Marén Gröschel für welt-sichten
Im Fokus: Klimawandel

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Aktuell zum Thema

Wasserkonflikte
Viele Staaten und zahlreiche Gruppen in armen Ländern müssen sich begrenzte Wasservorkommen teilen. Das kann Konflikte verschärfen, es kann aber auch Zusammenarbeit fördern. Gespräch mit dem Friedensforscher Ashok Swain
Der Leiter des kommenden Weltklimagipfels hat seine Ziele für diese Konferenz vorgelegt. Die lassen eine problematische Vorstellung von Klimaschutz und eine Charmeoffensive des Golfstaats gegenüber armen Ländern erkennen, kritisiert Bernd Ludermann.
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Fünf Fragen
Die Forscherin und Klimaaktivistin Tanya Afu von den Salomoninseln fordert die reichen Staaten dazu auf, ihrer Verantwortung im Kampf gegen die Erderwärmung nachzukommen.
Kirche und Ökumene
Religionsvertreter engagieren sich verstärkt für den Klimaschutz. Die asiatischen Bischofskonferenzen haben sich einer internationalen Kampagne gegen fossile Brennstoffe angeschlossen. Auch den nächsten Klimagipfel in Abu Dhabi haben Religionsoberhäupter im Blick.
Ecuador
In zwei Referenden hat die Bevölkerung von Ecuador für den Stopp der Ölförderung im Yasuní-Nationalpark und für ein Verbot des Bergbaus im Biosphärenreservat im Chocó Andino gestimmt. Menschenrechtsanwalt Mario Melo äußert sich zu den Ergebnissen.

Gut zu wissen

Klimaschutz
Wo steht die UN-Klimadiplomatie?
Um die Erderhitzung zu bremsen, muss der Ausstoß an Treibhausgasen weltweit stark gesenkt werden. Damit alle Staaten einen fairen Beitrag dazu leisten und keiner die Anstrengungen anderer ausnutzt oder zunichtemacht, verhandeln sie seit Beginn der 1990er Jahre über ein globales Regelwerk zum Klimaschutz.

Grundsätze haben die Staaten in der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) von 1992 festgelegt. Danach sind nur die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken; freiwilligen Klimaschutz in Entwicklungsländern sowie Klimaanpassung sollen sie finanziell und technisch unterstützen. Auf den UN-Klimagipfeln (Conferences of the Parties, kurz COP) verhandeln seitdem die Vertragsparteien der UNFCCC über die Ausgestaltung. Kernfragen sind: Welche Länder sollen Emissionen wie stark senken? Wie viel Hilfe sollen Entwicklungsländer erhalten? Und inwieweit dürfen Länder, die Emissionsminderung anderswo finanzieren, das auf eigene Klimaschutzziele anrechnen? 

Zunächst wollten die Staaten „von oben“ festlegen, wie stark die Emissionen global sinken sollen, und daraus verbindliche Ziele für jedes Industrieland gewinnen. Doch im Kyoto-Protokoll von 1997 übernahmen die Industrieländer nur sehr schwache Pflichten, und die USA zogen nicht mit. Mit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 war dieser Ansatz gescheitert. Zudem waren einige Entwicklungsländer, insbesondere China, nun so große Emittenten, dass ohne sie globaler Klimaschutz nicht mehr möglich ist. 

Das Klimaabkommen von Paris 2015 brachte einen Kurswechsel: Danach müssen alle Staaten, auch arme, nationale Pläne für Klimaschutz nach bestimmten Standards vorlegen, sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs). Wie hoch sie ihre Ziele setzen, steht ihnen aber frei. Die Industrieländer versprechen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz und Anpassung im Süden. Und es wird überprüft, ob die NDCs umgesetzt werden und insgesamt reichen, um die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Das soll Druck erzeugen, sie nachzuschärfen. Die erste Prüfung (global stocktake) hat ergeben, dass das Paris- Abkommen mehr Klimaschutz angeregt hat, aber viel zu wenig für das Zwei-Grad-Ziel; sie wird die COP28 Ende 2023 in Dubai beschäftigen. 

Hintergrund

Sturzflut in Libyen, Dürre in Italien, Insektensterben im Tropenwald – Menschen bringen die Erde aus dem Gleichgewicht. Die Erdsystemforschung sieht neun planetarische Grenzen, deren Überschreitung gefährlich ist; eine ist der Klimawandel, er nähert sich der kritischen Zone. Doch was steckt hinter dem Konzept vom Erdsystem und was weiß man über die Belastungsgrenzen?

Infografik

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Erste Unternehmen starten Versuche, die für eine „grüne Transformation“ benötigten Mineralien vom Meeresboden zu holen. Kritiker warnen vor unabsehbaren ökologischen Schäden.
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Das DEval-Institut hat Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser und Umweltschutz ausgewertet. Die Bilanz ist durchwachsen, manche Ansätze bringen aber gute Ergebnisse.

Tipp

Im neuen Bericht an den Club of Rome erläutern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anschaulich, wie sich eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft erreichen lässt.
Der Rechtswissenschaftler Thomas Kerns erklärt in seinem Buch, wie junge Aktivisten mittels Jugend-Klimaprozessen eine bessere Klimapolitik vorantreiben können.
Titelbild Wasser: Knapp und kostbar
Milliarden Menschen leben in Gebieten, in denen das Wasser zeitweise knapp wird. Ob das lebensnotwendige Gut reichlich oder spärlich oder ausreichend fließt, liegt aber nicht nur an der Geografie, sondern daran, wie es in einer Region genutzt und verteilt wird. Effiziente Bewässerungssysteme in Tunesien oder Entsalzungsanlagen mit Sonnenkraft in Bangladesch zeigen, dass es auch nachhaltig geht.
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Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

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