Klimawandel

Marén Gröschel für welt-sichten

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Aktuell zum Thema

CO2-Kompensation
Wenn Unternehmen oder Verbraucher ihre Treibhausgasemissionen kompensieren wollen, können sie in Projekte in Afrika zum Schutz von Wäldern oder eine klimaschonende Landwirtschaft investieren und Emissionszertifikate erwerben. Profitiert davon auch die Bevölkerung auf dem Kontinent? Eine Kontroverse.
Einige Anbieter von CO2-Zertifikaten wollen ihren Kunden nicht mehr bescheinigen, dass Investitionen in Klimaschutzprojekte die eigenen Emissionen ausgleichen. Gut so, findet Tillmann Elliesen.
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Energiewende
Seit 2021 gibt es zwischen den G7-Staaten und Ländern im globalen Süden Partnerschaften für eine gerechte Energiewende. Doch laut zivilgesellschaftlicher Organisationen herrscht in den Abkommen ein starkes Machtgefälle zwischen Nord und Süd.

Gut zu wissen

Klimaschutz
Wo steht die UN-Klimadiplomatie?
Um die Erderhitzung zu bremsen, muss der Ausstoß an Treibhausgasen weltweit stark gesenkt werden. Damit alle Staaten einen fairen Beitrag dazu leisten und keiner die Anstrengungen anderer ausnutzt oder zunichtemacht, verhandeln sie seit Beginn der 1990er Jahre über ein globales Regelwerk zum Klimaschutz.

Grundsätze haben die Staaten in der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) von 1992 festgelegt. Danach sind nur die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken; freiwilligen Klimaschutz in Entwicklungsländern sowie Klimaanpassung sollen sie finanziell und technisch unterstützen. Auf den UN-Klimagipfeln (Conferences of the Parties, kurz COP) verhandeln seitdem die Vertragsparteien der UNFCCC über die Ausgestaltung. Kernfragen sind: Welche Länder sollen Emissionen wie stark senken? Wie viel Hilfe sollen Entwicklungsländer erhalten? Und inwieweit dürfen Länder, die Emissionsminderung anderswo finanzieren, das auf eigene Klimaschutzziele anrechnen? 

Zunächst wollten die Staaten „von oben“ festlegen, wie stark die Emissionen global sinken sollen, und daraus verbindliche Ziele für jedes Industrieland gewinnen. Doch im Kyoto-Protokoll von 1997 übernahmen die Industrieländer nur sehr schwache Pflichten, und die USA zogen nicht mit. Mit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 war dieser Ansatz gescheitert. Zudem waren einige Entwicklungsländer, insbesondere China, nun so große Emittenten, dass ohne sie globaler Klimaschutz nicht mehr möglich ist. 

Das Klimaabkommen von Paris 2015 brachte einen Kurswechsel: Danach müssen alle Staaten, auch arme, nationale Pläne für Klimaschutz nach bestimmten Standards vorlegen, sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs). Wie hoch sie ihre Ziele setzen, steht ihnen aber frei. Die Industrieländer versprechen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz und Anpassung im Süden. Und es wird überprüft, ob die NDCs umgesetzt werden und insgesamt reichen, um die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Das soll Druck erzeugen, sie nachzuschärfen. Die erste Prüfung (global stocktake) hat ergeben, dass das Paris- Abkommen mehr Klimaschutz angeregt hat, aber viel zu wenig für das Zwei-Grad-Ziel. 

Hintergrund

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Infografik

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