Klimawandel und Umweltschutz

Marén Gröschel für welt-sichten

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Aktuell zum Thema

Tansania
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Klimaschutz
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Atomkraft
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Gut zu wissen

Klimaschutz
Wo steht die UN-Klimadiplomatie?
Um die Erderhitzung zu bremsen, muss der Ausstoß an Treibhausgasen weltweit stark gesenkt werden. Damit alle Staaten einen fairen Beitrag dazu leisten und keiner die Anstrengungen anderer ausnutzt oder zunichtemacht, verhandeln sie seit Beginn der 1990er Jahre über ein globales Regelwerk zum Klimaschutz.

Grundsätze haben die Staaten in der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) von 1992 festgelegt. Danach sind nur die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken; freiwilligen Klimaschutz in Entwicklungsländern sowie Klimaanpassung sollen sie finanziell und technisch unterstützen. Auf den UN-Klimagipfeln (Conferences of the Parties, kurz COP) verhandeln seitdem die Vertragsparteien der UNFCCC über die Ausgestaltung. Kernfragen sind: Welche Länder sollen Emissionen wie stark senken? Wie viel Hilfe sollen Entwicklungsländer erhalten? Und inwieweit dürfen Länder, die Emissionsminderung anderswo finanzieren, das auf eigene Klimaschutzziele anrechnen? 

Zunächst wollten die Staaten „von oben“ festlegen, wie stark die Emissionen global sinken sollen, und daraus verbindliche Ziele für jedes Industrieland ableiten. Das scheiterte  mit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009: Der Ansatz war in den USA nie durchsetzbar und einige Entwicklungsländer, insbesondere China, waren nun so große Emittenten, dass ohne sie globaler Klimaschutz nicht mehr möglich ist. 

Das Klimaabkommen von Paris 2015 brachte einen Kurswechsel: Danach müssen nun alle Staaten, auch arme, nationale Pläne für Klimaschutz nach bestimmten Standards vorlegen, sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs). Wie hoch sie ihre Ziele setzen, steht ihnen frei. Es wird aber regelmäßig überprüft, ob die NDCs umgesetzt werden und insgesamt reichen, um die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Das soll Druck erzeugen, sie nachzuschärfen. Die Industrieländer versprechen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz und Anpassung im Süden. 

Die erste Prüfung (global stocktake) unmittelbar vor der COP28 in Dubai hat 2023 ergeben, dass das Paris- Abkommen mehr Klimaschutz angeregt hat, aber viel zu wenig für das Zwei-Grad-Ziel. Zwar haben die meisten Staaten ihre nationalen Ziele seit Paris nachgeschärft, aber fast alle vor 2021. Laut Emission Gap Report 2024 ist, selbst wenn alle NDCs umgesetzt werden (das ist bisher nicht der Fall), bis 2100 eine Erderwärmung um 2,6 bis 3,1 Grad zu erwarten. 

Im Lichte des Stocktake sollen nun  alle Staaten spätestens 2025 neue Klimaziele vorlegen. Bis März 2025 hatten das nur 21 Länder getan, die zusammen nur ein gutes Füntel der Emissionen erzeugen. China gehört bisher nicht dazu und die USA, die ein neues NDC vorgelegt haben, haben seitdem unter Präsident Donald Trump das Pariser Abkommen aufgekündigt. 

Hintergrund

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Infografik

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