von der arbeitenden Bevölkerung hin zu Eliten zu verlagern. Insbesondere seit der globalen Finanzkrise 2008/09 sei Landerwerb zu einem Hauptziel für Unternehmens- und Finanzinvestorengeworden. Seit 2008 hätten sich die Landpreise im weltweiten Durchschnitt verdoppelt. Als Folge drohten rund 2,5 Milliarden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und 1,4 Milliarden der ärmsten Menschen weltweit, die direkt von der Landwirtschaft lebten, ihr Land zu verlieren. Landaneignung gehe oft mit Gewalt, Zwangsräumungen und Umweltzerstörung einher; die meisten großen Landbesitzer seien in Landkonflikte, Vertreibungen und Umweltvergehen involviert.
Beispielhaft stellt die Studie als einen der größten Investoren den US-Pensionsfonds TIAA vor. Dieser habe seinen weltweiten Landbesitz zwischen 2012 und 2023 von 328.200 auf 1,2 Millionen Hektar fast vervierfacht. Allein in der brasilianischen Cerrado-Region, einem der artenreichsten Gebiete der Welt, halte er 61.000 Hektar für den Sojaanbau. Auch deutsche Pensionsgelder der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe seien am Erwerb dort beteiligt. In der Region wurden riesige Landflächen in industrielle Baumplantagen, Monokulturen und Weideland umgewandelt – begleitet von Abholzung, gewaltsamen Landnahmen und massiver Umweltzerstörung.
Die für Februar 2026 in Kolumbien anberaumte Internationale Konferenz der Welternährungsorganisation FAO über Agrarreform und ländliche Entwicklung (ICARRD+20) biete die Chance, dass sich Regierungen auf Schritte einigten, Landkonzentration zu stoppen, Land gerechter zu verteilen und die Rechte ländlicher Bevölkerungsgruppen zu stärken. Worauf diese Hoffnungen der Studienautoren auf Vernunft und Handlungsbereitschaft der Regierungen sich gründen, wird allerdings nicht wirklich klar.
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