Erbe des Kolonialismus

Heft 11 / 2020

Beschmierte Denkmäler, Diskussionen über Straßennamen, Proteste gegen Rassismus: Das Erbe der europäischen Kolonialherrschaft und des Sklavenhandels in Afrika, Asien oder Lateinamerika beeinflusst noch das Leben heutiger Generationen. Wie gehen sie damit um – und was fordern sie von den ehemaligen Kolonialmächten?
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Kolonialismus

Heftschwerpunkt

Die koloniale Vergangenheit Deutschlands wird im Schulunterricht kaum thematisiert. Eine Petition will das ändern.
Eine Gruppe panafrikanischer Aktivisten hat in Paris und Marseille demonstrativ versucht, Kunstobjekte aus Museen zu 
holen. Drei von ihnen erklären, warum es für sie so wichtig ist, sich die eigene Kultur wieder anzueignen.
In Kolumbien stammen die Ärmsten im Land oft aus Familien afrikanischer Sklaven. Jetzt fordern sie Entschädigung für 
die Jahrhunderte der Unterdrückung.
Ein Bildungssystem, in dem Englisch als Errungenschaft und die eigene Sprache als wertlos gilt – nur ein Beispiel, wie die Kolonisierung afrikanischer Länder bis heute nachwirkt. 
Handelsstützpunkt, Sklavenplantage, Siedlerkolonie – die Herrschaft der Europäer in anderen Weltteilen hatte sehr unterschied­liche Formen und Folgen. Gerechtfertigt wurde sie auf ihrem Höhepunkt mit einer Zivili­sierungsmission, die bis heute im Selbstverständnis der europäischen Gesellschaften nachwirkt.
Rechtssystem, Kastenwesen, Bildung oder Kultur: Überall hat die britische Kolonialherrschaft in Indien tiefe Spuren hinterlassen. Mit den dadurch vertieften sozialen Gegensätzen kämpft das Land bis heute.
Die Schweiz hatte nie Kolonien und hat doch eine koloniale Vergangenheit. Denn Unternehmen, Handelshäuser, Söldner und Missionare aus der Eidgenossenschaft waren für die Schweiz oder in den Imperien anderer Kolonialmächte tätig. Wie das Land sich am Kolonialismus beteiligt hat und wo das noch nachwirkt. Gespräch mit dem Historiker Andreas Zangger. 
Ewald Katjivena hat ein Buch über seine Großmutter geschrieben, die vor mehr als hundert Jahren den Völkermord an den Ovaherero und Nama im heutigen Namibia überlebte. Er fordert eine Wiedergutmachung in Form von Projekten, die allen Namibiern helfen. 

Welt-Blicke

Investoren können Staaten vor Schiedsgerichten ver­klagen, wenn sie sich von deren Politik geschädigt fühlen. Daran verdienen auch ­Anwälte, Schiedsrichter und fragwürdige Prozessfinan­zierer – auf Kosten der ­Steuerzahler.
Trotz Friedensgesprächen zwischen afghanischen Regierungsvertretern und Taliban sitzt das Misstrauen auf beiden Seiten tief. Ein Bruch zeichnet sich auch zwischen aktiven Talibankämpfern und ihren politischen Vertretern im Exil ab. 
Enoti Kiwuju kämpft in Tansania gegen die Beschneidung junger Mädchen.
Es ist unter schwarzen Südafrikanerinnen und Südafrikanern üblich, Verwandte und Nachbarn mit Geld zu unterstützen. Doch inzwischen kritisieren das viele als Schwarzensteuer, die nach dem Ende der Apartheid den sozialen Aufstieg behindere.

Standpunkte

Europa darf trotz Zusammenarbeit beim Klimaschutz auch Konflikte nicht scheuen, meint Bernd Ludermann.
Die Kriminalisierung von Drogen fördert Probleme, die mit Hilfe der Nachhaltigkeitsziele gelöst werden sollen. Entwicklungsorganisationen sollten sich dafür einsetzen, den Anbau, Handel und Konsum von Drogen zu regulieren.
Es gibt menschlichere und wirksamere Mittel gegen Gewalt an Frauen als die Todesstrafe, meint Barbara Erbe.

Bewegungsmelder

Die Pandemie zeigt, wie schwer das Menschenrecht auf Gesundheit zu verwirklichen ist, meint Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Journal

Das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW) bekommt einen neuen Namen, eine neue Struktur, eine neue Satzung und neue Geschäftsordnungen. Die regionalen Mitgliedswerke werden selbstständiger. 
Das neue Abkommen der EU mit den AKP-Staaten wird frühestens im Laufe des kommenden Jahres in Kraft treten können.
Eine Gesetzesreform macht es praktisch unmöglich, dass kleine Basisorganisationen in Indien Unterstützung aus dem Ausland erhalten. Deutsche Hilfswerke suchen nach Auswegen.
Die EU-Kommission hat Ende September ihren „Neuen Pakt für Migration und Asyl“ vorgestellt. Zur Zusammenarbeit mit Herkunftsstaaten erkennen Fachleute wenig Neues.
Die Wirtschaftskommission der kleinen Parlamentskammer hat eine geplante Agrarreform der Regierung gestoppt. Dahinter steht ein fragwürdiger Deal mit dem Schweizerischen Bauernverband.
Die Regierung arbeitet an einer neuen Umsetzungsstrategie für die UN-Nachhaltigkeitsziele. Aus Sicht zivilgesellschaftlicher Gruppen lässt sie sich zu viel Zeit damit.
Nach der Krise im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos will die österreichische Bundesregierung den Auslandskatastrophenfonds auf 50 Millionen Euro verdoppeln.
Der Bundestag will die Regierung stärker für die Umsetzung der Agenda 2030 in die Pflicht nehmen. Zivilgesellschaftliche Gruppen sind indes enttäuscht von der neuen Nachhaltigkeitsstrategie.
Der Etat des Entwicklungsministeriums wird im Haushaltsentwurf der Bundesregierung nur leicht aufgestockt. Für multilaterale Initiativen gibt es weniger.
Das Entwicklungsministerium unterstützt die Kooperation von Krankenhäusern in Nord und Süd. Das sorgt für zusätzliches Geld, stößt aber auch an Grenzen.
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