Ungesunder Wohlstand

Heft 6 / 2013

Süßes, fettes Essen und wenig Bewegung sorgen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern dafür, dass viele Menschen immer dicker werden. Damit wächst ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Manche Regierungen gehen mit Informations- und Gesundheitskampagnen dagegen vor. In China werden übergewichtige Jungen gar in einem Militärcamp gedrillt, damit sie abnehmen.
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Zivilisationskrankheiten

Heftschwerpunkt

In Peru hat die Ärztegewerkschaft für Anfang August zum Streik aufgerufen. Die dortige Krise im Gesundheitssektor zeigt sich auch am Beispiel mangelnder Blutkonserven und illegaler Blutverkäufer.
Privilegien für Fettleibige: In Brasiliens WM-Stadien bekommen sie XXL-Sitzplätze und bezahlen nur die Hälfte. Auch in Bussen und Bahnen gelten sie als Menschen mit besonderen Bedürfnissen - wie Rollstuhlfahrer oder Senioren. Präventionsprogramme gegen den Speck haben hingegen versagt.
Die WHO schlägt Alarm. Immer mehr Menschen erkranken an Krebs - 14,1 Millionen waren es im vergangenen Jahr. In Subsahara-Afrika könnten Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebs viele Todesfälle verhindern.
Südafrikas Regierung versucht mit Gesetzen und Kampagnen, den Alkoholkonsum in der Bevölkerung einzudämmen. Hilfe bekommt sie dabei von der Getränkeindustrie – die aber trotzdem kräftig verdienen will.
Diabetes, Herzinfarkt und Krebs breiten sich auch in ärmeren Ländern aus. Viele Regierungen setzen auf Vorbeugung. Doch vor allem müsste die Lebensmittelindustrie in die Pflicht genommen werden.

Welt-Blicke

Seit den 1980er Jahren führen schiitische Geistliche aus dem Iran Dialoge mit führenden Vertretern anderer Religionen. Doch die Regierung in Teheran hat die iranischen Delegationen ihrer Kontrolle unterstellt und die Möglichkeiten für offene Gespräche im Iran stark eingeschränkt.
Peking versteht sich als treibende Kraft bei der Ausarbeitung von neuen globalen Entwicklungszielen. Die Regierung will damit auch die Süd-Süd-Beziehungen stärken und sich mehr außenpolitischen Rückhalt gegenüber dem Druck aus dem Westen verschaffen. Sie tritt für universelle Nachhaltigkeitsziele ein, die aber das Recht auf Entwicklung nicht beeinträchtigen sollen.
Die Tamilen haben einen eigenen Provinzrat im Nordosten Sri Lankas gewählt – ein Zeichen des Aufbruchs. Doch einer Aufarbeitung der Kriegsverbrechen steht die Regierung in Colombo weiterhin im Wege.
In Chile gehen Frauen derzeit für eine Legalisierung von Abtreibungen auf die Straße. Die meisten Länder in Lateinamerika halten an strengen Gesetzen fest - die Ausnahme: Uruguay.
Der Südsudan wird von Kämpfen erschüttert, die Vereinten Nationen sprechen von mehreren hundert Toten. Mehr als zwei Jahre nach der Unabhängigkeit ist das Land weit davon entfernt, sich friedlich zu einigen. Jegliche Opposition gegen die herrschende Nationale Kongresspartei wird im Keim erstickt. Zugleich toben Machtkämpfe innerhalb dieser Partei.
Als 1991 die Regierung von Siad Barre stürzte und der somalische Staat zusammenbrach, löste sich die frühere englische Kolonie Somaliland im Nordwesten vom Rest des Landes und erklärte sich für unabhängig. Seitdem wartet die selbsternannte Republik auf internationale Anerkennung. Außenminister Mohamed A. Omar erklärt, warum sein Land ein Recht darauf hat und wie er die Politik des großen Nachbarn Äthiopien gegenüber Somalia bewertet.

Standpunkte

Die moderne Form der Sinnstiftung: Der Verein „Manager ohne Grenzen“ bietet Selbsterfahrung für Führungskräfte, etwa in einem Heim für Straßenkinder in Ghana.
Die Frage nach dem guten Leben ist auch eine der Gerechtigkeit. Es scheint nur recht und billig, wenn Menschen in ärmeren Ländern unser Konsummodell nachahmen. Doch das hätte Folgen, die unser und ihr eigenes Überleben gefährden.
Viele Entwicklungswerke kritisieren die Spekulation mit Nahrungsmitteln, weil sie zu Hunger beitrage. Die Finanzmarktexpertin Ann Berg sagt: Spekulation ist nötig, aber man muss sie begrenzen.

Journal

Die Schweizer Regierung steht erneut wegen ihres Umgangs mit multinationalen Unternehmen in der Kritik. Laut Hilfswerken hat sie dem Nationalen Kontaktpunkt zur Umsetzung der OECD-Leitlinien für multinationale Firmen einen Beirat zur Seite gestellt, der kaum Kompetenzen hat.
Schwache, sogenannte fragile Staaten gelten als eines der größten Probleme für die Entwicklungspolitik. Diese Länder von außen wirksam zu fördern, ist schwierig – das DIE hat die Ursachen dafür untersucht.
Nichtstaatliche Organisationen kritisieren die Schweiz für ihren laschen Umgang mit den im Land ansässigen Rohstoffunternehmen. Anstoß dazu gab der Grundlagenbericht zur Rohstoffbranche, den der Bundesrat kürzlich veröffentlicht hat.
Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit soll künftig enger mit der Weltbank zusammenarbeiten. So stellt sich das zumindest Entwicklungsminister Dirk Niebel vor.
Partner des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) haben in Kamerun die Fälschung eines Malaria-Medikaments aufgedeckt. Das Difäm unterstützt kirchliche Zentralapotheken in Afrika, um Inhaltsstoffe von Präparaten kontrollieren zu können.
Seit die Finanzminister von elf der 27 EU-Mitglieder die Einführung einer Finanztransaktionssteuer beschlossen haben, läuft die Propagandamaschine der Industrie dagegen. Die Horrorszenarien haben aber mit der Realität nicht viel zu tun.
Der „Europäische Dienst für freiwillige Helfer“ kommt in Form, die EU verhandelt eine entsprechende Vorlage. Das freut Hilfsorganisationen: Sie sollen für die Einarbeitung der Freiwilligen etwas vom üppigen Budget abbekommen.
Die EU will, dass europäische Firmen ihre Auslandsgeschäfte transparenter gestalten. Entwicklungsorganisationen begrüßen die Stoßrichtung der Initiative, kritisieren aber die Unverbindlichkeit beim Arbeits-, Menschenrechts- und Umweltschutz.
Die Debatte um Textilfabriken in Bangladesch hat das politische Berlin erreicht: Die Regierung gibt Geld für die Überlebenden. Die Opposition wirft ihr vor, verpflichtende Regeln für westliche Unternehmen zu unterlaufen.
Der „Slumtourismus“ boomt: Jährlich besuchen insgesamt eine Million Urlauber die Armenviertel in Kapstadt, Rio de Janeiro oder Mumbai. Malte Steinbrink, Sozialgeograph an der Universität Osnabrück, erklärt, warum diese Touren für viele so attraktiv sind und was die Slumbewohner davon haben.
„Weißbuch Entwicklungspolitik“ heißt Dirk Niebels vorläufige Bilanz seiner Amtszeit. Die Opposition zerriss es in der Luft. Aber auch innerhalb der Regierung gab es Spannungen wegen der ersten Fassung des Berichts.
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