Klimawandel

Marén Gröschel für welt-sichten

Die Erderhitzung hat gravierende Folgen für Mensch und Natur – nicht zuletzt im globalen Süden. Doch die Wohlhabenden im Norden und neuerdings in Schwellenländern wie China verursachen die meisten Treibhausgase, die den Klimawandel antreiben. Deswegen verlangen Stimmen im Süden neben globalem Klimaschutz auch Klimagerechtigkeit und internationale Finanzierung für die unvermeidliche Klima-Anpassung.

Aktuell zum Thema

CO2-Kompensation
Wenn Unternehmen oder Verbraucher ihre Treibhausgasemissionen kompensieren wollen, können sie in Projekte in Afrika zum Schutz von Wäldern oder eine klimaschonende Landwirtschaft investieren und Emissionszertifikate erwerben. Profitiert davon auch die Bevölkerung auf dem Kontinent? Eine Kontroverse.
Einige Anbieter von CO2-Zertifikaten wollen ihren Kunden nicht mehr bescheinigen, dass Investitionen in Klimaschutzprojekte die eigenen Emissionen ausgleichen. Gut so, findet Tillmann Elliesen.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!

weitere Artikel zum Thema

Brüssel
Die Kritik an der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten wächst; Regierungen sowie Industrieverbände fordern eine Verschiebung. Umweltorganisationen und die EU-Kommission weisen das zurück.
Ein 45-jähriger indischer Bauer in Jeans und kariertem Hemd, mit langem grauem Bart und schwarzem Turban sitzt im Führerstand eines grünen Traktors vor der Wand eines strohgedeckten Hauses.
Landwirtschaft
Überall auf der Welt haben Landwirte, Kleinbauern und Viehhirten mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Vier in der Landwirtschaft tätige Frauen und Männer aus Afrika, Indien und Brasilien erzählen, welche Probleme sie haben – und wie sie sie lösen wollen.
Eine Frau steht in einem Holzboot mitten auf einem ausgetrockneten See.
Österreich
Österreich legt seinen zweiten Freiwilligen Nationalen Bericht zu den UN-Nachhaltigkeitszielen vor. Er nennt einige Erfolge, etwa bei der Biolandwirtschaft und Geschlechtergerechtigkeit. Eine große Baustelle bleibt aber bestehen.

Gut zu wissen

Klimaschutz
Wo steht die UN-Klimadiplomatie?
Um die Erderhitzung zu bremsen, muss der Ausstoß an Treibhausgasen weltweit stark gesenkt werden. Damit alle Staaten einen fairen Beitrag dazu leisten und keiner die Anstrengungen anderer ausnutzt oder zunichtemacht, verhandeln sie seit Beginn der 1990er Jahre über ein globales Regelwerk zum Klimaschutz.

Grundsätze haben die Staaten in der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) von 1992 festgelegt. Danach sind nur die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken; freiwilligen Klimaschutz in Entwicklungsländern sowie Klimaanpassung sollen sie finanziell und technisch unterstützen. Auf den UN-Klimagipfeln (Conferences of the Parties, kurz COP) verhandeln seitdem die Vertragsparteien der UNFCCC über die Ausgestaltung. Kernfragen sind: Welche Länder sollen Emissionen wie stark senken? Wie viel Hilfe sollen Entwicklungsländer erhalten? Und inwieweit dürfen Länder, die Emissionsminderung anderswo finanzieren, das auf eigene Klimaschutzziele anrechnen? 

Zunächst wollten die Staaten „von oben“ festlegen, wie stark die Emissionen global sinken sollen, und daraus verbindliche Ziele für jedes Industrieland gewinnen. Doch im Kyoto-Protokoll von 1997 übernahmen die Industrieländer nur sehr schwache Pflichten, und die USA zogen nicht mit. Mit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 war dieser Ansatz gescheitert. Zudem waren einige Entwicklungsländer, insbesondere China, nun so große Emittenten, dass ohne sie globaler Klimaschutz nicht mehr möglich ist. 

Das Klimaabkommen von Paris 2015 brachte einen Kurswechsel: Danach müssen alle Staaten, auch arme, nationale Pläne für Klimaschutz nach bestimmten Standards vorlegen, sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs). Wie hoch sie ihre Ziele setzen, steht ihnen aber frei. Die Industrieländer versprechen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz und Anpassung im Süden. Und es wird überprüft, ob die NDCs umgesetzt werden und insgesamt reichen, um die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Das soll Druck erzeugen, sie nachzuschärfen. Die erste Prüfung (global stocktake) hat ergeben, dass das Paris- Abkommen mehr Klimaschutz angeregt hat, aber viel zu wenig für das Zwei-Grad-Ziel. 

Hintergrund

Sturzflut in Libyen, Dürre in Italien, Insektensterben im Tropenwald – Menschen bringen die Erde aus dem Gleichgewicht. Die Erdsystemforschung sieht neun planetarische Grenzen, deren Überschreitung gefährlich ist; eine ist der Klimawandel, er nähert sich der kritischen Zone. Doch was steckt hinter dem Konzept vom Erdsystem und was weiß man über die Belastungsgrenzen?

Infografik

Das empfiehlt die Redaktion

Erste Unternehmen starten Versuche, die für eine „grüne Transformation“ benötigten Mineralien vom Meeresboden zu holen. Kritiker warnen vor unabsehbaren ökologischen Schäden.
Der Jahresbericht der OECD zur Entwicklungszusammenarbeit steckt die Ziele hoch: Die Aufgabe sei, den Übergang zu grünem Wirtschaften zu fördern und zugleich Armut und Ungleichheit zu bekämpfen.
Je weniger CO2-Ausstoß, desto besser fürs Klima – jedenfalls mittel- und langfristig. Kurzfristig kann sauberere Luft aber auch zu wärmeren Ozeanen führen, zeigt eine aktuelle Studie.

Tipp

In seinem Buch erklärt der britische Humangeograf Laurie Parsons den Zusammenhang zwischen Kolonialismus, Klimawandel und der globalen Industrie und entlarvt vermeintliche klimapolitische Fortschritte des Nordens als Augenwischerei auf Kosten des Südens.
Der Migrationsexperte Benjamin Schraven entkräftet in seinem Buch die Behauptung, der Norden werde infolge des Klimawandels von Flüchtlingen aus dem Süden überrannt. Den Begriff „Klimamigration“ hält er überdies für schwer definierbar.
Titelbild Zurück zu den Wurzeln?
Die Folgen des Klimawandels machen Landwirten weltweit zu schaffen. In Uganda wurde deswegen das Konzept der Agrarökologie gesetzlich verankert; funktioniert es? Warum ist die Bio-Wende in Sri Lanka gescheitert? Welche Folgen hat die Intensiv-Landwirtschaft für Indiens Dörfer? Und können mit der Gen-Schere veränderte Pflanzen afrikanischen Bauern einen Nutzen bringen?
„welt-sichten“ per E-Mail
Unsere drei verschiedenen Newsletter informieren jeweils über Neues bei „welt-sichten“, über die aktuellste Ausgabe oder liefern zusätzlich zahlreiche Lesetipps und Studien zu globaler Entwicklung. Sie haben die Wahl!

weitere Themen

Eine gerechtere und friedlichere Welt ist möglich – und die Entwicklungspolitik soll dazu beitragen. Noch dominieren westliche Geberländer das Feld, doch große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien engagieren sich zunehmend in der Süd-Süd-Kooperation. Die Ziele von Entwicklungspolitik ändern sich, seit es sie gibt. Und immer ist sie dem Risiko ausgesetzt, für andere politische Zwecke instrumentalisiert zu werden.

Seit einigen Jahren steigt der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung wieder. Dabei werden genug Lebensmittel weltweit produziert, aber vielen Menschen fehlt es am Zugang zu Nahrung - vor allem dort, wo Krieg herrscht. Derweil streiten Fachleute über die Zukunft der Landwirtschaft: Die industrielle Produktion von Lebensmitteln verursacht gravierende Umweltschäden, aber kann die Agrarökologie alle satt machen?

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!