Der Plan für die Zukunft?

Heft 7 / 2020

Keine Armut mehr, kein Hunger, Gleichberechtigung, Frieden: Bis 2030 sollen die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Bilanz nach den ersten fünf Jahren: In der Politik wird zwar viel von den SDGs geredet, aber zu wenig dafür getan. Vor allem die Zivilgesellschaft engagiert sich für die Agenda 2030.
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Nachhaltigkeitsziele

Heftschwerpunkt

Ein Ausschuss, der nicht steuert, Ressortpolitik im eigenen Silo, nichtssagende Antworten auf Fragen der Opposition: Fachleute halten die Nachhaltigkeitspolitik der Bundesregierung für einen Reinfall.
Fachleute verwenden viel Mühe auf bessere Daten für die Überprüfung der Nachhaltigkeitsziele. Das lenkt in vielen Fällen von der viel wichtigeren Frage ab, was überhaupt gemessen wird und was im Dunkeln bleibt.
Sie betreiben Krankenhäuser und Schulen oder helfen bei der Friedenssicherung: Gerade im Süden tragen Kirchen zur Verwirklichung der Agenda 2030 bei. Dieses Potenzial sollen sie nun noch besser nutzen. 
In Indien kämpfen zivilgesellschaftliche Organisationen seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und gegen Hunger und Armut. Die UN-Nachhaltigkeitsziele bestätigen sie darin, erleichtern ihre Arbeit allerdings kaum
Nach 90 Stunden Verhandlungen und Streit haben die EU-Chefs am Dienstagmorgen den neuen EU-Haushalt beschlossen. Die darin enthaltenen Corona-Hilfen sollen im Einklang mit dem Green Deal und den SDGs stehen. Doch was auf dem Papier schön klingt, wird in der Praxis nicht gut umgesetzt.
Die UN-Nachhaltigkeitsziele kommen wie ein technisch umsetzbares Programm daher. Sie sind aber eine Vision für ganz neue Entwicklungswege, und Versuche, sie wirksam zu machen, sind höchst konfliktträchtig.
Mexikos Präsident López Obrador fährt trotz Corona-Krise einen strikten Sparkurs – außer für seine persönlichen Lieblingsprojekte. Das konterkariert die UN-Nachhaltigkeitsziele und untergräbt die demokratische Kontrolle seiner Politik.
Die Architektin Alejandra Caballero will dem ökologischen Bauen in Mexiko zu einem Comeback verhelfen.
Wie können Großstädte in Asien und in Afrika für klima- und sozialverträglichen Nahverkehr sorgen?
Die Organisation Base IS hilft Bauern in Paraguay, ihre Produktion ökologischer zu gestalten
Das Westafrikanische Wirtschafts- und Sozialzentrum CESAO kümmert sich grenzübergreifend um den Erhalt bedrohter Waldgebiete und erschließt neue, nachhaltige Wirtschaftszweige.
In Indonesien kämpfen Regierung, Unternehmen, Fischer und NGOs zusammen für mehr frischen Fisch auf dem Teller.
In wenigen Minuten liefern Drohnen in Ruanda Blutkonserven, Medikamente und Impfstoffe in entlegene Gebiete
Immer mehr Menschen haben Zugang zu sauberem Wasser, die Ressourcen aber werden knapp.
Bildung für nachhaltige Entwicklung soll eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele spielen. Dieser Anspruch überfrachtet Bildung und weist ihr zudem eine fragwürdige Aufgabe zu.
Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, braucht Afrika eine neue Art Industrialisierung, sagt der Ökonom Carlos Lopes.

Welt-Blicke

In Südafrikas Küche stehen Fleisch-, Ei- und Milch­­­­pro­dukte traditionell hoch im Kurs. Doch seit einigen Jahren blüht der Veganismus auf – allerdings nur bei denen, die es sich leisten können.
Im Südosten Afghanistans, in einer Region, in der die islamistischen Taliban herrschen, gibt es seit vergangenem Jahr eine Schule für Mädchen. Auch Töchter und Schwestern der Gotteskrieger drücken dort die Schulbank.
Seit mehr als 40 Jahren lebt das kleine Volk der Sahrauis in Flüchtlingssiedlungen in Algerien. Es macht das Beste aus seiner Lage, will aber die Heimat in der Westsahara nicht aufgeben.
Imam Abdullahi Abubakar hat Hunderte Christen vor einem Terrorangriff gerettet.
Sexuelle Gewalt gehört in Gambia zum Alltag vieler Frauen. Seit der ehemalige Diktator Yahya Jammeh öffentlich der Vergewaltigung bezichtigt wurde, erheben immer mehr von ihnen ihre Stimme.
Gebildete Eliten in Nigeria und im Niger, unter denen früher der Marxismus beliebt war, machen heute strenge Auslegungen des Islams zum Leitbild. Damit verändert sich dort nicht nur die Politik, sondern auch die Religion.
Obwohl die Wirtschaft Venezuelas am Boden liegt, florieren die Rumhersteller. Dank geschickter Werbung und ausgezeichneter Qualität verkaufen sie ihren Rum in die ganze Welt. 

Standpunkte

In Warnungen vor einer Corona-Apokalypse in Afrika zeigt sich der typisch weiße Blick auf den Kontinent, meint Tillmann Elliesen.
Das Reformkonzept des Entwicklungsministers wärmt vor allem altbekannte Ideen auf, meint Tillmann Elliesen.
Jörg Schaaber erklärt, warum der neue Patentpool für Covid-19 ein großer Fortschritt in der globalen Gesundheitspolitik ist.  
Mehrere Afrika-Fachleute zweifeln am Sinn der Einsätze in Mali. Helmut Asche erklärt, wie man im Sahel wirklich helfen könnte.

Journal

Sie spricht sieben Sprachen und hat 24 Jahre beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz gearbeitet: Patricia Danzi ist die erste Frau an der Spitze der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit und scheint geradezu prädestiniert für den Posten. Es gibt aber auch Bedenken. 
Mit einem Vorstoß gegen Wildtiermärkte im globalen Süden will das Entwicklungsministerium dazu beitragen, von exotischen Erregern bedingte Gesundheitsrisiken zu senken. Allerdings ist Deutschland selbst Europas zweitgrößter Importeur von Wildtieren.
Europäische Schiffe fangen jährlich Zehntausende Tonnen Fisch vor den Küsten von Entwicklungsländern. Die EU schließt dafür Fischereiabkommen mit den jeweiligen Staaten. Fachleute geben der EU gute Noten für ihre Reformen.
Laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist die Wirtschaft des Landes nicht stark vom Klimawandel bedroht. Die Vereine Klima-Allianz Schweiz und Artisans de la transition halten das für eine fahrlässige Fehleinschätzung. In einer Studie fordern sie, die SNB solle dem Beispiel anderer europäischer Zentralbanken folgen und eine Klimaschutzstrategie vorlegen.
Ungewohnt einig haben Kirchenführer die internationale Gemeinschaft aufgefordert, sich für die Einhaltung des Völkerrechts in den palästinensischen Gebieten einzusetzen. Sie sprechen sich deutlich gegen Pläne Israels aus, Teile des Westjordanlandes zu annektieren. 
Stabilisierend und gut für den Handel, aber wenig abgestimmt und alles andere als selbstlos: Fachleute haben untersucht, wie Europas Entwicklungspolitik in Afrika wirkt.
Weniger Spenden, mehr Aufgaben: Die Corona-Krise hat Folgen für die Arbeit der Hilfsorganisationen. Der Dachverband Venro fordert mehr Unterstützung von der Bundesregierung.
Das Ziel, bis zum Jahr 2030 eine Welt ohne Hunger zu erreichen, erfährt durch Corona einen herben Rückschlag. Entwicklungsminister Gerd Müller kündigt 600 Millionen Euro Mehrbedarf an. Die BMZ-Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ treibt den Minister an
Der ursprünglich für die Jahre 2021 bis 2027 geplante EU-Haushalt wird um einen Wiederaufbauplan ergänzt. Das Budget soll um zwei Drittel wachsen; auch für die Entwicklungszusammenarbeit soll es mehr Geld geben. 
Österreichs Reaktion auf die Bedrohung durch das Coronavirus gilt international als vorbildlich. In den vergangenen Monaten hat sich auch das klinische Know-how im Land entscheidend verbessert. Davon sollen nun auch Kooperationspartner der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Afrika und im Nahen Osten profitieren.
Auf lokaler Ebene kann Hilfe besonders schnell organisiert werden. Das macht den Wert von Städtepartnerschaften in Notzeiten aus. Zur Corona-Bekämpfung läuft die Hilfe dabei nicht nur von Nord nach Süd.
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