Gesundheit und Bildung

Marén Gröschel für welt-sichten.

Bildung und Gesundheitsversorgung sind hohe Güter, das Recht auf Zugang dazu ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben. Wie es sich weltweit wirksam umsetzen lässt, wird in der Entwicklungspolitik heftig diskutiert. Einig sind sich die Fachleute aber, dass zwischen beiden eine Wechselwirkung besteht: Bildung prägt das Gesundheitsverhalten und gesundheitliches Wohlergehen steigert die Chance auf Bildungserfolg. 

Aktuell zum Thema

Entwicklung
Indien gilt als aufstrebende Wirtschaftsmacht, bleibt aber bei Gesundheit und Lebenserwartung hinter Nachbarländern wie Nepal zurück. Das liegt an der enormen Ungleichheit.
Fachleute, die sich diese Woche bei der Welt-Aids-Konferenz treffen, fordern zu Recht, die Krankheit wieder mehr zu beachten. Trotz Erfolgen ist die HIV-Neuinfektionsrate alarmierend und die Finanzierung zur Bekämpfung ungenügend, meint Barbara Erbe.
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Österreich
In Wien ist wieder der C3 Award für Forschungsarbeiten von Schülerinnen und Schülern zu entwicklungspolitischen Themen verliehen worden. Klima, Rassismus und Gender standen für die Jugendlichen dieses Mal im Mittelpunkt des Interesses.

Gut zu wissen

UN-Nachhaltigkeitsziele Gesundheit und Bildung
Schritte zur besseren Versorgung
Bildung und Gesundheit gehören zu den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen bis 2030 umsetzen wollen. Laut dem dritten dieser Ziele, Gesundheit und Wohlergehen, sollen alle Menschen Zugang zu guter medizinischer Versorgung, lebensrettenden Medikamenten, gesunder Ernährung, sauberem Wasser und guter Luft erhalten.

Internationale Zusammenarbeit hat die Gesundheitsversorgung für viele Menschen in manchen Bereichen verbessert. So geht die Zahl derjenigen, die sich weltweit neu mit der Immunschwächekrankheit AIDS infizieren, weiter zurück, auch wenn 2022 noch immer 1,3 Millionen Menschen neu an AIDS erkrankten – vor allem weil nicht alle Zugang zu Präventionsmaßnahmen, Tests und Behandlung von HIV haben. Gestiegen ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO die Zahl der Malariafälle, und zwar gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Millionen auf 249 Millionen Fälle im Jahr 2022Grund dafür sind vor allem Kriege und Naturkatstrophen.

In armen Ländern beeinträchtigen auch schlechte Wasser-, Hygiene- und Sanitärbedingungen die Gesundheit vieler Menschen, ebenso Luftverschmutzung durch Abgase vom Kochen, aus dem Verkehr, der Industrie und der Verbrennung von Abfällen. Ein weiteres Problem ist, dass in mehr als jedem dritten Land auf 10.000 Menschen nur 10 Ärztinnen und Ärzte kommen und diese ungleich verteilt sind. Zu den häufigsten Todesursachen in Ländern des globalen Südens gehören Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt.

Laut dem UN-Nachhaltigkeitsziel vier sollen alle Menschen 2030 Zugang haben zu inklusiver, chancengerechter und hochwertiger Bildung. Beim Schulbesuch gibt es nach einem Bericht der Weltbank Fortschritte: So ist der Anteil der Kinder, die eine Grundschulbildung erhielten, in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gestiegenNichtsdestotrotz hätten dort die Hälfte aller Kinder bis zum Ende des Grundschulalters entweder gar keine Schule besucht oder trotz eines Schulbesuchs nur unzureichende Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen erlangt. Besonders Kinder, die in Armut leben, können oft nicht zur Schule gehen, weil ihnen das Geld für den Unterricht und die Schulmaterialien fehlt oder sie schon früh arbeiten gehen, um ihre Familie zu unterstützen. Die Covid-19 Pandemie hat laut Berichten der Unesco  viele Fortschritte in der Bildung aus den letzten zwanzig Jahren wieder zunichte gemacht:  Millionen Schulkinder weltweit waren von Schulschließungen betroffen, meist ohne digitalen Ersatzunterricht.  

Hintergrund

Bildung für nachhaltige Entwicklung soll eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele spielen. Dieser Anspruch überfrachtet Bildung und weist ihr zudem eine fragwürdige Aufgabe zu.

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Im Norden Malawis schließen sich Mädchen und ­Jungen zu Kinderrechtsräten zusammen. Damit setzen sie in ­ihren Dörfern das Recht auf Bildung durch. Wer sich weigert, sein Kind zur Schule zu schicken, muss zahlen. Minderjährige, die ins Ausland verkauft wurden, werden zurückgeholt.
Eine Studie aus Sambia zeigt, wie unterschiedliche Arbeitsbedingungen von Gesundheitskräften dazu führen, dass die Bevölkerung internationalen Fachkräften mehr vertraut als einheimischen.
Heute arbeiten weltweit mehr Menschen über das Internet als vor der Corona-Pandemie. Das Stadt-Land-Gefälle vergrößert sich aber dadurch oft sogar, findet eine Studie des Internet-Instituts der Universität Oxford.

Tipp

Das Schuldrama von Christopher Zalla erzählt – ausgehend von einem wahren Fall – die Geschichte eines jungen Lehrers aus Mexiko, der an einer Problemschule eine leistungsschwache Klasse übernimmt. Statt auf sture Disziplin und Frontalunterricht setzt er auf unkonventionelle Methoden.
Der Dokumentarfilm von Émilie Thérond porträtiert in ruhigen Sequenzen drei Pädagoginnen aus Burkina Faso, Bangladesch und Sibirien, die mit unerschütterlicher Motivation Kinder und Jugendliche an außergewöhnlichen Orten unterrichten.
Titelbild Wer hat, dem wird gegeben
Hohe soziale Ungleichheit ist schädlich – aber nimmt sie wirklich global zu? Warum fällt Indien bei Chancengleichheit und menschlicher Entwicklung hinter seine Nachbarn zurück? Hat die heutige Ungleichheit Wurzeln in der Kolonialgeschichte? Und verhindert in Lateinamerika die soziale Kluft, dass der Rohstoffboom allen zugutekommt?
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Die Menschenrechte gelten für alle. In der Praxis aber werden sie von repressiven Regierungen oder durch entwürdigende Lebensumstände immer wieder verletzt. Debattiert wird zudem, ob die Menschenrechte in verschiedenen Kulturen Verschiedenes bedeuten und ob politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Menschenrechten gleich wichtig sind. Und überall müssen Menschen für die Verwirklichung ihrer Rechte kämpfen.

Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

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